Forchheimer Annaschule: Duft des Theaters geschnuppert

17.10.2014, 22:00 Uhr
Forchheimer Annaschule: Duft des Theaters geschnuppert

© Udo Güldner

Die Initiatorinnen Heike Wentzel (Rektorin Annaschule) und Andrea Wagner (Grundschule Hausen) hatten dazu ein abwechslungsreiches Programm von der Clownerie über Puppentheater bis hin zum Schminken vorbereitet und dazu mehrere Schauspieler des Fränkischen Theatersommers gewinnen können. Erstmals war auch ein Schwarzlicht-Theater-Workshop im Angebot.

Sobald die Schulglocke läutet, spielen alle ihre Rollen. Die einen sind die Lehrer, die anderen die Schüler. Und beide Gruppen versuchen, die Aufmerksamkeit des Publikums, also der anderen Schüler, auf sich zu ziehen. Beim Schultheatertag ist es kaum anders. Nur dass es hier keine benotete Performance gibt, sondern stressfreie Kurse. Im Klassenraum herrscht hektische, aber geordnete Anarchie. „Das ist bei Proben am großen Theater auch nicht anders.“

Der Schauspieler Christoph Auer (Hollfeld/Fernreuth) berät mit Samira, Antonia und Svenja, ob der Auftakt ihres kleinen Stückes zweisprachig sein soll, weil Alisha und Babu türkisch sprechen können. Dann bilden die Mädchen, allesamt aus den 4. Klassen der Anna-Grundschule, eine menschliche Pyramide, die freilich mehr an Sportgymnastik erinnert, als an das Alte Ägypten — aber es geht ja um Fantasie. Denn im Land der Pharaonen spielt die selbst ausgedachte Szene „Die Mumie“ — zumindest anfangs. Später wird Timon, der in seiner Rolle (und unter einer Klopapier-Rolle versteckt) nach New York reisen wird, um herauszufinden, wer er ist. Dabei wird er auch auf die Freiheitsstatue treffen, die mit Schulbuch und Maiskolben darstellt wird, ein genialer Coup.

Großen Wert legt der Workshop-Leiter darauf, dass Constanze, Max und Luca sich in andere hineinversetzen können. „Das ist das Wesen eines Schauspielers“, erklärt Christoph Auer, während seine Eleven sich gegenseitig tief in die Augen sehen — und schweigen. Das Kontrastprogramm erlebt man bei dem Erlebnispädagogen und Erzieher Holger Raimund (Bamberg), der eine Klasse der Adalbert-Stifter-Schule Forchheim im Zaum zu halten sucht. Selbst mit Klassenleiterin Manuela Pfister gelingt ihm das nur punktuell.

Sperriger Titel

Vielleicht liegt es am sperrigen Titel „Gedichte auf die Bühne“, vielleicht daran, dass nur wenige Bühnen-Erfahrung haben und auch keiner Theater-AG angehören, vielleicht an der kaum messbaren Aufmerksamkeitsspanne einiger Jungen, die an diesem Vormittag nicht Teil eines Ensembles sein wollen, sondern eine Solo-Karriere anstreben. Die größte Gruppe bildet die Musical-AG der Martinschule Forchheim. Bei Yoga-Lehrerin Anna Wöhrmann und ihrer Freundin Tanja Kucharovic (beide aus Forchheim) gibt es für die 32 Kinder eine farbenprächtige Einweisung in das Schminken. „Das hat so gut geklappt, dass sich die Schüler gegenseitig bemalt haben. Wunderbar frische Ideen hatten die“, schwärmt Anna Wöhrmann, die aus Puerto Rico stammt.

Forchheimer Annaschule: Duft des Theaters geschnuppert

© Fotos: Udo Güldner

Als Feen und Hexen toben die Kinder zu Antonín DvoÝáks zauberhaften Klängen durch die Turnhalle, die freilich mehr Platz bietet als ein böhmischer Wald. Einen kurzen, aber eindrücklichen Auftritt haben die Kinder der Grundschule Hausen: Mit Andrea Wagner, der Leiterin ihrer Schulspiel-AG und dem Theaterpädagogen Volker Traumann (Bamberg) drehen sie den Zuschauern in der Aula eine Nase — eine rote wohlgemerkt. Der Clown-Kurs macht sich auf die Suche nach der Spielfreude, dem Staunen und dem Lachen und nach einer imaginären Pizza, deren Duft fast riechbar wird. Einen Hort der Phantasie hat Puppenspieler Patrik Lumma vom „Theater des Staunens“ (Frensdorf) im Kulturkeller des Jungen Theaters eingerichtet. Bei ihm sind 18 Schüler der Anna-Grundschule, die sich Handpuppen aus Pappe und Papier basteln — Pappentheater. Die Kinder, die zu Kunstpädagogin Ute Baumann (Waischenfeld/Hubenberg) in den Workshop gehen, sind auf den ersten Blick zu erkennen. Alle sind schwarz gekleidet, damit beim Schwarzlicht-Theater keine Umrisse zu sehen sind. Sie lassen die Dunkelheit mit einem einfallsreichen Spiel der Formen und Farben leuchten. Bis die Schulglocke läutet und die Rollen von allen abfallen.

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