Forchheims neue Kulturbeauftragte will vor allem vernetzen

2.10.2015, 16:04 Uhr
Forchheims neue Kulturbeauftragte will vor allem vernetzen

© Foto: Ulrich Graser

Katja Browarzik wird damit leben müssen, dass sie gewissermaßen die zweite Wahl ist. Ursprünglich hatte sich der Stadtrat für eine andere Kandidatin entschieden, Browarzik aber gleichzeitig an Nummer zwei gesetzt. Weise Voraussicht?

Als jedenfalls Nummer eins einem anderen Angebot den Vorzug gab, stand Katja Browarzik sofort bereit: „Sie hatte bei ihrer Vorstellung die größte Power, das hat mir gefallen“, erklärte OB Stumpf jetzt. Außerdem habe er sowieso „ein Faible für Selbstständige“.

Studium in Bamberg

Denn Katja Browarzik, 38 Jahre alt, wählte nach dem Studium der Kunstgeschichte, der Archäologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sowie der Denkmalpflege 2004 zunächst eine freiberufliche Existenz: Dom- und Stadtführungen in Bamberg, außerdem Seminare und Vorträge: „Ich arbeite am liebsten an der Schnittstelle von Kunstgeschichte, Tourismus und Erwachsenenbildung.“ Erst 2014 suchte sie „eine neue Herausforderung“, auch mehr Sicherheit und heuerte bei der Deutschen Bahn an. Dann las sie die Ausschreibung ihrer „Traumstelle“ und wusste: „Da muss ich mich bewerben.“

Warum „Traumstelle“? Browarzik: „Weil Forchheim eine ambitionierte Stadt ist, die sich entwickeln will, wo es möglich ist, kreativ etwas zu gestalten.“ Sie habe das Gefühl, „dass es die Verantwortlichen genauso sehen.“

Die neue Beauftragte für Kultur ist in Erding geboren und aufgewachsen. Ihr Studium absolvierte sie in Bamberg, der Heimatstadt ihres Vaters. Forchheim kannte sie schon vor der Bewerbung, sagte sie. In den ersten Monaten werde ihre Hauptarbeit darin bestehen, alle für sie wichtigen Akteure aus dem politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich kennenzulernen. Der Begriff „vernetzen“ ist ihr sehr wichtig, wie sie betonte. Sie wolle dazu beitragen, „Forchheim als Gesamtgebilde“ voranzubringen.

Die Kultur sei als „weicher Standortfaktor“ sehr wichtig. Sie könne „nicht im Elfenbeinturm“ bleiben, sondern müsse, durch Vernetzung, in die ganze Stadtgesellschaft hineinwirken. OB Stumpf sieht bei der neuen Kulturbeauftragten die Aufgabe, auch die Wirtschaft ins Boot zu holen, gut aufgehoben: „Als Freiberuflerin musste sie ja auch immer selbst für Kundschaft sorgen.“ Anhand des Jungen Theaters erinnerte Stumpf daran, wie eng schon bisher die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kultur in Forchheim war: „Die letzten drei Jahre haben vier große Forchheimer Betriebe die Stelle des künstlerischen Leiters des Jungen Theaters finanziert.“ Wenn man den Unternehmen „etwas bietet“, so Stumpf, „dann sind sie auch bereit, etwas zu zahlen.“ Katja Browarzik diskutiert auf der Höhe der Zeit, drückt sich aber anders aus: „Durch meine doch recht kooperative Art glaube ich schon, mir die Unterstützung von kompetenten Partnern holen zu können.“

Breiter Kulturbegriff

Ihr Kulturbegriff, sagt die 38-Jährige, sei sehr breit. In neue Themen könne sie sich auch schnell einarbeiten. Geläufig ist ihr auch die Forchheimer Diskussion der letzten Jahre: Wie kommt die Stadt zu einem kulturellen Alleinstellungsmerkmal, zu einem „Aushängeschild“, das den Namen Forchheims auch überregional bekannt macht?

Einen Ansatz sieht Browarzik in den Afrika-Kulturtagen. Durch eine Kooperation mit der Uni Bayreuth, die einen Schwerpunkt in der Afrikanistik hat, könnten wissenschaftliche Vorträge nach Forchheim geholt und die Stadt für junge Akademiker bekannt gemacht werden.

Die Kooperation mit Bayreuth allerdings ist von Beginn an Grundpfeiler der Afrika-Kulturtage in Forchheim gewesen. Katja Browarzik meint, sie könnten vielleicht „besser vernetzt“ werden.

Ganz praktisch ist die Frage, wo die neue Mitarbeiterin ihr Büro finden wird, weil ja das Rathaus ab nächstem Jahr leer steht. Anders als Dieter George wird Browarzik nicht direkt dem OB zugeordnet, sondern untersteht dem Wirtschaftsförderer Viktor Naumann. Ihr Büro wird daher im Zuge der internen Umzüge in der Schulstraße eingerichtet, wo bisher der Leiter des Stadtarchivs saß.

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