Ein singfonisches Spektakel

30.4.2015, 13:45 Uhr
Ein singfonisches Spektakel

© Foto: Udo Güldner

Was alles aus melodischem Husten entstehen kann, welchen chilenischen Volks-Waisen man mit einer Marzi-Panflöte den Tag versüßt, und wie man mit einer Hand und einem Mikrofon eine perfekte Percussion herbei klopft. „Six Pack“ zeigt es an einem Abend, der fast 300 begeisternd johlende Zuhörer zurücklässt.

In ihrer Comedy-Show, die vor Jodel-Attacken eben so wenig Halt macht, wie vor Truck Stop, die den Comedian Harmonists ähnlich viel verdankt wie dem gregorianischen Choral, dreht sich alles um das Ein- und Ausatmen, das Sein und das Nichts, um Erich Pfaff und Edith Piaf.

Im Hintergrund spielt Markus Burucker mit Hingabe, aber ohne echte Saiten, einen tatsächlich täuschend echt klingenden Luft-Kontrabass. Bis ein Alien, den Sting als „Englishman in New York“ abgesetzt hat, mit Reggae-Rhythmen auf eine soulige Duffy trifft, bis diese um Gnade winselt. Ein schicker Schickeria-Insider ist Lars Kienle, der die Spider Murphy Gang sehr alt aussehen lässt und in Richtung des Bürgermeisters Heinz Richter ruft: „A weng ausgflippt musst scho sei.“

In gekonnten Arrangements veralbern sie Simon & Garfunkel, deren Kondor mit Schluckbeschwerden sie musikalischen Auftrieb verschaffen. Die Beatles-Ballade „Because the world is round“ bringt nicht nur „Six Pack“ zum Weinen, sondern auch die Zuhörer zum Träumen. So wie die Bayreuther Band sich Paolo Contes „It´s wonderful“ annimmt, hat man den Song noch nie gehört.

An einem „hohen Maß tiefer Einsilbigkeit“ leidet Chris Strobler. Die Bass-Stimme des Ensembles gilt als Spezialist für „46.925 Dumms und drei Bomms“, weshalb er in einer vokalen Version von „Don´t gimme that“ erstmals zum „Höm“ promoviert wird. Unter den Augen und Ohren des Publikums, und unter den Zungen des Sextetts entstehen so einzigartige Versionen, die auch im country-lastigen Schlager à la Boss Hoss beschlagen sind. Die Boygroup von einst ist etwas in die Jahre gekommen — zumindest die Gründungsmitglieder wie Johannes „Hannes“ Betz, die seit einem Vierteljahrhundert ohne Instrumente und trotz „145 Millionen nicht verkaufter Tonträger“ und „absoluten fotografischem Gehör“ bestehen. Beim Breakdance muss man inzwischen aber schon Angst haben, dass sie sich wirklich etwas brechen.

Einige hat sogar der Stimmbruch ereilt. Nur Bernd Esser, the „sächsiest man on earth“ ist davon verschont geblieben. Und so kann er französische Chansons mit Kopfstimme und Köpfchen ebenso stilsicher interpretieren wie Pop-Hits der Rubettes. Carmen-Arie und Capri-Fischer, Carmen Nebel und Kirsten Dunst, nichts entkommt den Lachmuskeln des „Six Pack.“

Andy Sack, der angeblich Michael Jackson vom Schoß gehüpft sein soll, springt dafür Robbie Williams´ „She´s the One“ mit Hüftschwung an. Mit „Six Pack“ hat Neunkirchen zum Abschluss der Kulturtage ein singfonisches Spektakel erlebt. Denn allerlei Blödeleien können nicht davon ablenken, dass die sechs Sänger einiges auf dem Brustkasten haben. Nach zweieinhalb Stunden nur noch die Zugabe: „La Paloma ohe, einmal muss es vorbei sein.“ Schade.

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