Ebermannstadt: Neues Buchgeschäft kommt

8.6.2018, 10:00 Uhr
Ebermannstadt: Neues Buchgeschäft kommt

© Foto: Roland Huber

Seit der Schließung der Buchhandlung "Fränkische Schweiz" fehlt es den Ebermannstädtern an Lesestoff. Das Betreiberpaar hatte beschlossen, nach fast 17 Jahren die Geschäftstüre in der Hauptstraße für immer abzusperren. Das Geschäft laufe zwar gut, hatte Inhaber Wolf Sander im Gespräch mit den NN im Frühjahr betont, er fürchtete aber um ausreichend Kunden, sobald der Aldi- und Rewe-Markt im Gewerbegebiet am Oberen Tor öffnen.

Doch die Ebermannstädter müssen vermutlich nicht mehr lange warten, bis sie von einem neuen Buchladen zum Schmökern eingeladen werden. Voraussichtlich im September will Michael Holz von der Forchheimer Buchhandlung "faust" in der Nürnberger Straße in die Hauptstraße nach Ebermannstadt expandieren.

Den neuen Standort bezeichnet Holz als "attraktiv" — der vielen Schularten samt Schüler und des Einzugsgebietes der Fränkischen Schweiz wegen. "Die Ebser bedauern, dass es ihre Buchhandlung nicht mehr gibt", hört Holz immer wieder seine Kunden im Forchheimer Geschäft sagen.

Im Moment eine Hängepartie

Wo Holz sein Geschäft in Ebermannstadt aufschlägt, ist noch nicht sicher. "Im Moment befinde ich mich noch in einer leichten Hängepartie, da es schwer ist, ein Ladenlokal zu finden." Nicht jeder Leerstand sei (gleich) verfügbar. "Ich will relativ schnell eröffnen."

Derzeit sei das Zentrenmanagement bemüht, geeignete Geschäftsräume zu finden und im Gespräch mit Eigentümern. Verliefe diese Suche im Sand, kommt Holz wohl trotzdem in die Stadt. Als eine letzte Möglichkeit stünden dann eventuell die Räume des Zentrenmanagements in der Hauptstraße 21 zur Verfügungen.

"Das Büro, das selbst vor gut einem Jahr einen Leerstand wieder mit Leben erfüllt hat, würde sich dann nach neuen Optionen umsehen", sagt Roland Wölfel von der Beratungsfirma Cima, die hinter dem Management steckt.

Eine größere Nachfrage in ihrem Café wünscht sich Kerstin Gößl. Die gelernte Feinbäckerin aus Rüssenbach eröffnete ihr Stadtcafé in der Hauptstraße im April 2017. Nachdem die im gleichen Haus untergebrachte Buchhandlung "Fränkische Schweiz" schloss, begann die Gerüchteküche zu brodeln.

Der Hauseigentümer hatte einen — inzwischen vom Stadtrat abgelehnten — Antrag auf Umnutzung des Gebäudes für Wohnzwecke gestellt. Viele Ebser waren offenbar der Ansicht, dass auch das Café schließen werde. Die NN berichtete im Mai von Gößls Sorgen um die unwahren Gerüchte, die ihre Existenz bedrohten.

Stadtcafé ist "stinksauer"

Kaum habe sich die Lage gebessert, so Gößl, habe ihr das sogenannte "Ebser Blättla" — eine gedruckte Broschüre des CSU-Ortsverbandes — das (Über)Leben wieder schwer gemacht. Der darin abgedruckte Satz: "So erfreulich das ist, dürfen wir nicht vergessen, dass der Bücherladen geschlossen wurde und das Stadtkaffee, trotz der Umsetzung des Zentrenmanagement-Konzeptes nach eigenen Aussagen in großen Schwierigkeiten steckt." Gößl ist noch immer "stinksauer" über diese Aussage.

Zum einen, weil sie lediglich in kleineren Schwierigkeiten stecke, zum anderen, weil viele Gäste den Satz falsch aufgefasst hätten. Kunden haben Gößl daraufhin angerufen und Reservierungen in Frage gestellt oder sich erkundigt, ob ihre bestellte Torte auch noch gebacken werde. "Ich kämpfe um meine Existenz", sagt Gößl.

Nachdem im Internet eine hitzige Diskussion über den Beitrag entstanden ist, hat die CSU-Ortsvorsitzende Diana Striegel ihr Bedauern über das Missverständnis ausgedrückt, "welches durch unseren Beitrag entstanden ist".

"Es wird zu viel gejammert"

Für die Café-Inhaberin werde in Ebermannstadt zu viel "gejammert". Gößl schlägt vor, sich auf die schönen und positiven Seiten der Stadt zu konzentrieren. "Negatives hebt die Arbeit an Positiven wieder auf."

Für die Zukunft schweben ihr Jam-Sessions in ihren Café-Räumen vor. "Ich will eine Plattform für junge Leute bieten, die vor Publikum spielen wollen." Auch zu einem spanischen Abend könnte Gößl die Stadtbevölkerung demnächst einladen. Es ist eine weitere Idee der Cafébetreiberin. Südländischer Gitarrenrhythmus könnte sich dann zur Paella-Pfanne gesellen. Mit neuen Ideen will sie ihre Existenz sichern. "Ich habe nicht mehr viel Zeit."

Die Kritik am Zentrenmanagement im Zusammenhang mit ihrem Café, wie sie im "Ebser Blättla" kundgetan wurde, kann sie nicht nachvollziehen. "Es wird sehr viel gemacht und sie sind immer für mich da."

Mundpropaganda entscheidet

Dass sowohl der Erfolg als auch Misserfolg von der Mundpropaganda abhängig ist, ist für Ramona Blank vom Heimatcafé Fakt. "Deshalb können wir heute sehr zufrieden mit unserem Geschäft sein." Denn ein Selbstläufer sei die Zeit nach der Café-Eröffnung im Winter 2015 nicht gewesen.

Die Ebser hätten ihre Zeit gebraucht, um das Café am Rande der Innenstadt kennenzulernen. Doch mittlerweile sei das Konzept — Blank beschreibt es als eine Mischung zwischen "modern, aber trotzdem ländlich" — angekommen, bei Jung wie Alt.

Eine Erfolgsstütze seien aber auch hauseigene Events, vom Wein- über Grillfest oder gemeinsames Fußball schauen. Zum Tagesgeschäft gehöre es aber auch, flexibel zu sein, zum Beispiel bei den Öffnungszeiten: "Während des Altstadtfestes haben wir länger geöffnet." Das schätzen die Kunden.

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