Forchheim: Betrügereien am Telefon nehmen wieder zu

21.3.2018, 09:00 Uhr

Für Andrea Dieckheuer sind die vermeintlichen Gewinn-Anrufe längst eine lästige Routine: Seit zwei Jahren klingelt in unregelmäßigen Abständen das Telefon der Forchheimerin, auf dem Display erscheinen Handynummern oder Festnetznummern mit der Ortsvorwahl verschiedener Städte in ganz Deutschland. Manchmal sind es Preisausschreiben oder Glücksspiele, die sie angeblich gewonnen hat, manchmal fordern sie „Gerichtsvollzieher“ oder „Notare“ auf, ausstehende – frei erfundene — Rechnungen zu bezahlen. Die Stimmen (mal männlich, mal weiblich) am anderen Ende von Dieckheuers Leitung klingen seriös, bisweilen einschüchternd. Und in allen Fällen handelt es sich um: glatten Betrug.

Die Täter haben es auf schnelles Geld abgesehen, das sie aus den Taschen ihrer oft überrumpelten Opfer ziehen wollen. „Denn egal, wie viele Zehntausende Euros man scheinbar irgendwo gewonnen hat – es gibt jedes Mal einen Haken an der Sache“, erzählt Dieckheuer.

Die Masche mit der Vorkasse

Dieser Haken besteht darin, dass die Täter von den Angerufenen immer eine finanzielle Vorleistung verlangen, damit „Gewinne“ ausgeschüttet oder „Gebühren“ beglichen werden können – die eigentliche Beute, auf die es die Betrüger abgesehen haben. Bezahlen sollen die Opfer üblicherweise mittels undurchsichtiger internationaler Geldtransfers (zum Beispiel als Western Union- oder Money Gram-Überweisung).

Eine andere Masche ist die Aufforderung, das Geld mit Guthaben- beziehungsweise Geschenkkarten fürs Online-Shopping (erhältlich an den meisten Tankstellen) zu bezahlen. Dabei haben es die Täter auf die jeweiligen Codenummern dieser sogenannten Steam-Karten abgesehen. So können sie das Geld schnell abgreifen – ohne sich die Finger schmutzig machen zu müssen. Der Betrug vollzieht sich völlig anonym.

„Letzte Woche war die Zahl der Betrugsanrufe in Forchheim massiv, eine richtige Welle“, sagt Markus Ried von der Polizei Forchheim. Damals gingen 45 Meldungen von besorgten Bürgern bei den Beamten ein. Diese überwiegend älteren Personen berichteten, dass sie zuvor einen Anruf eines vermeintlichen Polizisten erhalten hatten. Der teilte ihnen mit, dass in unmittelbarer Nähe ihres Wohnortes Einbrecher festgenommen worden und andere noch auf der Flucht seien – nur um dann bei den Angerufenen unauffällig nachzuhaken, ob sie eventuell Wertgegenstände in der Wohnung haben. „So horchen sie ihre Opfer aus“, erklärt Ried.

Der Polizeibeamte rät allen, die am Hörer in die Fänge von Betrügern geraten: Niemals persönliche Daten herausgeben und keine Auskünfte darüber erteilen, ob – oder gar wo – man im Haus Wertgegenstände verwahrt. Auch auf Fragen nach den privaten Lebensverhältnissen („Sind Sie alleinstehend?“) sollte nie geantwortet werden. „Stattdessen sollten Betroffene gleich die Polizei informieren“, so Ried.

Allerdings ist es bei modernen Telefonbetrügerein selten möglich, den Tätern auf die Schliche zu kommen: Sie sitzen oft im Ausland und treiben ihr übles Spiel mit ergaunerten deutschen Rufnummern. Das beste Mittel, um ihnen einen Strich durch die hinterhältige Rechnung zu machen, bleibt also eine gesunde Portion Skepsis, wenn es am andere Ende der Leitung „Sie haben gewonnen“ oder „Sie müssen bezahlen“ heißt.

Warum es die Betrüger so penetrant und ausdauernd am Telefon von Andrea Dieckheuer versuchen, bleibt ein Rätsel – ist sie doch nie auf deren Masche(n) hereingefallen. Die ständigen Anrufe nerven die Forchheimerin zwar, aber als letzte Option die eigene, angestammte Telefonnummer zu wechseln, kommt für sie nicht infrage. Denn inzwischen hat sie den Trick raus – und spielt ihrerseits mit den Betrügern, zum Beispiel durch pfiffiges Nachfragen. Allen anderen rät sie: „Im Zweifelsfall: einfach gleich wieder auflegen.“

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