Eine große Stunde im Forchheimer Fußball

19.6.2014, 12:00 Uhr
Eine große Stunde im Forchheimer Fußball

© Stadtarchiv

Anfang der 1960er Jahre droht in Forchheim einer aufstrebenden Sportart der Stillstand. Seit Jahren ist für die Fußballer nicht mehr als die Bezirksliga drin. Branchenführer Jahn läuft dort zwar stets in den vorderen Rängen ein, hat mit der Meisterschaftsentscheidung aber nichts zu tun.

Die Vorstandschaft der SpVgg entscheidet sich deshalb im Frühsommer 1963 dazu, mit Werner Schreiner und Robert Dürr zwei Stars aus Fürth zu verpflichten. Den Kontakt stellt der gebürtige Forchheimer Hans Bauer her, der wiederum noch bis 1964 im Kleeblatt-Trikot spielen und als „Alu“ in die Vereins-Annalen eingehen sollte. Trainiert vom früheren Profi Horst Hofmann aus Weingarts, halten derweil beim Jahn endlich moderne Trainingsmethoden Einzug, man spielt im 1954 erfolgreichen WM-System — mit den charakteristischen Merkmalen von zwei Halbstürmern und zwei Außenläufern — und trifft sich zwei Mal die Woche zum Üben. Früher ungewöhnlich, heute bis in die B-Klasse Standard. So setzt sich die Mannschaft, in der sich nun auch die eigene Jugendgarde mit ihrer erfrischenden Mentalität des Straßenfußballs etabliert, nach mittelmäßigem Saisonstart an der Spitze fest. Im November geht es in Auerbach um die Herbstmeisterschaft. Der Verein arrangiert für die Anfahrt einen Bus, spendiert den Spielern ein gemeinsames Mittagessen und lobt anstatt der üblichen Siegprämie von fünf Mark satte 30 aus. „Da umwehte uns ein Hauch von Profitum, der uns sicher beflügelte. Ganz Forchheim unterstützte uns an dem Tag in Auerbach“, sagt Rainer Kestler. Der 19-jährige linke Außenläufer erzielt beim 3:2-Sieg das 1:0. Mit zwei Zählern Vorsprung empfängt der Jahn die Oberpfälzer im Januar zum ersten Rückrundenspiel. Über 1000 Zuschauer trotzen der winterlichen Kälte und sehen eine Demonstration der Stärke. Auf schneebedecktem Platz — eine längere Winterpause oder Absagen wegen Unbespielbarkeit des Geläufs gibt es damals nicht — gewinnt der Jahn 5:1 und entfacht eine wahre Fußballeuphorie in Forchheim. Auch die Mannschaft ist wie im Rausch und baut die Tabellenführung weiter aus. Erstmals steigt im Frühsommer 1964 ein Verein aus dem Landkreis in die Landesliga auf. Nur die Oberliga Süd und die Bayernliga gibt es darüber.

Wenngleich der große Erfolg zu dieser Zeit noch nicht von derlei Festivitäten wie heute üblich begleitet wird, steigt er einigen doch zu Kopfe. Ohne richtige Sommervorbereitung und mehrere Leistungsträger, die im Urlaub weilen, erwischt der Aufsteiger einen schlechten Start. Zum letzten Saisondrittel kehrt Hans Bauer aus Fürth zurück, doch auch er kann den direkten Abstieg nicht verhindern. Erst einige Jahre später beginnen mit der Generation Wiatkowski-Limley wieder glanzvolle Zeiten, übertroffen vom Bayernliga-Aufstieg 1994 und der Vizemeisterschaft in der mittlerweile fünftklassigen Bayernliga 2013.

 

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