Forchheim: Verdienstmedaille für Andrea Fauri

15.9.2018, 16:00 Uhr
Forchheim: Verdienstmedaille für Andrea Fauri

© Foto: Udo Güldner

Mit seiner zweisprachigen Laudatio auf den Preisträger Andrea Fauri ist Reinhold Otzelberger ein echter Coup gelungen. Aufmerksam lauschen die knapp 20 Jugendlichen aus Forchheim und Rovereto dem seit 28 Jahren aktiven Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees. Der Ehrenbürger Roveretos hat zufälligerweise am selben Tag Geburtstag wie Andrea Fauri. Und auch jenseits dessen verbindet die "Zwillingsstädte" viel. Nicht nur die annähernd gleiche Einwohnerzahl. Auch der tiefliegende europäische Gedanke und ein breites bürgerschaftliches Engagement. Als vor 37 Jahren die ersten Schüler des damals einzigen Gymnasiums Forchheim (heute Herder-Gymnasium) sich für einen fast zweiwöchigen Austausch auf den Weg über die Alpen machten, war wohl keinem klar, dass diesem Experiment ein solch langer Erfolg beschieden sein würde.

"Beide Städte passen ausgezeichnet zueinander", so Oberbürgermeister Uwe Kirschstein, der die Zeremonie leitete. Aus Begegnungen seien Bekanntschaften und schließlich Freundschaften geworden, so das Stadtoberhaupt. Man habe die Grenzen nicht nur sprichwörtlich überwunden. "Das ist angesichts der in Europa um sich greifenden Abgrenzung und Abschottung ein wichtiges Signal." Auch und gerade für die junge Generation. "Man braucht dabei Leute, auf die man sich verlassen kann", ergänzte Otzelberger.

Seit 15 Jahren organisiert "Professore" Andrea Fauri auf italienischer Seite mit großem persönlichen Engagement den Schüleraustausch an seinem Liceo Antonio Rosmini. Dort werden alle Gymnasiallehrer mit diesem Titel angeredet. "Als Deutschlehrer lebt er für den Austausch", lobte Otzelberger, auf dessen Antrag hin der Stadtrat im Juli 2018 die Verdienstmedaille zuerkannt hatte. Andrea Fauri übernahm dabei die Aufgabe von Gina Muscarà, die ebenfalls mit nach Forchheim gekommen war. "Leider kann die bereits verstorbene Juliana Trentini das nicht mehr erleben. Sie war meine ehemalige Deutschlehrerin und hat den Schüleraustausch begründet."

Projekt Europa

Wie der Preisträger am Rande der kleinen Feierstunde erzählte, gebe es inzwischen Lehrerkollegen, die einst zu den ersten Schülern gehört hätten, die sich nach Franken aufgemacht hätten. "Ich bin stolz und dankbar, der letzte Ring einer langen Kette zu sein." Schließlich sei das Projekt Europa nicht nur eine Union des Geldes und der Wirtschaft, sondern vor allem eines der Menschen, des Verständnisses und der gegenseitigen Wertschätzung. "Damit die Jugendlichen das Fremde kennenlernen und bemerken, dass es so fremd gar nicht ist. Dass sie erkennen, dass es auch andere Blickwinkel auf die Welt und das Leben gibt – nicht nur den eigenen."

Zu den ersten Gratulanten gehörten ganz selbstverständlich Roveretos Ehrenbürger Franz Streit, einige wenige Stadträte sowie Ingrid Käfferlein und Jürgen Sauer sowie Karlheinz Schoofs, die das Herder- und das Ehrenbürg-Gymnasium repräsentierten. "Ich fühle mich hier zu Hause. In Forchheim treffe ich Freunde", zeigte sich Andrea Fauri gerührt.

In den nächsten Tagen erkunden die Gäste aus Rovereto die Umgebung mit ihren Bierkellern und anderen kulturellen Sehenswürdigkeiten. Wenn Andrea Fauri in der kommenden Woche mit seinen 40 Jugendlichen zurück nach Italien gereist sein wird, wird er nicht nur Erinnerungen mitgenommen haben, sondern wie jedes Jahr auch einen Kasten Schlenkerla Rauchbier aus Bamberg. Den müssen dann seine Schüler zum Bus tragen.

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