Doktorin verarztete kranke Puppen in Forchheim

17.5.2018, 17:50 Uhr
Ute Geier gibt als Puppendoktorin ihr Bestes, doch bei dieser Puppe musste ein neuer Kopf her.

© Roland Huber Ute Geier gibt als Puppendoktorin ihr Bestes, doch bei dieser Puppe musste ein neuer Kopf her.

"Ich habe ein krankes Kind dabei. Sie ist das Letzte, das meiner Schwester und mir von unserer Mutter geblieben ist", sagt Hans Kornfeld, als er die Puppe behutsam auf dem Tisch ablegt. Seine 96-jährige Schwester ist beim Umfallen auf dem Sofa gelandet, wo die Puppe saß. Die Folge: Schädelbasisbruch und ein Loch, das sich vom linken Auge über die gesamte Stirn zieht. "Ohje, sie hat ja nur noch ein Auge", bemerkt Puppendoktorin Ute Geier. Ein neuer Kopf muss her.

Die Puppe hatte die Mutter der heute 96-Jährigen in den 1950er Jahren geschenkt. "Wir haben Urenkel, die haben auch Puppen", erzählt der Forchheimer. Er hat sogar Fotos mitgebracht. Aber die verwundete, namenlose Puppe sei keine gewöhnliche — mit ihr spielten die Urenkel auch nicht. "Sie ist für uns ein ganz besonderes Erinnerungsstück", so Kornfeld.

"Zum Glück kein Blut"

"Wir helfen Puppen und Menschen", so drückt es der Puppendoktor Günter Geier aus, der seit mehr als 56 Jahren Puppen und Stofftiere verarztet. Aus gesundheitlichen Gründen tritt der 78-Jährige kürzer, seine Frau Ute hat nun seit Januar diesen Jahres den Job übernommen. Er unterstützt sie als Assistenzarzt. "Zum Glück fließt bei Puppen kein Blut, wir können beide kein Blut sehen", so Günter Geier.

In ihrem Fundus haben die beiden 15 000 Ersatzteile: Augen, Perücken, Arme, Beine sowie Teile, die die Puppenstimme erzeugen. "Früher haben wir die Sachen auf Flohmärkten gekauft, inzwischen gibt es viel auf Ebay", erzählt die Puppendoktorin.

Mit Mini-Puppen auf der Flucht

"Wenn eine Puppe dabei ist, bei der ich genau hinsehen und ein wenig herumtüfteln muss, wie man ihr helfen kann, ist das eine große Freude", sagt die 59-Jährige. Wenn sie nicht gerade Puppen verarztet, ist sie als Angestellte in einem Bamberger Fotogeschäft tätig.

"Ich hänge so sehr an ihr. Können Sie ihr helfen?", fragt Monika Meyer aus Forchheim. Sie ist mit einer Mini-Puppe in die Sprechstunde gekommen, deren Arme und Beine versorgt werden müssen. "Die ist fast genauso alt wie ich und ich bin 77 Jahre alt", sagt sie. Auf der Flucht von Oberschlesien nach Bayern konnten sie und ihre Geschwister nur kleine Puppen mitnehmen.

Sie hat auch eine neuere, 50 Zentimeter große Puppe dabei, die eine Perücke sowie neue Gummibänder für Arme und Beine benötigt. Für die Puppendoktorin kein Problem. Die 77-Jährige strahlt: "Ach, ist das schön, dass Sie ihnen helfen können. Wegschmeißen könnte ich keine, für mich sind sie wie Lebewesen."

Wer noch kranke Puppen zuhause hat: Die Puppendoktoren sind telefonisch unter 0160 4082898 und per Mail unter utegeier2408@aol.com errreichbar.

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