Drei Männer zwischen Handwerk und Kunst

28.8.2015, 19:58 Uhr
Drei Männer zwischen Handwerk und Kunst

© Foto: Ralf Rödel

Auf dem Rathausplatz stehen seit wenigen Stunden einige steinerne Bänke. Passanten setzen sich wie selbstverständlich darauf. Dabei sind es Kunstwerke Wolfram von Bierens – und sie werden dort nicht lange bleiben. Die äußerst praktischen Stücke, die noch dazu einen ganz eigenen Charme verströmen, haben in den Rathaushallen noch Gesellschaft in Form steinerner Sitzblumen für Individualisten.

„Ich will das Alte mit dem Neuen konfrontieren“, sagt Wolfram von Bieren, der sich auch vorstellen könnte, dass seine Skulpturen etwas für die Innenstadt wären. Seine kleineren Skulpturen aus dem feinen Sandstein Dolomit oder dem Muschelkalkstein zeigen hingegen verschlungene Menschen oder Figuren wie „Die kleine Pflanzerin“. Sie ist nicht ganz aus dem Felsblock herausgeschlagen, bildet mit ihm noch immer eine Einheit.

Den Meißel setzt Wolfram von Bieren direkt an, ohne große Skizzen, lässt sich vom Material und seinen Gedanken treiben. „Die Franzosen nennen das taille directe.“

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Glasarbeiten Günther Johns und seiner „Stifte“, die er von 1985 bis 2000 in seinem Forchheimer Betrieb in der Vogelstraße ausgebildet hat. „Als Rentner habe ich nun etwas mehr Zeit, mich um die Kunst zu kümmern. Außerdem hängt der Glasstaub noch immer an mir und juckt.“

Ein farbenprächtiger Fächer von Kerstin Löw aus Walkersbrunn zieht die Blicke auf sich. „Wie sie die Oberflächen geformt und die Farben eingesetzt hat: Da ist Pfeffer drin“, sagt John, der eigentlich aus dem niederschlesischen Trebnitz stammt, nach Kirchehrenbach seit 1951 in Forchheim ansässig ist. Hier lernte Günther John in der Glaserei Stumpf. Seine eigenen Werke sind einerseits Hinterglasmalereien, andererseits sind es Originalmalereien für Kirchen. „Das Schwarzlot dafür hat man früher aus den Schmieden geholt. Im Grunde ist es das verbrannte Metall, das der Hufschmied abgeschlagen hat.“

Mit einer Lösung aus Zuckerwasser heute oder Urin früher wird es angerührt und auf das Glas aufgetragen. „Es sorgt für die dunklen Konturen.“ Mit hochgiftigen Metalloxid-Farben erhalten die Kirchenfenster Farbe.

Mit Kupfer etwa wird ein leichter Blauton erreicht. Zwischen den Glasteilen sorgen Bleiruten für den sicheren Halt. Eine kunstvoll gebogene Glasgeige, die Claudia Saffer aus Kauernhofen in ein Fenster eingepasst und mit herumwirbelndem Laub verziert hat, ist nicht zum Durchschauen gedacht. „Das könnte man von hinten beleuchten und wie ein Bild an die Wand hängen.“

Die Parallele zur Kunst wird immer klarer, je länger Günther John von den aufwendigen, zeitraubenden, Geschicklichkeit und Kreativität erfordernden Handgriffen spricht. „Die Kunst kommt aus dem Handwerk. Denken sie etwa an die Möbelschreiner mit ihren Intarsien oder an die Kunstschmiede.“

Schon das hünenhafte Aussehen verrät Ortwin Polz als zupackenden Handwerker. Wenn man noch weiß, dass er aus Lavamünd in Kärnten stammt, dann war der Weg zum Schmiedefeuer nicht weit. Zuerst allerdings noch ging es um Pferde und Wagen. Später arbeitete er in einer Werkstatt und als Monteur bei Siemens in Erlangen. Seit 1979 brennt die Esse des Österreichers in der Wahlheimat Hausen. Neben seiner Frau stellen auch zwei seiner Schüler neben ihrem Meister John aus. Ortwin Polz selbst zeigt eine Auswahl an archäologischen Rekonstruktionen wie einen Topfhelm aus dem 14. Jahrhunderts.

Während der Öffnungszeiten der Rathaushallen ist John anwesend und führt Besucher durch die Schau, die am 13. September endet.

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