Forchheim: So erklären Eltern Kindern das Smartphone

21.2.2019, 12:05 Uhr
Forchheim: So erklären Eltern Kindern das Smartphone

© Foto: Schneeberg

Vor nicht allzu langer Zeit wurde Oliver Jäger von einer Mutter angesprochen. Ihr Sohn sei elf Jahre alt und wünsche sich noch immer kein Smartphone, erzählte sie ihm und fragte: "Was soll ich jetzt machen? Ihm einfach eines schenken?"

Mit Beispielen wie diesen lockerte der Internetexperte, selbst Vater von zwei Kindern, seinen faktenreichen Vortrag immer wieder auf, brachte das Publikum zum Schmunzeln und zum Mitdenken. Auch wenn er die Frage zunächst unbeantwortet lies, so klärte er doch später auf: Beim Kauf eines Smartphones herrscht keine Eile. Der Drang, in der digitalen Welt mitzuspielen, komme. Aber das Vermögen, das komplexe System Smartphone zu überblicken, das brauche Zeit. "Erst mit zwölf Jahren sind Kinder in der Lage, ein Smartphone allein zu nutzen", sagte er. Erst dann verstünden sie, was passiert, wenn man GPS einstellt, was man beim Roaming beachten muss und was es heißt, In-App-Käufe zu tätigen.

Auch wenn 15- und 16-Jährige als "digital natives" ihre Eltern in Sachen Smartphone-Wissen längst abgehängt haben, beim Start ins Handy-Alter rät Oliver Jäger: "Nehmen Sie ihre Kinder an die Hand." Erziehung dürfe nicht auf das Analoge beschränkt werden mit der Ausrede, "von Smartphones habe ich keine Ahnung, mach damit was du willst." Erziehung sei heute genauso auf digitaler Ebene nötig.

Pornos und Kriegsszenen

Denn Gefahren gebe es genügend: "Geben Sie mal bei Youtube den englischen Begriff für Krieg und Syrien ein, da kommen sie ganz schnell auf Videos von Kriegsszenen und Gewalt", warnte er. Gleiches gelte für den Begriff Porno in der Google-Suche. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 seien bereits fünf Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen im Internet auf pornografische Inhalte gestoßen. Laut neueren Umfragen hat sogar die Hälfte aller Viertklässler schon einmal einen Porno angeschaut.

Wie man sein Kind davor schützen kann? Jugendschutzfilter aktivieren. Und aufklären. "Das ist wie im Straßenverkehr, dort sagen sie Ihrem Kind doch auch, dass es nicht bei rot über die Ampel gehen darf", verdeutlichte Jäger die Problematik. Aufklärung brauche es auch, um den Kindern deutlich zu machen, dass sie mit ihrer Telefonnummer sensibel umgehen müssten. "Man sollte sie warnen, nicht jeder WhatsApp-Gruppe beizutreten, zu der sie eingeladen werden, weil dann jeder Gruppenteilnehmer ihre Nummer hat", erläuterte Oliver Jäger.

Aufklärung bei Kettenbriefen

Abgesehen davon gelte: Immer als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sich mit den Dingen auseinandersetzen, mit denen sich das Kind beschäftigt. Mit Kettenbriefen zum Beispiel oder Challenges, die sich über WhatsApp-Gruppen rasend schnell verbreiten und die Kinder unter Androhung von "Strafen" auffordern, mitzumachen. "Kinder brauchen ihre Eltern, um solche Erlebnisse einzuordnen", sagte der Referent.

Bei all den Gefahren, es helfe nichts, all das abzulehnen. "Lassen Sie es zu, aber kontrollieren Sie es", riet Oliver Jäger seinen Zuhörern und brachte es erneut mit einem Beispiel auf den Punkt: Seinen zweijährigen Sohn schicke er auch nicht aus der Küche, wenn er das Mittagessen zubereite und dieser helfen wolle. "Aber ich gebe ihm auch kein scharfes Messer in die Hand, um Möhren zu schneiden."

Fazit des Abends: Informationen, Regeln und ein Vorbild. Das müssen Eltern ihren Kindern bei der Entdeckung von Smartphone und Internet mitgeben. "Medienverhalten wird in der Familie gelernt, die Erwachsenen sind die Vorbilder." Wenn man selbst seine Handynutzung nicht im Griff habe, könne man es nicht vom Nachwuchs erwarten.

Hier gibt es Tipps für sicheres Surfen im Internet - zusammengestellt vom Kinderschutzbund, Kreisverband Nürnberg.

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