Forchheim: Das neue "Raumschiff" EGF hebt ab

20.10.2018, 09:00 Uhr
In der neuen Aula des "Raumschiffes" Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim wurde das Ende der langen Generalsanierung gefeiert.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann In der neuen Aula des "Raumschiffes" Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim wurde das Ende der langen Generalsanierung gefeiert.

Gesamtkosten von 14,3 Millionen Euro sind schon ein Brett. Vor allem, wenn ursprünglich fünf Millionen veranschlagt waren. Diskrepanzen, die entstehen, bei einem Großprojekt, das im Jahre 2008 zunächst als energetische Sanierung geplant war und aus dem später eine komplette Generalsanierung wurde. Zehn Jahre und zwei Monate später konnte gestern nicht nur Landrat Hermann Ulm (CSU), einst am EGF paukend, endlich „durchschnaufen“ – wie er den rund 200 Gästen in der nagelneuen EGF-Aula gestand.

Zur Übergabe-Zeremonie waren fast alle gekommen, die mittel- und unmittelbar an der Generalsanierung beteiligt waren: Stadt- und Kreisräte, Vertreter des Landratsamtes, der Regierung von Oberfranken, Ingenieure, Planer. Und neben ihnen jene, die wirklich mit den „Arbeiten am offenen Herzen“ (so Ulm) fertig werden mussten: die Schüler und Lehrer des EGF.

Die Eröffnungsrede gebührte Reinhold Otzelberger in seiner Doppel-, wenn nicht Dreifachrolle als Lehrer und Mitglied des Direktorats am EGF sowie Stadt- und Kreisrat (SPD). Otzelbergers Ritt durch die Sanierungsgeschichte ließ alles noch einmal hochkommen, was sich in zehn Jahren so angesammelt hatte – an Zwischenerfolgen, Behelfs-Umzügen ins benachbarte Herder-Gymnasium, verzögerten Terminen, explodierenden Kosten und wechselnden Architekten.

Nach rechtlichen Querelen wurde das Architekturbüro Schwarzmann Anfang 2016 „ins kalte Wasser geworfen“, wie Markus Schwarzmann bei seiner Rede betonte. Als er und seine Kollegen vom Hollfelder Büro ans EGF kamen, sei nur einer der vier Bauabschnitte fertiggestellt gewesen, so Schwarzmann. Was folgte, bezeichnete er als „den ganz normalen Wahnsinn einer Großbaustelle“.

Am Ende steppte der Bär.

Am Ende steppte der Bär. © Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Dabei wartete er mit beeindruckenden Zahlen auf: etwa 840 Meter Abwasserrohre, 1400 Meter Trinkwasserleitungen, 4300 Meter Heizungsrohre, 1500 Quadratmeter Lüftungskanäle, fünf Kilometer Strom- und 90 Kilometer Datenkabel sind neu verlegt worden. Das komplette Gebäude (7000 Quadratmeter Grundfläche) wurde entkernt, energetisch, brandschutzrechtlich und barrierefrei saniert. „Wir haben rund 18.000 Euro pro Werktag verbaut“, schloss Schwarzmann.

Wenn er das EGF heute von innen und außen betrachte, da erinnere es ihn an ein modernes Raumschiff, sagte Karlheinz Schoofs, seit zwei Jahren Schulleiter. „Eines, das sich wie die Enterprise jetzt aufmachen kann, neue Wissenswelten zu erkunden“.

Dass das Zusammenspiel mit allen Projektbeteiligten funktioniert habe, wusste Schoofs anhand einer Anekdote zu erzählen, die sich bereits an seinem ersten EGF-Arbeitstag, dem 1. August 2016, zutrug: Am Vorabend hatte ein Unwetter dafür gesorgt, dass die Abdeckungen nicht standhielten und „sich fast im gesamten Südflügel die Pfützen sammelten“.

Der neue, markant rote Überbau der behindertengerechten Rampe in der Aula.

Der neue, markant rote Überbau der behindertengerechten Rampe in der Aula. © Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Alle, die vor Ort oder erreichbar waren, hätten sofort „die Ärmel hochgekrempelt“, berichtete Schoofs – und wendet sich lächelnd an Schwarzmann: „Damals habe ich erlebt, dass ein Architekt nicht nur kühne Konstruktionen am Reißbrett entwerfen, sondern auch mit einem Lappen putzen kann.“

Weit höheren als nur derlei menschlichen Beistand wünschten Regionaldekan Martin Emge und Pfarrerin Ute von Seggern den „Ehrenbürgern“ in ihren neuen Räumen und erteilten den kirchlichen Segen.

Wie der Landrat konnten zuletzt auch die anderen Gäste zwischen den Reden und Segen „durchschnaufen“: Die EGF-Schülerinnen Julia Schwab und Leonie Ge verzückten mit Stücken am Klavier.

Den Schlussakt lieferte die Bigband beim zünftig-augenzwinkernden „Elbertritscher Tanz“. Da durften Lederhosen und Dirndl ebensowenig fehlen wie Bio-Lehrer Ottmar Bösl im Bärenkostüm – immerhin gilt der neue, markant rote Überbau der Rampe, die auch die Aula barrierefrei macht, unter den Schülern als Zugangstor für „wilde Tiere“.

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