Ein Museum weniger in Gößweinstein

30.8.2016, 15:00 Uhr
Ein Museum weniger in Gößweinstein

© privat

Alfred Groß ist ein Spielzeugverrückter, ein Sammler, der irgendwann einmal von einem Antiquitätenhändler „angesteckt“ wurde, wie er selber sagt. „Dann wurde es immer mehr und mehr, wie das bei Sammlern halt so ist.“ Irgendwann entschloss der Nürnberger sich, mit einem Dutzend Gleichgesinnten einen Verein zu gründen und in Gößweinstein das „Fränkische Spielzeugmuseum“ aufzumachen.

Als Sponsor konnte Jürgen Conrad, Spritzgusshersteller aus Eckental, gewonnen werden: „Er stellte uns das Gebäude in der Balthasar-Neumann-Straße 15 gegen eine Miete zur Verfügung“, so Groß. Das „Fränkische Spielzeugmuseum“ zog ordentlich Publikum. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) bewarb regelmäßig seine Freizeitlinie in die Fränkische Schweiz mit der Attraktion Spielzeugmuseum. Groß: „Bei uns hat man typisches Spielzeug aus den 1950er und 60er Jahre gefunden.“ Väter und Großväter trafen praktisch auf ihre eigene Jugend und waren begeistert.

Das Haus, so Alfred Groß, wurde dem Verein komplett leer übergeben. Jeder der zwölf Enthusiasten legte 3000 Mark Eigenkapital in die Kasse und dann wurde erst einmal eine Museumseinrichtung geschaffen, von der Vitrine über den Tresen bis zum Panzerglas und zur Einbruchsicherung: „Wir haben das alles selbst eingebaut.“ Mehrere Sonderausstellungen sorgten auch überregional für Interesse, zum Beispiel die „Feuerwehr in Blech“ oder „Mädchenträume“, eine Ausstellung mit historischen Puppen des Spielzeugmuseums in Sonneberg.

Allerdings: Der Publikumszuspruch wurde über die Jahre immer geringer, und genauso erging es dem Engagement und Elan der ehrenamtlichen Mitglieder und Helfer: „Zuletzt waren wir nur noch zu fünft“, erklärt Alfred Groß, der auch schon sechs Jahrzehnte auf dem Buckel hat, „und jetzt ist auch noch ein 70-jähriges Ehepaar abgesprungen, weil sie in der Dunkelheit nicht mehr nach Gößweinstein hinausfahren wollten — aber mit drei Leuten kann man kein Museum betreiben.“

Zumal wenn niemand mehr den Weg in die Balthasar-Neumann-Straße findet: „Wir haben einfach keine Resonanz mehr, zuletzt haben wir Nullrunden gefahren.“

Zum Jahreswechsel zog Alfred Groß die Konsequenz und damit einen Schlussstrich unter das Kapitel Spielzugmuseum. Das Haus steht übrigens zum Verkauf. Ob Gößweinstein Teil der Deutschen Spielzeugstraße bleibt, wofür es einen geringen Jahresbeitrag zahlt, kann im Rathaus derzeit noch niemand beantworten: „Wir haben darüber noch nicht gesprochen“, heißt es in der Verwaltung.

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