Ein Jahr im Dienst für die Armen

6.3.2015, 06:00 Uhr
Ein Jahr im Dienst für die Armen

© privat

Wegen seiner verbesserungsfähigen Englischkenntnisse wollte Dario Giuliano nach dem Abi am Herder-Gymnasium Forchheim in ein englischsprachiges Land — und möglichst weit weg von Zuhause. Ein Vortrag des ehemaligen Schülers Peter Meister im Herder-Gymnasium über sein freiwilliges Jahr in Tansania beeindruckte Dario zutiefst. Seine Entscheidung stand schnell fest: Er wollte den afrikanischen Kontinent entdecken.

Dario bewarb sich bei American Field Service (AFS), das ist eine vor allem durch Schüleraustausch bekannt gewordene humanitäre Organisation mit Sitz in Hamburg. Durch Bekannte hatte er erfahren, dass AFS das spezielle Stipendienprogramm Weltwärts anbietet. Das steht für einen elfmonatigen Aufenthalt im Ausland, welcher vom BMZ (Bundesentwicklungsministerium) subventioniert wird.

Nach einem Auswahlseminar zählte Dario zu den Ausgewählten und lernte in den weiteren Vorbereitungsseminaren etwa 25 Gleichgesinnte kennen, die in die unterschiedlichsten Länder Afrikas ausschwärmen wollten.  Beim Jobben verdiente sich Dario vorher die Summe von 1600 Euro, die er für seinen Einsatz als eigenen Beitrag einzahlen musste. Im Gegenzug erhielt er für den Entwicklungsfreiwilligendienst die Flugtickets und ein monatliches Taschengeld von 100 Euro während seines Einsatzes.

Ein Jahr im Dienst für die Armen

© privat

Nach Ankunft in Johannesburg konnte er seine ursprüngliche Aufgabe aus formellen Gründen nicht übernehmen. Seine Organisation bot ihm ein weiteres Projekt an: Makaphutu children’s village, ein Kinderdorf mit knapp 50 Kindern, hieß die neue Herausforderung. Das Dorf liegt etwa eine halbe Stunde von Durban entfernt, der drittgrößten Stadt Südafrikas. In dem Heim finden Kinder ein neues Zuhause, welche aufgrund HIV, sexueller Gewalt, Alkohol oder Drogen ihre Familien verließen oder verloren.

„Du bringst dich in vielen Dingen ein, machst Hausaufgabenbetreuung, Spendenarbeit, fährst Kinder zur Schule oder spielst einfach Fußball mit den Kindern“, erzählt Dario. Soziale Aufgaben, Freizeit und Bildung boten ein weites Feld. In den letzten Monaten vor Ort baute er eine Grundschule mit auf und lehrte dort auch.

Ihm kam zugute, dass er im Kinderdorf lebte und so alle Facetten des täglichen Umgangs durchlebte. „Ein paar Tage ohne fließend Wasser und Strom geht schon mal“, meint er. „Ich wollte allen Kindern nur ein guter Freund sein, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Schicksal“, unterstreicht Dario. Freilich eine bleibende Freundschaft sei hier kaum möglich. Zu unterschiedlich seien da die Kulturen und Wertevorstellungen.

Auch das Land entdeckt

Ein wenig Urlaub gab es auch. AFS steht für interkulturelle Begegnung. Das bedeutet den Austausch mit Menschen aus einem anderen Land. „Deshalb empfand ich es schon als wichtig, nicht nur das Jahr über im Projekt zu sein, sondern auch andere Ecken Südafrikas zu entdecken. Dabei erlebte ich ein sehr spannendes Land in seinen unterschiedlichsten Gesichtern durch meine Reise, aber auch durch das Leben in dem Kulturkreis der Zulu“, erzählt der Wiesenthauer.

Die Kritik mancher Kreise, das Stipendienprogramm Weltwärts sei nicht effektiv und diene nur dem Tourismus, teilt er nur bedingt. Natürlich sei er als Abiturient kein gelernter Entwicklungshelfer. Diese Kritik verstehe er. Aber den Unterricht unterstützen in einer Klasse mit 60 Kindern, wo Lesen, Rechnen und Schreiben gelernt wird, im sozialen Bereich arbeiten, das könne er auch.

Vor einigen Tagen ist Dario Giuliano zurückgekommen. „Ich habe gelernt, dass ein Jahr in einem anderen Land zur Reife und Selbstständigkeit einer Persönlichkeit beiträgt. Das Kostbarste jedoch ist mir der Wert der Familie, der in mir durch dieses Jahr sehr bewusst geworden ist“, sagt er. „Ich habe gelernt, die kleinen Dinge zu schätzen und dankbar für jeden Augenblick zu sein. Ich würde es immer wieder tun mit der wertvolle Erfahrung und dem Verständnis für eine andere Kultur.“

Keine Kommentare