Ein doppelt-besonderes Musical

15.3.2015, 10:00 Uhr
Ein doppelt-besonderes Musical

© Foto: Mark Johnston

„Manchmal frage ich mich schon, ob ich mir nicht zu viel vorgenommen habe“, sagt Petra Distler, um gleich darauf leichthin anzufügen: „Aber jetzt ist es zu spät.“ Da hat sie wohl recht: In einer Woche, am Samstag, 21. März, wird ihr Musical in der Volksschule Muggendorf zum ersten Mal aufgeführt. Einen Tag später findet ein weiterer Auftritt in der Mittelschule Ebermannstadt statt. „Joseph, ein echt cooler Träumer“ ist der Titel des einstündigen Programms mit poppiger Musik.

Das Besondere daran ist nicht nur sie als blinde Chorleiterin, sondern auch der integrative Charakter des Projektes. Denn zusammen mit den 22 Sängerinnen und Sängern des Kinderchors der Musikschule und der Kindertanzgruppe Muggendorf stehen sechs erwachsene Bewohner des BRK-Heimes in Muggendorf auf der Bühne.

Eine Höchstleistung

Seit einigen Jahren musiziert Petra Distler zusammen mit den psychisch kranken Heimbewohnern. „Ich habe mit meinen Schülern langsam angefangen, zwischen den Musikeinheiten Geschichten gelesen, Sitztänze gemacht und Rhythmus geübt“, sagt sie und fügt an: „Das war vor drei Jahren, jetzt können sie schon kleine Melodien. Für Menschen mit ihren Krankheitsgeschichten ist das Höchstleistung.“

Diese wird im Musical sichtbar. Die Heimbewohner unterstützen den Kinderchor vor allem bei den Refrains. Die Musik verbindet — und genau das ist auch der Hintergrund für das Musikprojekt. „Ich möchte, dass sich Menschen mit und ohne Behinderung begegnen und darüber die Angst vor dem Unbekannten verlieren“, erklärt Petra Distler.

Auch in den Reihen der Zuschauer möchte sie Menschen mit Handicap ansprechen und ihnen zeigen: Wenn sie wollen, können auch sie Musik machen. „Es wäre schön, wenn wir an der Musikschule bald eine integrative Gruppe aufmachen könnten“, meint die Musiklehrerin. Neben Gesang unterrichtet sie auch Keyboard und Blockflöte. Doch erst einmal muss das Kindermusical über die Bühne gebracht werden. Und das ist für sie eine Herausforderung: „Die Kinder sind auf mich fixiert, ich muss ihnen ihre Einsätze vorgeben, ihnen bei den Bewegungsabläufen helfen“, erklärt sie.

Immerhin sind die Kleinsten gerade einmal vier Jahre alt und auch die älteren Kinder maximal zehn. Um ihnen zu helfen, hat die Musiklehrerin alle Lieder auswendig gelernt. Und sie setzt auf ihre drei Assistentinnen. Jeweils eine von ihnen unterstützt die 48-Jährige auch in ihren Musikstunden. Für das Musical sind alle drei im Einsatz. „Sie stellen die Kinder dorthin, wo wir es einstudiert haben, die Solisten in die Mitte, den Chor drumherum“, erklärt Distler.

Begeistert vom Engagement

Seit Herbst übt sie mit ihren beiden Gruppen, dem Kinderchor und den Bewohnern des BRK-Heimes, für den großen Auftritt und sie ist begeistert vom Engagement aller Beteiligten. „Auch die Eltern machen mit, sie bringen belegte Brötchen und haben die Kostüme und Bühnenbilder mitangefertigt.“ Die Musikschule stellt die Technik.

Inzwischen liegt eine erste gemeinsame Probe im Muggendorfer Schulhaus hinter allen Mitstreitern. Eine spannende Zeit für alle. Und eine anstrengende für die Musiklehrerin. „Jetzt, so kurz vor dem Auftritt, kann ich manchmal fast nicht mehr schlafen.“ Und trotzdem: Wenn es nach Petra Distler geht, ist es nicht das letzte integrative Musical in der Fränkischen Schweiz. „Jedes Jahr so ein Projekt, das wäre toll“, sagt sie.

Das Musical „Joseph, ein echt cooler Träumer“ wird am Samstag, 21. März, um 17 Uhr in der Aula der Volksschule Muggendorf aufgeführt und am Sonntag, 22. März, in der Mittelschule Ebermannstadt, ebenfalls um 17 Uhr.

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