Forchheimer suchte Herausforderung im Bodybuilding

22.11.2018, 11:30 Uhr
Forchheimer suchte Herausforderung im Bodybuilding

© Stephan Kaiser

Als ihm der Handballsport nicht mehr gefiel, meldete sich Yannick Reinlein im Fitness-Studio an. "Ich wollte kräftiger werden und war schon auch von äußerlicher Ästhetik fasziniert", berichtet er. Über die Studio-Bekanntschaft zu einem Vereinsmitglied des AC Bavaria fand sich der Jugendliche nach einiger Zeit als Zuschauer bei einem Kraftdreikampf-Wettkampf wieder.

Der Besuch hinterließ einen bleibenden Eindruck. "Ich habe gemerkt, dass ich Lust habe, mich zu vergleichen." Gleich beim ersten Auftritt kürte sich der Neuling 2015 zum nordbayerischen Meister in seiner Jugendklasse. Es folgten Teilnahmen und weitere Titel auf bayerischer Ebene sowie Bestleistungen in Einzeldisziplinen (Kniebeuge 207,5 kg, Bankdrücken 152,5 kg, Kreuzheben 202,5 kg), wobei Reinlein betont, stets dem Grund-lagentraining Vorrang gegeben zu haben. Mit diesen Grundlagen, beschloss er nach Erreichen der Volljährigkeit, seinen gestählten Körper nach Bodybuilding-Kriterien in Form zu bringen. Nachgeholfen hatte abermals eine zufällige Begegnung, seitdem hört der Forchheimer auf den Rat von Coach Philipp Groß.

Denn mit dem ab Dezember 2016 gestarteten Vorhaben waren massive, nicht allein zeitliche Einschränkungen in anderen Lebensbereichen verbunden. Als Student in Bamberg (Fach Medical Sports and Health Management) bereits in einer verwandten und später im Beruf angestrebten Schiene unterwegs, machte Yannick Reinlein vor allem die Ernährungsumstellung zu schaffen. "In der Vorbereitungsphase ging es darum, möglichst viel Muskelmasse draufzupacken." Den nötigen Kalorienzuschuss durch Kohlehydrate gaben abendliche Nudel-Orgien und geballte 500-g-Haferportionen an Vormittagen.

Ein Kilo Gemüse am Tag

Den harten Schnitt leitete eine Diät-Phase ein, denn die Proportionen stimmen nur mit einem niedrigen Anteil Körperfett. Also standen Quark, Fisch und bis zu 1 kg Gemüse pro Tag auf dem Speiseplan, jedoch bei fast unverringertem Trainingsumfang von vier jeweils zweistündigen Einheiten pro Woche in den gewohnten Räumen des AC Bavaria. "Da war zwischendurch schon Treppensteigen ein Kampf", erinnert sich Reinlein. Cardio- und Posing-Übungen rundeten das Programm ab.

Die Strapazen sollten sich lohnen. Im April 2018 reichte es bei der Premiere auf der Deutschen Meisterschaft der Newcomer in Fulda zum neunten Platz im zwölfköpfigen Feld. Eine Woche später ging es mit Bavaria-Trainingspartner Manuel Kumar zur Fränkischen Meisterschaft nach Bamberg. Reinlein, mit 77,5 kg Gewicht ein Leichtgewicht in der stark besetzten Altersklasse bis 23 Jahre, belegte den vierten Rang. Die Wettkampfrichter honorierten die augenscheinliche Muskel-Härte und die Präsentation. Dies sind neben Muskel-Fülle und Symmetrie wesentliche Faktoren, die über Bewertung von Grund-Figuren wie Doppel-Bizeps und der von Musik unterlegten 60-Sekunden-Kür mit freien Bewegungen entscheiden.

Forchheimer suchte Herausforderung im Bodybuilding

© Anestis Aslanidis

Die Frage, wie viel Selbstverliebtheit die Akteure mitbringen müssen, findet er ein wenig unfair. "Klar, ich bin nicht schüchtern und manche Rampensäue suchen den Kick auf der Bühne, aber wohl jeder Kraftsportler kommt zu Hause schwer am Spiegel vorbei. Ich habe viele herzensgute Typen kennengelernt und großen Respekt vor dem Arbeitseifer und dem eisernen Willen. Es war eine tolle Herausforderung", so der 20-Jährige.

Während sich in der Szene mittlerweile Vollzeit-Profis tummeln, die verstärkt auf digitalen Kanälen mit Produkt- oder Trainingsempfehlungen ihren Lebensunterhalt verdienen, will der Forchheimer den Aufwand 2019 herunterfahren. Man wird ihn schon im Dezember wieder bei der nordbayerischen Meisterschaft im Kraftdreikampf sehen, könnte sich aber ein Engagement beim hinter den Kulissen bereits diskutierten Aufbau einer Bodybuilding-Sparte innerhalb des AC Bavaria vorstellen.

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