Eine neue Fahrzeugflotte für den Landkreis

21.6.2018, 08:00 Uhr
Eine neue Fahrzeugflotte für den Landkreis

© Foto: Michael Müller

Er hat einen Vertrag mit dem Planet Erde und dem Landratsamt: Dominik Bigge, seit 2013 Manager des Klimaschutzes auf lokaler Ebene. In der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Naturausschusses stellte er seine Idee vor, die Dienstfahrzeuge des Landratsamtes in Forchheim, wie auch in der Dienststelle in Ebermannstadt, schrittweise auf Elektro-Antrieb umzustellen.

Bigge will so den Ausstoß der für das Klima schädlichen Treibhausgase reduzieren. Die Europäische Union hat das Ziel, bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Jahr 1990 zwischen 80 und 95 Prozent der Emissionen einzusparen. "Um das zu erreichen, müssen wir uns vor Ort anstrengen."

Unterstützung erhielt Bigge von Roland Kraus (Grüne): "Als Landratsamt müssen wir unbedingt vorangehen, auch weil wir Vorbildwirkung haben." CSU-Rat Hans-Jürgen Dittmann sieht in der E-Mobilität zwar nicht die Lösung für das Klimaproblem, aber eine "Wegbegleitung", die keine "Einbahnstraße" ist, denn: "Wir bleiben für technische Innovationen in der Zukunft offen."

Dittmann und Kraus reagierten damit auch auf die Kritik ihres FDP-Kollegen Sebastian Körber. Dieser kritisierte eine "nicht ehrliche Debatte", die über die E-Mobilität geführt werde. "Für die Herstellung der Batterien müssen seltene Erden abgebaut werden und das in Ländern unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen."

Für Bigge bleibt das elektronisch angetriebene Auto gerade für den Nahbereich sinnvoll. Eine Analyse der Fahrtenbücher über zwei Jahre habe ergeben, dass der Großteil der Landratsamt-Mitarbeiter mit den Dienstfahrzeugen nur in Ausnahmefällen am Tag mehr als 250 Kilometer zurücklegten. Bis zu dieser Grenze reiche die Kapazität eines E-Autos aus, ohne dass es eine Nachladung tagsüber brauche.

Fazit: Die Dienstfahrzeugflotte am Landratsamt Forchheim könnte problemlos auf bis zu sieben E-Autos, die am Ebermannstädter Sitz auf bis zu vier anwachsen. Mit Ökostrom sollen die Batterien laden. In Forchheim könnte die Photovoltaik-Anlage auf dem bestehenden Solarcarport dafür genutzt werden. Mit 15 000 Euro kalkuliert Bigge, um die Ladeinfrastruktur dort aufzurüsten. In Ebermannstadt brauche es bis zu 2500 Euro.

Mittelfristig soll damit nicht nur dem Klima sondern auch dem Geldbeutel des Landratsamtes und damit dem Steuerzahler Gutes getan werden. Die durchschnittlichen Gesamtkosten für die bisherige Flotte belaufen sich nach Bigges Berechnung auf 44 Cent pro gefahrenen Kilometer. "Mit E-Fahrzeugen sind wir leicht darunter."

Seit bereits vier Jahren sammelt das Landratsamt Erfahrungen mit E-Autos. Jeweils eines ist in Forchheim und Ebermannstadt im Einsatz. Die Mitarbeiter nehmen die Fahrzeuge zwar an, so Bigge, "die Nutzung kann aber intensiviert werden". Ein Hindernis sei das Automatikgetriebe, mit dem die E-Autos hauptsächlich ausgestattet seien. "Die meisten Mitarbeiter sind an die Gangschaltung gewöhnt." Schulungen sollen die Hürden des Umstiegs verkleinern und unter anderem zeigen, wie sich ein E-Auto auftanken lässt.

Zudem denkt Bigge darüber nach, auf ein bis zwei Fahrzeuge im Fuhrpark des Landratsamtes zu verzichten, ohne sich in der Nutzung einschränken zu müssen. Möglich machen könnte das ein Car-Sharing-Konzept, in dem das Landratsamt als Hauptmieter fungiert und die E-Autos zu Spitzenzeiten für sich fest reserviert. "Außerhalb der Bürozeiten könnten die Autos von der Öffentlichkeit genutzt werden." Bigge denkt an Einwohner wie Touristen.

Bis auf Körbers Gegenstimme sprachen sich die Räte für die Umsetzung des Konzeptes aus. Laufen Leasingverträge aus oder werden Autos neu angeschafft, will das Landratsamt E-Fahrzeugen nun den Vorrang geben.

Ein "neues Zeitalter" läutete Deponieleiter Gerhard Raab für die Beschaffung neuer Müllfahrzeuge ein. Bisher habe der zuständige Werkstattmeister Angebote eingeholt. Veränderte Vorschriften machen eine deutschlandweite Ausschreibung notwendig. Für Raab ein Vorteil, weil das günstigste Angebot den Zuschlag erhalten muss. Um aber keine Abstriche bei der Qualität machen zu müssen, sind in der Ausschreibung neben dem Anschaffungspreis auch Details zu Folgekosten und Beschaffenheit berücksichtigt.

Weil ohnehin das nach diesen Kriterien günstigste Angebot den Zuschlag erhalten muss, sollte der Landrat dazu ermächtigt werden, den Kauf eigenständig in die Wege zu leiten. CSU-Rat Martin Mehl sah die "Vergabehoheit des Ausschusses" in Gefahr. Es kam zum einstimmigen Kompromiss: Der Ausschuss wird über die Vergabe des neuen Müllfahrzeugs (Anschaffungskosten 175 000 Euro netto) final entscheiden. Hat sich das Ausschreibeverfahren etabliert, darf der Landrat eigenmächtig seine formale Zustimmung zum Kauf erteilen.

Ersetzt wird mit der Entscheidung ein Vehikel, Baujahr 2005, mit rund 212 000 Kilometern auf dem Tacho. Insgesamt 14 Müllfahrzeuge sind im Auftrag des Landratsamtes täglich unterwegs. Ziel ist es, jedes Jahr ein Fahrzeug neu zu beschaffen und die Flotte somit fortwährend einsatzfähig zu halten.

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