Die Zukunft der Kirche im Blick

18.1.2018, 10:00 Uhr
Die Zukunft der Kirche im Blick

© Udo Güldner

„Wir haben uns in den letzten 50 bis 60 Jahren daran gewöhnt, im Pfarrhaus zu sitzen und zu warten, dass jemand kommt“, sagt Deuber. Doch es kämen immer weniger. Und diejenigen, die kämen, seien immer dieselben und auch noch alt. „Alles an der katholischen Kirche ist alt: die 2000-jährige Botschaft, die jahrhundertealten Kirchen, die im Schnitt 64-jährigen Priester, und nicht zuletzt die Gläubigen.“ Die werden zudem immer weniger.
2015 standen etwa 181000 Austritten im Erzbistum Bamberg gerade einmal 2600 Neu- und 6400 Wiedereintritte gegenüber. „Die Kirche hat für viele junge Menschen ihre Faszination verloren,“ beklagt Helmut Hof und macht das auch an der Zahl der Ministranten fest, die in einem bestimmten Alter der Kirche verloren gingen.
Die katholische Kirche habe in ihrem „Kerngeschäft“ riesige Probleme: Nicht einmal jedes vierte Kind im Bereich des Erzbistums Bamberg werde getauft, weniger als ein Drittel der Verstorbenen bekämen ein katholisches Begräbnis, und die Kirchenbesucher pendelten um die zehn Prozent. Hinzu kämen massive Nachwuchsprobleme bei Priestern, aber auch bei pastoralen Mitarbeitern, deren Arbeitszeiten abends und am Wochenende wenig attraktiv seien. „In 20 Jahren könnte es nur noch ein Drittel des Personals sein.“ Doch trotz erschreckender Zahlen lässt sich Christian Deuber nicht entmutigen. Er hatte einige interessante Ideen im Gepäck, die in anderen Bistümern bereits mit mehr oder weniger Erfolg umgesetzt wurden und werden. In Hildesheim etwa haben einfache Gläubige sich überlegt, „was uns wirklich wichtig ist“. Nach Jahrzehnten fiele vielleicht auf, dass man gar keine Werktags-Gottesdienste mehr brauche, und die wenigen Besucher nur gekommen seien, „damit der Pfarrer nicht so alleine ist“.

In Speyer hatte man die Seelsorger durch eine Umstrukturierung der Verwaltung entlastet. Ein zahlenkundiger Geschäftsführer, und nicht mehr der Pfarrer, kümmert sich um Personal, Finanzen und Gebäude. „Diesen Vorschlag höre ich hier schon seit 20 Jahren.“ Nun aber komme mit einer gemeinsamen Organisation der katholischen Kindergärten in Forchheim Bewegung in die Sache. Das funktioniere aber nur, wenn der Pfarrer loslassen könne. Man denke in Bamberg auch darüber nach, für bestimmte Bereiche, etwa die Jugendarbeit, Sozialpädagogen einzustellen.
Bei all den amtskirchlichen Überlegungen zum Geld vermissten viele Gläubige in der ehemaligen Kapelle der Redemptoristen-Patres das Wichtigste: Gott. Es werde viel zu viel über Stellenpläne und Strukturreformen diskutiert. Dabei bliebe der Glaube auf der Strecke, findet Borghild Schiefer. So wisse kaum einer der tausenden Besucher, dass in Pottenstein nicht irgendein Lichterfest gefeiert werde, sondern die Ewige Anbetung. „Das ist eine reine Touristenveranstaltung, die nichts mehr mit Gott zu tun hat,“ sagt Deuber.
Seit einem Dreivierteljahr „spinnen wir in der Zukunftswerkstatt produktiv herum“, erzählt Deuber. Mit seinen Berufskollegen Andreas Barthel aus Hallerndorf und Horst Schmidt aus Neunkirchen, Pfarrer Daniel Schuster aus Eggolsheim, Helmut Hof von der Katholischen Erwachsenenbildung und seit neuestem auch Regionaldekan Martin Emge aus St. Martin Forchheim macht man sich Gedanken, wie es weitergehen soll, und sei für jeden Impuls von außen dankbar. Noch wisse der Domberg nichts davon.
Die Katholische Erwachsenenbildung im Landkreis Forchheim lädt am Samstag, 10. Februar, von 10 bis 17 Uhr zu einem Praxistag „Gewaltfreie Kommunikation“ in das Pfarrzentrum St. Anna in Forchheim. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Infos unter www.keb-forchheim.de

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