Fränkische Lebensmittel aus dem Automaten

20.8.2015, 06:00 Uhr
Fränkische Lebensmittel aus dem Automaten

© Roland Huber

Manchmal kommt sie ganz plötzlich, die Lust auf Gegrilltes, auf Bratwürste, Steaks und marinierten Bauch. Wenn an einem Sommerabend die Nachbarn den Grill rausholen, die Kohle anzünden und Wurst und Steaks auf den Rost legen, dann weckt der Duft meist unvermittelt das Bedürfnis, selbst auch zu grillen.

Ein Bedürfnis, das trotz leeren Kühlschranks auch nach Ladenschluss nicht unbefriedigt bleiben muss: Metzgermeister Thomas Dittrich aus Rüssenbach bei Ebermannstadt war es leid, dass im Sommer auch sonntags die Leute bei ihm an der Haustür geklingelt haben, weil ihnen das Grillfleisch ausgegangen war. Vor eineinhalb Jahren hat der 35-Jährige gehandelt: Ein Regiomat, quasi ein Kühlschrank-Automat, steht bei ihm am Hof und versorgt Hungrige rund um die Uhr mit Grillfleisch, Bratwürsten, Polnischen, Sandwiches und Holzofenbrot.

Außerdem gibt’s Wurst-Gläser, Texas-Chili und für den großen Hunger auch Sauerbraten, alles gut gekühlt. 12 000 Euro hat der stumme Fleischereifachverkäufer aus Edelstahl gekostet, nachgefragt wird sein Inhalt auch bei hungrigen Partygängern vor der Disco und immer noch hungrigen Partyheimkehrern nach der Disco, die in Rüssenbach ihr Sandwich ziehen.

Sauerbraten im Automaten

Der Service wird gut angenommen, zieht Dittrich Bilanz. Nicht nur bei den Disco-Gängern, sondern auch bei Kundschaft, die den Automaten sogar dann nutzt, wenn auch der Hof-Laden nebenan geöffnet hat, etwa um dort Texas-Chili oder Sauerbraten aus den Fächern zu ziehen.

24 Stunden täglich frische Landmilch, gut gekühlt bei 4 bis 6 Grad, hat die Milch-Tankstelle von Markus Galster in Gosberg in unmittelbarer Nähe zum Rathaus in der Zapfsäule. Das Prinzip funktioniert wie beim Sprit-Tanken: Geld einwerfen, mitgebrachtes Gefäß in den Automaten unter den Zapfhahn stellen und den Milchrüssel in die Flasche halten.

Der Milchautomat lagert die Milch, kühlt und rührt sie und sorgt schließlich auch für die Ausgabe je nach bestellter Menge. Die Kunden bekommen auf Knopfdruck genau so viel frische Landmilch, wie sie an Geld eingeworfen haben und vom Display angezeigt bekommen. Der Liter Milch kostet einen Euro, erzählt Markus Galster, und hat etwa vier Prozent Fett.

Drei bis vier Tage ist die frische Rohmilch haltbar. Der Automat hat die passenden spülmaschinenfesten Glasflaschen im Regal stehen, aber es gibt auch Kunden, erzählt Galster, die mit dem „Häffala“ vorbei kommen und die Milch zapfen.

Stadtwurst zur Brotzeit

Die Automaten werden so gut angenommen, dass in dem Gosberger Milchhäuschen auch Hans Alt aus Seidmar seine Fleisch- und Wurstwaren anbietet. Roastbeef, Kammsteaks und Grillbauch für Spontan-Griller hat der Automat ebenso im Angebot wie Büchsenwurst, Stadtwurst und Göttinger zur Brotzeit. Ein dritter Automat ist mit Eiern und Nudeln vom Bauernhof der Familie Dorn aus Niedermirsberg bestückt, hier sollen künftig auch frische Kuchen und Torten portionsweise verkauft werden.

Fränkische Lebensmittel aus dem Automaten

© Roland Huber

Rund um die Uhr können (nicht nur) müde Männer den Muntermacher Milch auf dem Hof von Familie Meister in Gaiganz zapfen. Neu ist die sogenannte Käsekiste, ein Automat, der seit Kurzem fünf verschiedene Käsesorten etwa mit Bockshornklee oder Chili im Angebot hat . Vor allem Berufstätige nutzen den Automaten für einen kurzen Einkaufsstopp auf dem Weg ins Büro.

Am Ausgang von Dorfhaus, in Richtung Sinterstufen, direkt neben dem Wanderweg, liegt der Kuhstall der Familie Hänfling. Da lag es nahe, die einheimische Bevölkerung und die durstigen Wanderer mit frischer Milch zu versorgen. Und so entstand die Idee zur ersten Milchtankstelle im Landkreis Forchheim. Wer möchte, kann sich aus dem Automaten Milch selbst zapfen — frisch von der Kuh. Der Milchautomat ist von 6 bis 22 Uhr in Betrieb. Die Milch ist naturbelassen und hat etwa 4,3 Prozent Fett.

Dry Aged Beef per Mausklick

Noch einen Schritt weiter geht indes Metzgermeister Daniel Lindner aus Zochenreuth, einem 150-Seelen-Örtchen nahe Aufseß. Hier ist der Kunde nur einen Mausklick vom Tomahawk-Steak entfernt: „Clickandgrill“ nennt sich die Homepage des findigen 25-Jährigen.

„Online ist schon immer mein Steckenpferd gewesen“, erzählt er. „Du spinnst wohl“, kommentierten Nachbarn und Freunde anfangs das Ansinnen, Wurst und Grillfleisch übers Netz verkaufen und natürlich musste auch der Vater, langjähriger Metzgermeister im Familienbetrieb, erst von der ungewöhnlichen Vermarktungsstrategie des Juniors überzeugt werden. Die Metzgerei ist bekannt für Dry Aged Beef (wochenlang trocken gereiftes Rindfleisch) und Wagyu-Rind (spezielle japanische Rasse).

Nur: Wie viel Luxus-Fleisch lässt sich in Zochenreuth schon an die Hausfrau, den Hausmann bekommen? Lindners Online-Kunden kommen daher aus ganz Deutschland. Bis nach Österreich liefert er Fleisch und Wurst. Ein Stammkunde lebt sogar in London und schwört auf Fleischesfreuden aus Zochenreuth.

Klassiker sind dabei: das fertige Grillpaket für den wenig entscheidungsfreudigen Esser, das Gourmetpaket mit 45 marinierten Schweinefilets für den etwas größeren Hunger oder der Schweinebauch „glücklicher Sommer“. Genießer bestellen in Zochenreuth „butterzartes, saftiges Dry Aged Tomahawk-Steak mit dem langen Knochen“ — „ein echtes Highlight auf dem Grill“, wie Lindner verspricht.

Für besondere Grillmomente hat der Metzger Wagyu-Rind im Angebot, das auch aus der Fränkischen Schweiz kommt. Geliefert wird luftdicht verschweißt in Kühlverpackung am folgenden Werktag oder auch am Wunschliefertag. Denn wenn man Bücher übers Internet bestellen kann, so Daniel Lindner, warum nicht auch Wurst und Fleisch?

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