Forchheim: Goldene Meisterbriefe verliehen

11.12.2017, 09:01 Uhr
Forchheim: Goldene Meisterbriefe verliehen

© Foto: Udo Güldner

Als Günter Brinke (78) 1952 im elterlichen Betrieb begann, da arbeiteten die Fotografen noch mit Blitzlichtpulver. "Pro Meter Abstand zum Motiv brauchte man einen Löffel Magnesium." Mit seinem Vater Heinz, der drei Jahre nach Kriegsende in der Zweibrückenstraße in Forchheim eine Drogerie eröffnet hatte, war Günter Brinke aus der Nähe von Breslau vertrieben worden. "Dort hatte er bereits ein Geschäft."

Seine Lehr- und Wanderjahre hatte der Fotografenmeister als Stift in Eichstätt begonnen, in Hamburg mit der Meisterprüfung fortgesetzt und mit einem Grafikstudium in Köln abgeschlossen. Es folgten sieben Jahre als Werbefotograf, die ihm zugute kamen. "Wir hatten in der Schönbornstraße ein Werbestudio, in dem wir Badezimmer und Küchen aufgebaut hatten, um Bilder für Kataloge zu fertigen."

Am heutigen Standort Paradeplatz ist "Foto Brinke" seit 1962. Damals übernahm man den 1896 gegründeten "Photo Luthardt". In den inzwischen 52 Jahren als selbstständiger Unternehmer haben Günter Brinke und sein Sohn Frank mehr als 100 Lehrlinge im technischen wie im kaufmännischen Bereich ausgebildet. "Der technische Fortschritt ist rasant. Wer weiß, wie es in zehn Jahren aussieht?"

Nach 38 Jahren voller Höhen und Tiefen hat Johann "Hans" Schneider (65) sein Geschäft in seinem Geburtsort Poxdorf vor zwei Jahren aufgegeben und ist in den Ruhestand getreten. Dabei hatte alles in der Landwirtschaft des Vaters begonnen. So lernte Hans Schneider den Beruf des Landmaschinentechnikers in Baiersdorf, später den des Schlossers in Bubenreuth und nutzte eine umgebaute Garage, um 1978 die eigene Firma zu eröffnen. "In meiner großen Zeit hatte ich 14 Mitarbeiter. Zuletzt waren es noch sieben." Mehr als 70 jungen Menschen hat der Metallbauermeister als Lehrlinge eine berufliche Perspektive gegeben.

Immer neu erfinden

Er hat die Zeiten erlebt, als schmiedeeiserne Gitter, Zäune und Tore in Mode waren. "Heute dominiert der Edelstahl mit klaren Formen." Dabei wurde die Arbeit stets umfangreicher, was der Handwerker durch neue Produkte wie Stahlbalkone, Carports oder Riesenglasdächer erklärt. Aber auch durch immer mehr Metall, das traditionelle Werkstoffe wie Holz bei Balkonverkleidungen ersetzt hätte. Bald reichte die provisorische Werkstatt nicht mehr, und Hans Schneider baute 1982 ganz neu.

Dass sich das Handwerk ständig neu erfinden muss, ist keine aktuelle Entwicklung. Davon kann Franz Spörl (65) ein Lied singen. Der Schreinermeister aus Mittelehrenbach ist seit 45 Jahren am Markt. Sein Vater Rudolf hatte das Unternehmen in den 30er Jahren gegründet. Damals fertigte der Stellmacher noch Karosserieteile aus Holz. Als er im Fahrzeugbau nicht mehr gebraucht wurde, "blieb er dem Werkstoff treu" und wurde Bauschreiner.

Der Sohn lernte beim Vater und wurde noch als Geselle Teilhaber. Er erlebte, wie die Mode erst heimische, dann exotische, dann wieder heimische Hölzer nach oben spülte.

Und er ärgert sich darüber, dass die Bauschreinerei immer weniger handwerklich und immer industrieller wird. "Die Maschinentechnik nimmt zu. Der Schreiner stellt immer weniger selbst her. Oft veredelt er nur noch Halbfertigprodukte. Oder er verkauft als Absatzmittler", so der ehemalige Obermeister der Schreiner-Innung (1990—96). Hatte er in Hochzeiten bis zu sechs Mitarbeiter und immer wieder Auszubildende, so steht Franz Spörl derzeit alleine in der Werkstatt. "Ich lasse es bis zur Rente auslaufen." Einen Nachfolger gibt es nicht, wie bei vielen anderen kleinen Handwerksbetrieben auch.

Es gebe aber auch Probleme mit der Ausbildungsfähigkeit der Jugendlichen, die in den letzten Jahrzehnten immer schlechter geworden sei. "Besonders das Pflichtbewusstsein und die Zuverlässigkeit lassen zu wünschen übrig."

Als ob sie Franz Spörls Aussagen hätten illustrieren wollen, waren nur drei der 17 geladenen Jung-Meister überhaupt erschienen. Kein gutes Zeichen für die in ihrer Existenz bedrohten Innungen, die dringend "frisches Blut" brauchen.

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