Forchheims Rathaus steht vor einer neuen Epoche

1.12.2017, 16:46 Uhr
Forchheims Rathaus steht vor einer neuen Epoche

© Visualisierung: Spindler+

Mit Spannung hatten Öffentlichkeit und Stadtrat auf den Tag gewartet, da endlich eine konkrete Zahl für die Kosten der Generalsanierung des Rathauses genannt wird. Ebenso spannend war die Frage, wie genau das "neue" alte Rathaus aussehen wird, nachdem im Sommer bereits die Nutzung als "Haus der Begegnung" festgelegt worden war.

In der jüngsten Sitzung des Stadtrates stellte das beauftragte Architekturbüro Spindler+ aus Kronach die Detailplanung vor. Klar wurde dabei auch: Das Rathaus ist heute in einem sehr schlechten statischen und baulichen Zustand. Ohne Stützbalken stünde es wahrscheinlich nicht mehr.

"Perfekte Balance"

Abgesehen von zwei FDP-Räten reagierten die Stadträte auf die Pläne überwiegend positiv. "Meister Hans Ruhalm", sagte Reinhold Otzelberger (SPD) und meinte den Baumeister des Magistratsbaus von vor fast 500 Jahren, "müsste sich freuen, wenn er die Weiterentwicklung seines Konzeptes sehen könnte". Planung, Finanzrahmen und Denkmalschutz halten aus Otzelbergers Sicht "perfekt" die Balance. Er hoffe, Forchheim werde mit dem Projekt fertig "noch vor dem Berliner Flughafen".

"Wir sind hier nicht in Berlin", erklärte dazu der Würzburger Statiker Bernd Mittnacht. Er reagierte damit auch auf andere Stimmen, etwa von Thomas Werner und Günther Hammer (beide CSU), die Zweifel anmeldeten, ob der Kostenrahmen von 15,5 Millionen Euro einzuhalten sein wird. Kostensteigerungen, so Mittnacht, "gibt es meist, wenn nicht alles richtig untersucht wurde". In 30-jähriger Berufserfahrung habe er "noch nie eine so genaue Voruntersuchung eines Gebäudes" erlebt wie in diesem Fall. Hochbauamtsleiterin Sigrun Wagner habe diese Untersuchungen so "extrem gut" durchführen lassen, legte Mittnacht nochmal nach, dass er sich von der Bausubstanz her "kaum einen Ausreißer vorstellen" könne, der die Kosten nochmal in die Höhe treiben könnte. Forchheim sei schon weiter als gedacht: "Das ist schon fast eine Ausführungsplanung."

Der neu hinzugezogene Restaurator Harald Spitzner aus Bamberg ergänzte: "Oft wird man von Gemeinden aufgefordert, irgendwelche Kosten in den Raum zu stellen, ohne die Gebäude genau untersucht zu haben: Das ist hier nicht der Fall." Die Konjunkturentwicklung und Preissteigerungen freilich habe niemand im Griff, sagte Architekt Gregor Fischer von Spindler+.

Ein Deckel für die Kosten?

Günther Hammers Vorschlag, die Kosten zum Beispiel bei 16 Millionen zu "deckeln", folgte der Stadtrat nicht. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) riet davon ab mit dem Argument: "Wenn die 16 Millionen erreicht sind und doch noch etwas gemacht werden muss, glaube ich halt auch nicht, dass der Deckel dann hält."

Die Kostenschätzung der Architekten lag den Stadträten in einer Grobfassung vor. Detailliertere Zahlen gebe es auch, sagte Architekt Fischer. Laut OB waren die Zahlen gerade drei Tage alt, als er sie im Stadtrat zur Abstimmung stellte, sie konnten also noch nicht in die Sitzungsladung aufgenommen werden. Kirschstein argumentierte, die Stadt wolle noch im Dezember Zuschussanträge stellen, daher solle der Stadtrat jetzt sein Einverständnis erklären. Wie hoch werden die Zuschüsse ausfallen? Diese Frage wurde wiederholt gestellt.

Eine hundertprozentig richtige Antwort kann darauf aber niemand geben: "Das ist wie beim Lotto", sagte Architekt Gregor Fischer. Bei ähnlichen Fällen (Generalsanierung historisch wertvoller Gebäude) liege die Förderhöhe aus Landes- und Bundestöpfen bei "60 bis 80 Prozent", so Fischer. Ob das in Forchheim auch so sein wird? Niemand weiß es.

Die wiederentdeckte barocke Fensterstruktur am Magistratsbau jedenfalls stellt das Forchheimer Rathaus auf eine Stufe mit Baudenkmälern in Straßburg und Frankfurt: "Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und etwas ganz Einzigartiges", so der Architekt. Die heutigen Fenster wurden nachträglich eingebaut und dabei die ursprüngliche Breite künstlich verändert. Die Rekonstruktion der Originalfenster, für die sich der Stadtrat aussprach, führt zu einem Antrag, das Rathaus zu einem Baudenkmal von europäischem Rang zu erklären. Natürlich erwartet die Stadt in diesem Zusammenhang einen entsprechenden öffentlichen Zuschuss.

Chance nur jetzt

Ulrich Schürr (JB) nannte das Konzept eine "gelungene Kombination von Funktionalität und historischer Wiederbelebung". Die Möglichkeit, das Rathaus so grundlegend umzubauen und zu sanieren, habe die Stadt "nur jetzt, dann nicht mehr". Albert Dorn (SPD) bekannte, die Klassifizierung als "Denkmal von europäischem Rang" erfülle ihn "als gebürtigen Forchheimer schon mit Stolz".

Udo Schönfelder (CSU) erkannte den "verantwortungsvollen Umgang" mit dem historischen Erbe an. Die geplante "Trinkhalle" im Keller unter der Touristinformation im Magistratsbau würde er aber lieber in "Bierstube oder -keller" umtaufen. Lisa Hoffmann (SPD) ist ebenfalls "begeistert". Aber nicht von dem Begriff "Bierstube": "Da kann man ja vielleicht auch einen Wein oder Kaffee trinken."

Für die FGL sagte Annette Prechtel, das Rathaus zu sanieren sei "alternativlos". Sie könne keinen "überflüssigen Luxus" in der Planung erkennen. Im Moment strahle das Rathaus "nichts von dem aus, was man an dieser Stelle wünschen würde, nämlich: Leben".

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