Diese neuen Bewohner tummeln sich in der Aisch

30.10.2017, 13:36 Uhr
Diese neuen Bewohner tummeln sich in der Aisch

© Andreas Hartl

Der Fischereiverein Willersdorf/Haid hatte sich im Juli an die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken gewandt. Schnell war klar, dass es sich um eine weitere eingewanderte Fischart aus dem Donauraum handeln musste, eine bisher für Bayern nicht nachgewiesene Schwarzmeergrundel-Art.

Schon die ersten Fotos von Mitgliedern des Fischereivereins dieses bis dahin in unseren Gewässern noch unbekannten Fisches ließen das vermuten. Doch trotz einer umfangreichen Befischung gelang es nicht, diese Fischart nochmals zu fangen, um sie gezielt zu bestimmen. So blieb der Verdacht unbestätigt, dass es sich um einen weiteren Neuankömmling aus dem Schwarzmeerraum handeln könnte – die Flussgrundel.

Diese neuen Bewohner tummeln sich in der Aisch

© Andreas Hartl

Für das Zeltlager des Fischereivereins Willersdorf/Haid stellte die Fachberatung dann zusätzlich Reusen zur Verfügung. Zudem hatte sich die Fachberatung für Fischerei mit internationalen Grundelexperten, unter anderem aus Rumänien, ausgetauscht. Diese hatten eine spezielle Angeltechnik mit Wurm- oder Maden-Köder empfohlen, wie sie auch gezielt für das Köderfischen eingesetzt wird. Insgesamt neun Flussgrundeln konnten so mit der Angel während des Zeltlagers gefangen werden.

Nach einer abschließenden Prüfung durch die Zoologische Staatssammlung in München war klar: die Flussgrundel hat nun Bayern eindeutig erreicht. Bisher wurde sie in Deutschland nur einmalig im Jahr 2011 in Nordrhein-Westfalen nachgewiesen. In der Aisch wurden zudem auch die Schwarzmundgrundel nachgewiesen, die bereits in Main und Regnitz heimisch ist. „Die Flussgrundel kommt aus dem Schwarzmeergebiet, also aus Rumänien und Bulgarien zu uns. Generell breiten sich die Grundelarten im Donausystem immer weiter aus“, berichtet Thomas Speierl, Leiter der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken.

Oft wandern die Fische im Ballastwasser von Schiffen ein. Ob die Zuwanderung beziehungsweise Verbreitung nun über die Donau und über den Main-Donau-Kanal erfolgte oder ob die Flussgrundel über die Schiffstransportwege den Rhein oder den Main aufwärts nach Oberfranken gelangte, bleibt unklar.

Nachdem in der Aisch kein Schiffsverkehr besteht, steht fest, dass die Flussgrundel die in den letzten Jahren erstellten Fischaufstiegsanlagen gezielt zur Einwanderung genutzt hat. Die Aisch ist aufgrund der geringen Strömung, des hohen Sandanteils und der vielen Untiefen, vor allem in den Staubereichen ein günstiger Lebensraum für diese neue Fischart – wie auch alle weiteren linksseitigen Zuflüsse der Regnitz.

Fischereiwirtschaftlich besitzt die Flussgrundel aufgrund ihrer geringen Größe keine wirtschaftliche Bedeutung. Als Lebensmittel zeichnet sie ihr süßes Fleisch aus, das sehr schmackhaft ist, wenn es frisch verzehrt wird. Dies trifft auch alle übrigen Grundel-Arten zu. Welche Folgen die Besiedlung durch eine solche neue Fischart haben wird, ist nicht wirklich abzuschätzen: Einerseits ist die Grundel Futter für Raubfische wie Zander oder Aal, sie kann aber auch Konkurrenz für heimische Kleinfischarten sein.

Zudem umfasst bei allen Schwarzmeergrundel-Arten die Nahrung eine hohe Bandbreite an wirbellosen Tieren, Krustentieren sowie Fischgelegen, Fischlarven und auch Jungfischen. Das Gefährdungspotenzial für die heimischen Fischbestände ist somit noch nicht eindeutig abzuschätzen.

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