Forchheim: Reihenweise Sport-Umkleiden geplündert

7.9.2018, 10:00 Uhr
Forchheim: Reihenweise Sport-Umkleiden geplündert

© Huber

Mit dem Auto fahren beide abends zu Sportheimen. Sie wartet im Wagen, während er die Sportumkleiden aufsucht und dort mehrfach Bargeld entwendet. Ein kurioses Fall, der nun vor dem Amtsgericht Forchheim landete. Das Ehepaar wird beschuldigt, im Zeitraum von Oktober 2016 bis Oktober 2017 in 17 Fällen Geld aus Sportumkleiden in den Landkreisen Forchheim, Erlangen, Bayreuth und Bamberg entwendet zu haben. An einem einzigen Abend legte das Paar durchaus viele Kilometer zurück: Von Pottenstein über Waischenfeld nach Betzenstein und schließlich Ahorntal führte schon mal eine Diebestour. Rund 2700 Euro kamen innerhalb eines Jahres zusammen.

Zumindest der 29-jährige Beschuldigte war kein unbeschriebenes Blatt mehr. Bereits in den Jahren 2014 und 2017 wurde er von den Amtsgerichten Amberg und Bayreuth wegen mehrfachen Diebstahls in Sportumkleiden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Richterin Silke Schneider wollte wissen, wie der Angeklagte denn auf diese ungewöhnliche Masche aufmerksam wurde. "Ich habe früher selbst Fußball gespielt und wusste, dass Klamotten und Wertsachen oft ohne Sicherung in der Kabine gelassen werden." Bereits drei Wochen nach der letzten Urteilsverkündung in Bayreuth im Jahr 2017 habe er wieder gestohlen. "Eine extrem schnelle Rückfallzeit", bemerkte Schneider.

Der Anwalt des Beschuldigten sieht in der Spielsucht des Angeklagten die Ursache für sein Fehlverhalten. Der Angeklagte selbst gesteht das ein. Mittlerweile habe er die Probleme, die seine Spielsucht hervorgerufen hat, eingesehen und sich in Behandlung begeben. Sein Anwalt gelobt Besserung für seinen Mandanten, der die Hälfte des gestohlenen Geldes bereits an die Geschädigten zurückgezahlt habe.

Die Spielsucht des Mandaten soll auch der Grund sein, warum ihn seine bisher straffreie Frau teilweise bei den Diebstählen unterstützt hatte. Zuvor hatte die 32-Jährige die Spielsucht ihres Mannes über ihr eigenes Einkommen finanziert. "Irgendwann ging das aber nicht mehr. Wir konnten von meinen Gehalt nicht mehr leben." Oft sei sie nur aus Sorge mitgefahren, erzählt sie. "Ich habe nie einen Cent von dem erbeuteten Geld gesehen. Das wurde gleich verspielt."

Der 29-Jährige gab zu, dass er seine Frau immer wieder angelogen habe, einen niedrigeren Geldbeitrag gestohlen zu haben, um anschließend länger seine Spielsucht finanzieren zu können. "Ich habe mich nicht daran bereichert. Es ist alles in die blöden Automaten geflossen. Unser Leben hat gar nicht mehr stattgefunden", sagt die 32-Jährige.

Über eine aufwändige Aktion konnten dem Ehepaar nach einem längeren Zeitraum die Taten nachgewiesen werden. Erste Hinweise auf das Fluchtfahrzeug gab es im Frühjahr 2017 von unterschiedlichen Zeugen, die dasselbe Fahrzeug an verschiedenen Sportheimen gesehen hatten. Über eine Halteranfrage konnte das Ehepaar ermittelt werden. Verdeckt wurde schließlich ein GPS-Sender an das Auto des Ehepaars angebracht, mit dem ihre Taten nachgewiesen werden konnten. Im Ermittlungsverfahren wurden auch die Smartphones des Ehepaares ausgewertet, die offenlegten, dass sie während der Diebstähle miteinander kommuniziert hatten.

"Ich kann mich nur bei allen Beteiligten entschuldigen, auch bei meiner Frau, der ich das ja eingebrockt habe." Seine Frau ist zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen zu je 70 Euro verurteilt worden. Richterin Schneider zweifelte nicht an der Mittäterschaft der 32-Jährigen und argumentierte, dass auch sie durch die Diebstähle indirekt Profit machte. "Durch das Geld musste nicht mehr Ihr Einkommen für seine Spielsucht ausgegeben werden", so Schneider.

Der 29-Jährige wurde zu einer Gesamthaftstrafe von zwei Jahren und acht Monaten verurteilt. Diese wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt. "Es gibt jetzt keine dritte Bewährung mehr, sie haben bereits zwei Chancen bekommen, die Sie mit Füßen getreten haben", so Richterin Schneider.

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