Forchheim: Kinder begeistern mit Luther-Singspiel

27.6.2017, 10:00 Uhr
Die Sänger der Kinderkantorei St. Johannis zeichneten stimmgewaltig die Abenteuer Martin Luthers nach.

© Udo Güldner Die Sänger der Kinderkantorei St. Johannis zeichneten stimmgewaltig die Abenteuer Martin Luthers nach.

Er trägt weder Schild noch Schwert, benutzt keinen Pfeil und Bogen, und doch trifft er mitten ins Herz – mit Worten. „Der falsche Ritter“ ist gefährlich und ein politisches Faustpfand im Ränkespiel der Mächtigen. Das weiß Joachim Spitzner als Erzähler, der auch schon die widerspenstigen „Max und Moritz“ bis zu ihrem Ende in der Johanniskirche begleitet hatte.

Nun also trifft er Martin Luther (Hanna Weidt) – der hat sich der Junker Jörg auf die Wartburg zurückgezogen. Der goldene Käfig, der ihn vor der Ermordung schützt, ihn aber auch seiner Bewegungsfreiheit beraubt, hat dank des Bühnenbildes eine gewisse Ähnlichkeit mit dem fürstbischöflichen Schloss, das alle Kaiserpfalz nennen.

Die elf Wochen, in denen er seine legendäre Bibelübersetzung anfertigt, kommen einem bei der Kinderkantorei wie Minuten vor. Der kleine Chor singt von Luthers Standhaftigkeit („Martin Luther, durchhalten tut er“), die ihn „in Acht und Bann“ gebracht hat. Nach der Abreise vom Reichstag in Worms 1521 erwarten ihn zwei vermummte Gestalten (Lia-Sophie Maaß und Mathilde ten Cate), die ihn entführen („Halt, bleibt stehen“).

Kinderwagen wird Kutsche

Aus einem sechssitzigen Kinderwagen wird so eine Kutsche, die zwei Pferde (Max und Anna Keßler) einmal durch die Johanniskirche und dann bis nach Thüringen ziehen. Dort erwartet ihn der Burgverwalter von Berlepsch (Hendrik Tomm) und erklärt ihm, es sei alles nur Theater gewesen, um ihn vor den richtigen Bösewichtern zu schützen.

Von Gudrun Hörners liebevoll geschneiderten Kostümen profitieren auch die Statisten (Robin und Debora Sennst, Mia und Lea Ihrke, Elmar und Jakob Patzwahl, Elena Schlosser, Johanna Rauh und Johanna Uhrig), die als trinkfeste Ritter in der Burgschenke oder als fromme Gemeindemitglieder in der Kirche die Szenerie bevölkern.

Die Inszenierung durch Gudrun Scholz und Axel Just erzählt auch von der Angst des flüchtigen Mönches („Ich bin nicht der große Held, ich hatte Schiss“). Andreas Hantke hat nach den Texten Gerhard Monningers eine einstimmige, aber nicht eintönige Fassung komponiert, in der zwei Waisenkinder, Hans und Lene (Klara Flake und Katharina Deinhard), den Reformator auf seinen Abenteuern begleiten. Was historisch fragwürdig scheint, vermag die Begeisterung der vier- bis 14-jährigen Kantoristen nur zu steigern.

Das Instrumental-Ensemble der Johanniskirche mit Uli Grosse und Julia Mohr (Geige), Reinhold Bergner (Cello), Lena Glas (Querflöte) und Gabi Rauch (Klavier) leitet Stephanie Spörl im Sitzen. Die Dekanatskantorin kann so viel besser auf dem Cachon oder mit dem Schellenkranz Akzente setzen, die den christlichen Liedern in Form jazziger Einflüsse entströmen. Und beobachten, wie Franziska Schechtel ihren Solo-Auftritt am Mikrophon meistert. Die zahlreichen Zuhörer klatschten begeistert.

Das Luther-Singspiel wird noch einmal am Dienstag, 31. Oktober, ab 15 Uhr in der Emmaus-Kirche Ebermannstadt aufgeführt.

 

Keine Kommentare