Forchheim: Im Kellerwald hängt der Haussegen schief

2.5.2018, 18:11 Uhr
Die Freiluft-Saison ist bereits offiziell eröffnet worden und bis zum Annafest sind es noch elf Wochen. Spätestens bis dahin sollten sich die Bierkeller im Kellerwald herausputzen — sofern sie einen Pächter haben.

© Athina Tsimplostefanaki Die Freiluft-Saison ist bereits offiziell eröffnet worden und bis zum Annafest sind es noch elf Wochen. Spätestens bis dahin sollten sich die Bierkeller im Kellerwald herausputzen — sofern sie einen Pächter haben.

Auf den Internet-Portalen der Nordbayerischen Nachrichten hat die Meldung über das unerwartete Aus für die Pächterin des Schützenkellers zu hitzigen Debatten geführt — und viele User sehen vor allem die Hauptschützengesellschaft in der Pflicht: „Irgendwann muss die HSG auch mal ein paar Euro investieren, es ist ja nicht so, dass es auf den Kellern keine Konkurrenz gibt“, lautete beispielsweise einer der sachlicheren Kommentare.

Jetzt hat sich die Hauptschützengesellschaft zu Wort gemeldet — und nennt Sullivans Aussagen „haltlos“. Die HSG will in den kommenden Tagen eine ausführliche eigene Darstellung zum NN-Artikel vom 1. Mai veröffentlichen. In diesem hatte Sullivan die „recht alten Baulichkeiten“ des Schützenkellers, Probleme bei der Beheizung des Gastraumes sowie die mangelhafte Bereitschaft der HSG, „an einem Strang zu ziehen“ als Gründe für die fristlose Kündigung des Pachtvertrages angegeben. Der Fall Schützenkeller und Sabina Sullivan scheint aber nur die Problem-Spitze des Keller-Bergs zu sein.

Der Kellerwald ist eines der, wenn nicht das Aushängeschild Forchheims. Die Stadt wirbt mit ihm als Austragungsort des Annafestes und seinen rund 30.000 Sitzplätzen, der ihn zum „größten Biergarten der Welt“ mache. Kurzum: Man ist stolz auf das vielzitierte „Wohnzimmer der Stadt“. Doch was für die eigenen vier Wände gilt, gilt gleichermaßen für den Kellerwald: Ein vielbesuchtes wie -benutztes Wohnzimmer muss in Schuss gehalten werden, wenn es einladend bleiben soll. Über die bauliche Verfassung einiger altgedienter Keller lässt sich hier ebenso schön streiten wie über den Zustand ihrer sanitären Einrichtungen.

Ebenfalls wenig Freude kommt angesichts eines zwischenzeitlich schon zur Routine gewordenen Pächter-Karussells auf. So hat sich der Schlößla-Keller unlängst nach nur einjährigem Wiederholungs-Gastspiel von seinem langjährigen Wirt Uwe Koschyk verabschiedet, der nach Eigenaussage wegen zu hoher Kosten und enormer Sicherheitsauflagen seinen Hut nahm. Für ihn übernimmt nun Alina Bajric als neue Chefin.

Gänzlich leer ist der Winterbauer-Keller — außer beim Annafest — schon seit Jahren und der Inhaber, die Buttenheimer Georgen-Brauerei, sucht händeringend nach einem Pächter, der dort längerfristig ausschenken will. Unbestätigten Meldungen zufolge soll dort Mitte Mai wieder Leben einkehren.

Das ist, man kann es nur hoffen, auf dem Schindler-Keller vorerst gelungen: Mit Birgit Hempel hat Schindler-Inhaber Hans Schmitt Anfang des Jahres eine neue Wirtin für seine lang verwaiste Gaststätte gefunden – und dafür auch Geld in die Hand genommen, um den Keller aufzumöbeln (unter anderem mit einem Fettabscheider für die Küche und einem neuen Kachelofen für die Gaststube). Derweil gibt es beim Nürnberger Tor Keller heuer erstmals seit 15 Jahren ebenfalls einen Pächterwechsel.

Und während in die einen Keller wieder mal investiert wird, bröckelt an anderen nicht nur die Fassade – Interieur und Gerätschaften haben mancherorts ihre besten Tage augenscheinlich längst hinter sich.
Von Kontinuität, Übersichtlichkeit oder einer gewissen gastronomischen Ordnung ist wenig zu sehen. Mit anderen Worten: Eine neue Satzung für den Kellerwald ist überfällig.

Doch obwohl der Wunsch, die Gestaltung der Keller verbindlicher zu machen, immer wieder im Stadtrat zur Sprache kommt, ist die seit etlichen Jahren versprochene neue Kellerwaldsatzung bislang Zukunftsmusik. Sie stehe aber „ganz oben auf der Agenda des Oberbürgermeisters“, so Rathaus-Sprecherin Britta Kurth.
Gleichwohl betont sie, dass für den Zustand der Keller letztlich der jeweilige Betreiber und nicht die Stadt zuständig sei: „Gewinne werden hier privatrechtlich erwirtschaftet, da muss man dann halt schauen, dass man damit auch Investitionen tätigt.“

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