„Ein flaues Gefühl“ in Willersdorf

27.11.2015, 17:00 Uhr
„Ein flaues Gefühl“ in Willersdorf

© Martin Regner

An der Fassade des alten Bauwerks direkt an der Willersdorfer Ortsdurchfahrt steht noch in bunten Buchstaben „St.-Joseph-Kindergarten“. Die inzwischen geschlossene Einrichtung ging zurück auf eine Stiftung der Bauersfrau Margareta Schleicher aus dem Jahre 1931; diese vermachte ihren Bauernhof einem Verein zur Betreuung von Kindern.

Die Trägerschaft des daraufhin in Schleichers Anwesen untergebrachten Kindergartens lag in der Hand der katholischen Kirchenstiftung. Weil die Sanierun zu teuer war, wurde es nun verkauft. Stattdessen wurde der neue Kindergarten "St. Margareta" im April 2015 unter kommunaler Trägerschaft eröffnet. 

Unzufrieden mit Abwicklung

Im Rahmen der Willersdorfer Bürgerversammlunge äußerten zwei Anwesende ihre Unzufriedenheit. Gerhard Weber vermisste Informationen über den Verbleib des Vereinsvermögens und Richard Fischer meinte, er habe „ein flaues Gefühl“. Schließlich sei die Immobilie nach seinen Kenntnissen unmittelbar nach dem Verkauf an einen Bamberger Immobilien-Investor von diesem wieder weiter veräußert worden.

Allerdings für einen deutlich höheren Preis als demjenigen, den der Kindergartenverein zunächst erlösen konnte: Im Dorf würden für den ersten Verkauf eine Summe von rund 50 000 Euro und für den zweiten ein deutlich höherer Betrag kursieren, so Weber. 300.000 Euro sind im Gespräch.

Ohne Einfluss

Torsten Gunselmann erklärte, dass er als Bürgermeister der Gemeinde Hallerndorf keinen Einfluss auf die Abwicklung des Kindergartenvereins oder auf die Immobilienverkäufe gehabt habe und weitere Details, die ihm durch seine Einblicke in die Verwaltung zur Kenntnis gelangt seien, dem Datenschutz unterliegen würden.

Auf Anfrage der Nordbayerischen Nachrichten sagte Richard Wagner, der zuletzt als Zweiter Vorsitzender des Vereins fungierte und derzeit mit dessen Liquidation befasst ist, dass „der Kindergartenverein mit dem Wiederverkauf der Immobilie gar nichts zu tun hatte“ und er ebenfalls keine Auskünfte dazu geben könne.

Abgeschlossene Sache

Das verbliebene Vereinsvermögen werde gerade durch einen Notar an die katholische Kirchenstiftung überführt, so wie es die Kindergartenstifterin Margareta Schleicher dereinst für den Fall einer Vereinsauflösung verfügt habe. „Das sind abgeschlossene Sachen und ich sehe keinerlei Veranlassung, das jetzt noch einmal aufzukochen“, meinte Wagner außerdem.

Pfarrer Matthias Steffel sagte: „Der alte Kindergarten wurde so abgewickelt, wie es die Vereinsversammlung beschlossen hat.“ Das Vorgehen sei rechtlich abgesichert und durch einen Notar sowie die Rechtsabteilung der Erzdiözese Bamberg geprüft worden.

Von einem Mitarbeiter der Bamberger Firma „Sectora Liegenschafts- und Beteiligungsgesellschaft mbH“ wurde den NN auf Anfrage nur bestätigt, dass das Unternehmen den Willersdorfer Kindergarten gekauft hat.

Auf ihrer Homepage wirbt die Sectora GmbH für Geldanlagen mit einem Zinssatz von 6,65 bis 7,15 Prozent pro Jahr; die Besicherung des eingelegten Kapitals „erfolgt über eine erstrangige Grundschuldsicherheit auf eine deutsche Immobilie“.

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