Forchheim-Nord ist kaum wiederzuerkennen

21.5.2015, 17:21 Uhr
Forchheim-Nord ist kaum wiederzuerkennen

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Forchheim-Nord ist kaum wiederzuerkennen

© Archivfoto: Ralf Rödel

Michael John vom Bamberger Basis-Institut für soziale Planung, Beratung und Gestaltung und Professor Michael May von der Uni Wiesbaden blickten auf zehn Jahre des Projektes Soziale Stadt Forchheim-Nord zurück.

Der Abriss der Häuser in der Herderstraße, sagten sie, war für die Einwohner des Stadtteils enorm wichtig. Die Außenwirkung hat durch die Neubebauung stark gewonnen. Extrem bedeutsam sei auch die Wandlung der Adalbert-Stifter-Schule (AST) von der Problem- zur Vorzeigeeinrichtung: Heute treten deutlich mehr Grundschüler in weiterführende Schulen über als 2004. Die Zahl der Absolventen ohne Abschluss sei „drastisch“ gesunken.

Verantwortlich dafür ist die Entscheidung zu pädagogischen, baulichen und konzeptionellen Veränderungen. Der moderne Neubau steigert die Identifikation der Schüler mit ihrer Schule. Das Konzept „Schule als Lebensraum“ integriert die Schüler auch jenseits des Unterrichts. Und die Ganztagsschule tut ihr Übriges für die Akzeptanz des Hauses.

Ein Manko allerdings bleibt: der stark sanierungsbedürftige Altbau mit versifften Toiletten und kaputten Fenstern. Ebenfalls kritisiert haben die beiden Referenten das fehlende städtische Konzept für eine nachhaltige Jugendarbeit. Michael John: „Es ist unrealistisch zu glauben, dass Vereine in der Lage sind, alle Jugendlichen zu integrieren.“ Selbst die Vereine verlören in der Altersgruppe zwischen 13 und 16 Jahren ihre „Bindungswirkung“.

Weil in Forchheim-Nord nicht jedes Kind ein eigenes Zimmer habe („Anders als wahrscheinlich in Ihren Kreisen“, sagte John zum Stadtrat), seien vor allem die kleineren Kinder dringend auf Spielflächen „in unmittelbarer Wohnumgebung“ angewiesen. Zwar gebe es sehr viele Spielplätze, zum Teil seien sie aber „etwas verwahrlost“. Dem widersprach der Spielplatzpate und Jugendbeauftragte Josua Flierl (CSU.

Das Bürgerzentrum sei einer jener wichtigen Kontaktorte, „die eine Gesellschaft braucht, um sich auszutauschen“, und ein Erfolg, so May und John. Die Vernetzung funktioniere gut, allerdings weniger in die „untere sozioökonomische Schicht“ hinein.

Im Stadtteil leben mehr Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund als in allen anderen Stadtteilen. Die Steuerungsgruppe Integration habe hier sehr gute Wirkungen entfaltet. Gleichzeitig ist Forchheim-Nord im Schnitt jünger als der Rest der Stadt. Trotzdem sinkt auch hier der Anteil jüngerer Menschen. Die „hohe Mobilität“ und Fluktuation fasste Michael John so zusammen: „Innerhalb von zehn Jahren sind 20 Prozent der Bevölkerung ausgetauscht.“

Keine Barrierefreiheit

Über 35 Millionen Euro wurden mittels Programmen seit 2004 in den Norden investiert. Den Löwenanteil trugen die Wohnungsbaugenossenschaften mit 29 Millionen Euro. Doch die Sanierungen können nicht auf dem höchsten Standard ablaufen, sonst können sich die Mieter ihre Wohnungen nicht mehr leisten. Daher wurde auch in Kauf genommen, dass die „halben Stockwerke“ beibehalten wurden. Von Barrierefreiheit also keine Spur.

 

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