Fasten - oder der Versuchung nachgeben?

14.2.2018, 06:00 Uhr
Fasten - oder der Versuchung nachgeben?

© Foto: Heike Lyding/epd

Heute beginnt die Fastenzeit. Vier Wochen lang kann man auf Süßes, das Auto oder auch übermäßigen TV-Konsum verzichten. Doch gerade in der Zeit zwischen Fasching und Ostern lockt die Versuchung in Form von Schokohasen, Alkohol oder übermäßigen TV-Konsum. Für viele findet da Fasten keinen Platz mehr.

Dabei könne jeder für sich entscheiden, ob und wie er fasten möchte, erklärt Klaus Weigand, katholischer Pfarrer für die Gemeinden Heroldsbach und Hausen. Lediglich die beiden fleischfreien Tage Aschermittwoch und Karfreitag seien festgelegt. Zurück geht die Tradition des Fastens auf eine Bibelstelle. Im Matthäus-Evangelium wird erzählt, wie Jesus 40 Tage in der Wüste fastet und gegen Ende vom Teufel in Versuchung geführt wird, so Klaus Weigand. Dabei lasse sich Fasten in allen Religionen finden, weiß Christian Muschler, evangelischer Pfarrer in Forchheim. Klaus Weigand beschreibt die Tage zwischen Fasching und Ostern als Zeit, in der man über sich selbst nachdenken, sich neu orientieren könne und dabei Verzicht übe. "Das tut jedem gut. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der Konsum so wichtig ist."

Christian Muschler sieht Fasten als eine Zeit, in der man sich zurückhält und Raum schafft für Begegnungen mit Gott. Anders als bei den Katholiken gibt es bei den Protestanten keine feste Fastenregel. Jedoch würden gerade in letzter Zeit auch hier verstärkt Fastenaktionen durchgeführt, vor allem "um sich mehr auf das Wesentliche zu konzentrieren", sagt Christian Muschler. Zeitgemäß ist Fasten auf jeden Fall, findet Werner Wolf, katholischer Pfarrer für die Gemeinde Obertrubach: "Gerade heute brauchen viele eine Auszeit von ihrem gestressten Alltag."

Fasten - oder der Versuchung nachgeben?

© Foto: Horst Linke

Auch Matthias Haag, evangelischer Pfarrer in Hetzelsdorf, sieht Fasten als zeitgemäß an. Dafür gäbe es verschiedene Gründe, wie die Bedürfnisse nach Gesundheit und Freiheit. Ob traditionelles Essenfasten oder auch Handyfasten, das Konzept scheint Anklang zu finden — insbesondere die Auszeit vom heißgeliebten Smartphone. "Ich finde das gut. Man muss dann unterscheiden, ob ich das wirklich brauche oder auch mal wegstecken kann", erzählt Klaus Weigand. Allerdings räumt er ein: "Es gibt manche Berufe, da braucht man sein Handy einfach."

Fasten - oder der Versuchung nachgeben?

© Archivfoto: Udo Güldner

Und wie halten es die Pfarrer selbst mit dem Fasten? "Ich persönlich faste nicht. Wenn mir etwas wichtig ist, dann sollte ich das immer tun und nicht nur in der Fastenzeit", sagt Christian Muschler. Auch Matthias Haag fastet nicht, das habe er die letzten Jahre schon nicht getan. Anders sieht es bei Wolf Werner aus. Er verzichtet auf Süßigkeiten und auch mal auf ein Glas Wein. "Dadurch lebe ich einfacher", erklärt er. Ähnlich sieht es bei Klaus Weigand aus. "Ich selber ziehe es schon durch, um zu sehen, dass es auch mit wenig geht." Seit Oktober verzichtet er auf Fleisch. In Zukunft möchte er auch öfter auf das Auto verzichten und mehr Fahrrad fahren – er hofft dabei auf wärmeres Wetter.

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