Ebermannstadt: Erinnerungen an Karl Theiler

30.11.2016, 08:00 Uhr
Ebermannstadt: Erinnerungen an Karl Theiler

© Archivfoto: Löwisch

Seine Karriere begann 1960 mit der Wahl in den Gemeinderat. Von 1966 bis 1972 war er zugleich Zweiter Bürgermeister und anschließend bis 1990 Erster Bürgermeister von Ebermannstadt. Zu Beginn seiner Amtszeit stellte die Landkreis- und die Gemeindegebietsreform große Ansprüche an den frischgebackenen Bürgermeister. Der Landkreis Ebermannstadt wurde von Forchheim „geschluckt“, viele neue Orte der Umgebung wurden eingemeindet und Ebermannstadt wurde Unterzentrum in einer Verwaltungsgemeinschaft mit Pretzfeld (bis 1980) und Unterleinleiter (bis heute).

In seine 18-jährige Schaffensperiode als Bürgermeister fielen unter anderem der Bau der Realschule, des Gymnasiums und die Hochwasserfreilegung im Ort. Karl Theiler setzte sich für die Städtepartnerschaft mit Chantonnay ein, wofür er schon 1980 zum Ehrenbürger der französischen Stadt ernannt wurde. Für sein langjähriges kommunalpolitisches Wirken zeichnete ihn seine Heimatstadt 1996, anlässlich seines 70. Geburtstages, ebenfalls mit der Ehrenbürgerwürde aus. Schon 1993 verlieh man Karl Theiler das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Doch damit ist das vielseitige Wirken dieses Mannes bei weitem nicht erschöpfend erzählt. Seit seiner Rückkehr aus französischer Gefangenschaft im Jahre 1948 kämpfte Theiler für den Erhalt des alten Brauchtums. 50 Jahre lang baute er in der Adventszeit die viel beachtete Krippe in der Pfarrkirche auf und spielte von 1949 bis 1955 in der städtischen Theatergruppe mit. 1950 schmückte er den ersten Osterbrunnen in Ebermannstadt, seit dem gleichen Jahr war er bis zu seinem Tode auch legendärer Vorbeter für den Kreuzweg am Karfreitag. Er belebte den Kirchweihbrauch neu und war Mitbegründer des Ebermannstadter Elferrates, der seither zur Faschingszeit sein „Unwesen“ treibt.

Von 1989 bis 2001 führte Theiler als Hauptvorsitzender den Fränkische-Schweiz-Verein (FSV). In dieser Eigenschaft setzte er sich leidenschaftlich mit Hans Backer für Felsfreilegungen ein und kümmerte sich um den Erhalt der einmaligen Wiesenlandschaft in den Tälern der Region. Zwei Betätigungsfelder, die ihm den Ehrenschild, die höchste Auszeichnung des FSV, einbrachten.

Ein „Gewürfelter“

Doch damit ist sein Lebenswerk noch immer nicht ausreichend erklärt. Karl Theiler betätigte sich in seiner Freizeit als Zeichner sowie als fränkischer Gedichteschreiber und Mundartautor. Seine Erzählungen spiegeln eine genaue Kenntnis fränkischer Lebensart wieder. In ihnen kommen auch die kritische und verständnisvolle Liebe zu seinen „fränkischen Leut“ deutlich zum Ausdruck. Vier kleine Heftchen mit mehr als 300 Mundart-Gedichten zeugen noch heute von seiner hohen Schaffenskraft.

Die Regierung von Oberfranken kürte ihn deshalb 1990 zum „gewürfelten Franken“. Die Verleihung des Kulturpreises des Frankenbundes 1998 war ein weiterer Ansporn für den „Saalers-Korl“, auch im Alter weiter zu machen. Plötzlich und für alle unerwartet, holte ihn der Tod ein: Theiler starb am 29. Juni 2003 im 77. Lebensjahr. Die Lücke, die er hinterließ, ist bis heute nicht geschlossen.

 

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