Forchheim hat bald Datennetz mit Lichtgeschwindigkeit

19.4.2017, 20:00 Uhr
Christian Palla ist zuständig für den Ausbau des Glasfasernetzes und zeigt eine neue Schaltzentrale.

© Edgar Pfrogner Christian Palla ist zuständig für den Ausbau des Glasfasernetzes und zeigt eine neue Schaltzentrale.

65 Jahre ist Reinhold Müller inzwischen, noch immer Chef der Stadtwerke Forchheim und gerne unbescheiden, wenn es um die Fortschritte in seiner nun 28-jährigen Dienstzeit, davon seit 2002 als Leiter, geht. Bei seinem Geburtstagsempfang kündigte er an, auf Bitte des SPD-Oberbürgermeisters Uwe Kirschstein („Und das mir, als Schwarzer!“) noch zwei Jahre dranzuhängen. Die Verschiebung der Rente hat für den eingefleischten Elektroingenieur einen Grund: der Ausbau des Glasfasernetzes in der Stadt Forchheim.

Damit soll es in den nächsten Jahren entscheidend vorangehen. Ziel: Jedem Haushalt eine extrem schnelle Datenleitung anzubieten gegen die die jetzigen, schnellsten im Landkreis der Telekom ein müdes Signal-Flackern sein sollen. Wo im Moment 50 Mbit/Sekunde maximal angeboten werden können, bewegen sich Datenströme im Glasfasernetz im 1000 Mbit/Sekunde-Bereich, also 1 Gigabit/Sekunde, in Lichtgeschwindigkeit.
Zwei Ex-Angestellte der Volksbank (Müller: „Zufall“) stehen für das Breitband-Projekt, das „FO Connect“ getauft wurde: Christian Palla als Projektleiter und Uwe Dennerlein als Leiter der IT-Abteilung der Stadtwerke.

Am Ende will das kommunale Unternehmen als Telekommunikationsanbieter wie derzeit Telekom, Vodafone und M-Net beim Verbraucher auftreten. Letzteres Unternehmen ist noch der Kooperationspartner der Stadtwerke bei der Telekommunikation, also bei Telefon, Fernsehen und Internet. Die Forchheimer verkaufen hier nur die Produkte der Münchner. Diese Zusammenarbeit wird enden.

Bagger rücken an

Schon im Mai sollen Baggerarbeiten davon zeugen, dass der neue Geschäftszweig angepackt wird. Im Wohnquartier altes Hallenbad, erst 2014 fertiggestellt, wird dann bis zum Oktober gebuddelt. Hier soll in Kürze jedem Haushalt ein Angebot gemacht werden.
Für das Kommunalunternehmen mit seinen jetzt 125 Mitarbeiter ist der echte Einstieg in ein eigenes Telekommunikationsgeschäft ein „Riesen-Schritt“, gibt Müller zu bedenken. Im Aufsichtsrat, der hinter verschlossenen Türen tagt, sei mit den Stadträten hart gerungen worden.

Gezögert habe man angesichts anfangs errechneter Kosten von 50 Millionen Euro für den flächendeckenden Ausbau für rund 10.000 Haushalte in der Stadt. Nun will man einerseits günstiger, andererseits langsamer vorangehen. „Die Verlegung der Leitungen kann billiger gemacht werden, als noch vor Jahren errechnet“, sagt Müller. Bis zu zwei Millionen Euro jährlich werden für neue schnelle Datenleitungen investiert — bei zwölf Millionen Euro Gesamtinvestitionen im Durchschnitt pro Jahr.

Wie stets sehen die Stadtwerke ihren Vorteil gegenüber großen Unternehmen in der Nähe zum Kunden. „Bei uns sitzen noch Menschen und kein Callcenter“, sagt Palla. Und die Stadtwerke sind auch örtlich ganz nahe an den Haushalten: Sie werden als einziger Anbieter von den Knotenpunkten direkt in die Häuser gehen. Die Rechnung ist einfach: Liegt erst einmal die Stadtwerke-Glasfaserleitung im Haus, wird kein anderes Unternehmen mehr den Aufwand machen, eine zweite teuer zu verlegen.

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