Ein großes Fest zwischen Ostereiern und Ouzo

1.4.2018, 08:00 Uhr
Ein großes Fest zwischen Ostereiern und Ouzo

© Foto: Stamopoulos

Während Ostern in kommerzieller Hinsicht zum Fest des Schokohasens und der Osternester geworden ist, gedenken die Gläubigen Jesu Tod und feiern in Gottesdiensten seine Auferstehung. Für griechisch-orthodoxe Christen zum Beispiel steht mit Ostern das wichtigste Fest des Jahres vor der Tür. "Die Bedeutung der Osterfeiertage für uns ist vergleichbar mit Heiligabend für deutsche Christen", erzählt Stamopoulos, "auch deshalb, weil beide Feste sehr familiär geprägt sind."

Vor 22 Jahren tauschte er seine mittelgriechische Heimat auf dem Land zunächst gegen die Großstadt München ein. Später ging es nach Forchheim, wo er nun das Gasthaus "Akropolis" betreibt. Auch an Ostern kommen die Gäste gern: "Ich freue mich zu sehen, dass die Menschen nach der Kirche hier zum Fischessen kommen. Da merkt man, dass das Osterfest auch in Deutschland Bedeutung hat."

Ein großes Fest zwischen Ostereiern und Ouzo

© Foto: Birgit Herrnleben

Allerdings fällt es dem griechischen Gastronom schwer, während der 40-tägigen Fastenzeit Souvlaki, Gyros und Co. zu servieren. "Bis Ostersamstag essen wir hauptsächlich Salat — alle tierischen Produkte sind verboten. Das ist schon herausfordernd, daher werden die 40 Tage Fastenzeit manchmal auch auf eine Woche beschränkt", gibt er zu.

In Griechenland arbeite während der gesamten Karwoche niemand — ein weiteres Zeichen für die Bedeutung des Festes. Stattdessen treffen sich Freunde und Nachbarn jeden Abend in der Kirche, um sich an den Leidensweg Jesu zu erinnern und die Prozession vorzubereiten. Diese findet von Karsamstag auf Ostersonntag statt: Mit leuchtenden Kerzen läuft die Gemeinde von der Kirche zum Friedhof, um den Verstorbenen das "Licht der Auferstehung" zu bringen. Eine Parallele zur evangelischen und katholischen Kirche: Auch in Osternachtsgottesdiensten spielt das Licht als Zeichen für Jesu Auferstehung eine große Rolle.

Nicht ohne Ouzo

Ob es sonntags dann auch wieder etwas Ordentliches zu essen gibt? "Und wie", sagt Stamopoulos und muss lächeln, "jede Familie grillt ein großes Lamm am Spieß vor ihrem Haus." Die Straße erscheint dann wie ein einziges Esszimmer. Die Menschen feiern miteinander und so gibt es kaum ein Hindurchkommen am Ostersonntag. "Daher finde ich es empfehlenswert, Verwandte erst gegen Abend zu besuchen: Unterwegs lädt dich jeder zu einem Ouzo ein, da ist man betrunken, bevor man bei ihnen angekommen ist."

Hier in Deutschland wäre das Lämmergrillen auf offener Straße wohl nicht ohne Weiteres erlaubt, daher muss der festliche Braten im Backofen geschmort werden. Doch der Gastronom freut sich über die Offenheit und Toleranz, die ihm und seiner griechisch-orthodoxen Gemeinde in Erlangen entgegengebracht wird: "Dort sperrt uns die Polizei sogar eine Straße für unseren Osterumzug." So kann dieses Brauchtum auch hierzulande weiterhin gepflegt werden.

Auch mal bunte Eier

Bei all den Traditionen sorgen aber vor allem Stamopoulos’ Kinder dafür, dass auch deutsche Bräuche in der Familie übernommen werden. Ostereier werden auf ihren Wunsch hin auch mal bunt angemalt, nicht nur rot — wie es in Anlehnung an das Blut Christi im griechisch-orthodoxen Raum gebräuchlich ist. Stamopoulos wurde überzeugt: "Laut meiner Tochter kriegen die anderen Kinder im Kindergarten schließlich auch Osternester mit bunten Eiern."

Ein großes Fest zwischen Ostereiern und Ouzo

© Foto: Stamopoulos

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