Das Altstadtfest verabschiedet sich mit fetzigem Rock

28.6.2016, 06:00 Uhr
Poetische Gedanken gab Rosalina Biolan beim Auftritt bei AltstadtFETZT zum Besten.

© Foto: Güldner Poetische Gedanken gab Rosalina Biolan beim Auftritt bei AltstadtFETZT zum Besten.

Gerade noch hatte man Bill Withers gelauscht, der sich beklagt hatte, die Geliebte habe ihn in kalter Finsternis zurückgelassen. Als „Ain’t no Sunshine“ zu Ende war, hatte es nicht nur Hunderte Zuhörer an-, sondern auch die Sonne hervorgelockt. Grund war Kathrin Bierfelder (Forchheim) von „Silk’n’Pepper“, die der melancholischen Ballade ihre seidigweiche Stimme lieh. Nur um kurz darauf gemeinsam mit dem in Nürnberg lebenden Chinesen Yi Zhao am Cachón, der den Klangkasten unter sich mit Fingern, Jazzbesen und viel Gefühl streichelte, ins „Birdland“ zu entführen.

Ihr zur Seite saß Harry Rödel, der am Keyboard ganz andere, gar nicht so hartmetallische wie bei „Insert Coin“ anschlug und den Joe Zawinul-Klassiker sanftsoulig verklingen ließ.

Als die Bamberger Band „Gableman’s Groove“ die Bühne betrat, hatte sie die schwierige Aufgabe, die Zuhörer vom EM-Achtelfinale abzuhalten. Sängerin Astrid Wolfschmitt (Hirschaid), ihrer schlagfertige Percussionistin Annette Spalt und dem Ex-Heroldsbacher Tobias Wenkemann gelang dieses Kunststück, indem sie Blues, Soul und Funk so kunstvoll mischten, dass selbst die Neptunstatue in Bamberg, der namensgebende Gabelmann, den Dreizack und das Tanzbein geschwungen hätte.

Und weil sich Forchheim im Hollywood-Kino den zweifelhaften Ruf einer „Stadt ohne Mitleid“ erworben hatte, durfte Bobby „Blue“ Blands „Ain’t no Love in the Heart of the City“ nicht fehlen. Eine starke künstlerische Entwicklung hat Dennis Kobylinkski (Forchheim) hinter sich: Mit seiner Band, darunter der Schlagzeuger Markus Backer (Gößweinstein), machte er auf seiner Suche nach dem Glück beim KulturFETZT Station. Für das US-Feeling sorgten die Amerikaner Emma Deutsch (Geige) und Ben Forrester (Bass).

Das Publikum folkte dem Singer/Songwriter und seiner Gesangspartnerin Rossalina alias Rosalina Biolan, die sich mit Hilfe Hermann Hesses so ihre Gedanken über das Leben machten, das dort endet, wo es begonnen hat — im Nichts. In den Halbzeit-Pausen sorgten drei Poetry Slammer für nachdenkliche, lustige und aufwühlende Momente: Martin Geier (Nürnberg), Thomas Schmidt (Schwabach) und Erik Leichter (Chemnitz) erzählten aus ihrer Bundeswehr-Zeit, fragten sich, wie man Eminem-Texte ins Lateinische übersetzt oder warum man sich an Sonntagen Selbstmordgedanken macht.

Einen von ihren Fans umjubelten, wenn auch musikalisch etwas eintönigen Auftritt hatte die Folk-Rock-Formation „Faey“ aus Bamberg mit Frontfrau Sandra Elflein. Aus den einst auf melodische Vielfalt und Textschönheit ausgerichteten Klängen ist ein von Rhythmus und zu dominantem Schlagzeug beherrschter Pop-Sound geworden.

Stress für Technikteam

Für das ehrenamtliche Technik-Team Johannes Mehlich, Sammy Rüther und Linus Strom wurde es zuletzt noch stressig: In der neuen Formation „Big Discussion“ ergriff Bandleader Christoph Kramer (Forchheim) das Saxophon und verstärkte die sechsköpfige Brass-Section. Sie trug dazu bei, aus jedem Song, egal ob er seine Wurzeln im Latin, im Funk oder im Hiphop hatte, einen krachenden Partyhit zu machen. Das Gesangsduo Marcel Zolg und Franziska Ift, erstmals durch Johannes „Mojo“ Rohm verstärkt, heizte dem feierwütigen Publikum noch zusätzlich ein. Nach mehr als sieben Stunden hatten das Junge Theater und megafon einmal mehr bewiesen, dass die Altstadt fetzt.

Und so war's am Samstag:

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