Forchheim: Seit 150 Jahren ein "Spiel mit dem Feuer"

12.3.2018, 19:57 Uhr
Forchheim: Seit 150 Jahren ein

© Kirsten Wirsching

Laut der Chronik von 1993 begann alles am 6. März 1868 mit einer Beschwerde von "auswärtigen Interessenten": "Wie kommt es, dass in Forchheim, einer Stadt mit 4000 Einwohnern, keine Feuerwehr zu Stande kommt? Ist vielleicht der Turnverein zu schwach, eine solche zu bilden?"

Das wollten und konnten die Turner der Stadt nicht auf sich sitzen lassen – und so wurde nur 14 Tage später eine außerordentliche Generalversammlung einberufen. Unter dem klassischen Motto "Gott zur Ehr’, dem Nächsten zur Wehr" überzeugte der Vorstand seine Mitglieder von der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Am 25. März 1868 kam diese dann auch schon zu Stande, damals noch unter dem Namen "Turnerfeuerwehr".

Im Wandel der Zeit

Zwischen den ersten Löscheimern und den modernen Einsatzwagen der Feuerwehr liegen mittlerweile 150 Jahre. In der Zwischenzeit ist viel passiert: Damals schlug, so Vorsitzender Josua Flierl, bei einem Brand noch der Nachtwächter vom Turm der Martinskirche Alarm, heute ist die Feuerwehr sogar auf Facebook und Instagram vertreten.

Forchheim: Seit 150 Jahren ein

© Archivfoto: FFW Forchheim

Gleich geblieben sind sowohl die Faszination als auch die vielen Herausforderungen, mit denen die Einsatzkräfte konfrontiert werden. Auf die Frage nach dem Reiz weiß Kommandant Jürgen Mittermeier sofort eine Antwort: "Ganz klar: Wir möchten Menschen helfen." Und "das Spiel mit dem Feuer" sei natürlich auch ein wesentlicher Faktor, der bei der Arbeit als Feuerwehrmann eine Rolle spiele.

Allerdings erinnern sich Flierl und Mittermeier natürlich auch an heftige Situationen. Schwer unter Kontrolle zu bringende Dachstuhlbrände und tragische Verkehrsunfälle zählen dazu. "Learning by doing" heißt es da laut Mittermeier — denn eine psychologische Begleitung besteht bei der Feuerwehr aus der bloßen Kameradschaft untereinander. Eine professionelle Betreuung gibt es nicht.

Früher von Hand zu Hand

Noch zu Anfangszeiten der FFW musste Bränden mit einer spärlichen Ausrüstung begegnet werden. Tatsächlich waren die Haushalte mancher Gemeinden verpflichtet, je einen Ein-Liter-Eimer parat zu haben — im Falle eines Feuers wurden dann zum Beispiel von Brunnen oder Löschweihern her Menschenketten gebildet, so Flierl. Über unzureichendes Equipment können sich die Mitglieder der FFW heutzutage allerdings nicht beschweren: Erst vor Kurzem wurden neue Schutzjacken angeschafft — ganz zu schweigen von den mittlerweile sieben Löschfahrzeugen und weiteren Einsatzwagen.

Dass es neben der Forchheimer Feuerwehr noch weitere Wehren in den jeweiligen Stadtteilen gibt, hält Flierl für "wichtig und richtig", schließlich müsse in Notfällen die zehnminütige Hilfsfrist eingehalten werden.

Gefeiert wird bei der FFW Forchheim trotzdem exklusiv. Um die Entwicklung über 150 Jahre hinweg zu würdigen, werden im Jubiläumsjahr 2018 einige Veranstaltungen geboten (siehe gelber Infokasten).

Momentan hat die FFW in Forchheim insgesamt 520 Mitglieder, davon 90 Aktive, 55 Passive und viele Fördermitglieder. Trotz dieser Zahlen gibt es seitens Flierls und Mittermeiers auch Wünsche für die Zukunft. "Wir würden uns über mehr engagierte Bürger freuen, die sich der FFW anschließen", so der Kommandant.

Verschiedene Aspekte begünstigen das jedoch nicht unbedingt: Durch steigende Mieten in der Stadt wohnen potenzielle neue Mitglieder zu weit außerhalb und können nicht auf Abruf erreichbar sein. Außerdem — so räumt der Leiter der aktiven Mannschaft ein — ist der Job eines Feuerwehrmannes natürlich sowohl zeitaufwändig als auch "nicht ganz ungefährlich".

Auch Frauen erwünscht

Doch der Reiz des Gefährlichen und der Umgang mit Technik zieht trotzdem immer wieder vor allem Männer in seinen Bann. "Die Feuerwehr ist immer noch eine Männerdomäne", so Mittermeier — wobei ein unausgesprochenes "leider" mitschwingt.

Und Flierl ergänzt: "Wir würden uns sehr freuen, wenn wir bald noch mehr als unsere zehn aktiven weiblichen Mitglieder in der Feuerwehr begrüßen könnten."

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