Franz Och: Zuhause in Europa und in der Mundart

5.9.2015, 12:00 Uhr
Franz Och: Zuhause in Europa und in der Mundart

© Wilfried Roppelt

„Und was war nun mein Leben?“ Die Antwort darauf gab sich Franz Och selbst im Schlusswort seines Büchleins „Franz Och – Stationen“: „Verankert im Christentum, ein Dienen und Helfen zum Wohl der Menschen, wobei ich immer mir selbst und meiner Herkunft und Heimat treu zu bleiben versuchte. Eine einzige Sehnsucht nach einem ,fesala’ Glück.“ Und das Glück brachte ihm in seinem Leben viele „fesala“, was schon damit begann, dass er im Juli 1956 mit seiner Gunda vor den Traualtar trat, aus deren Ehe vier Kinder entstammen.

Zusammen mit den neun Enkeln feierte der „Rohners Franz“, so sein Pretzfelder Hausnahme, seinen 85. Geburtstag. Das Pretzfelder Urgestein wuchs in einer sechsköpfigen Kleinlandwirtsfamilie auf, wobei ihn deren Devise „Bete und Arbeite“ für sein Leben prägte.

Seine erste bittere Lebenserfahrung machte er, als seine beiden Brüder im letzten Kriegsjahr am gleichen Tag (16. Januar 1946) gefallen sind. Dies war auch der Auslöser dafür, sich in Gedanken und Ideen in den gesamteuropäischen Friedensprozess zu vertiefen und sich dabei die Frage zu stellen, was er selbst dazu beitragen kann.

1957 trat Franz Och der überparteilichen Europa-Union bei und war einer der zwölf Mitbegründer des am 4. März 1976 aus der Taufe gehobenen Kreisverbandes Forchheim-Fränkische Schweiz. Erst nach 21 Jahren erfolgreichen Wirkens gab der Vater der Europa-Union im Landkreis Forchheim den Kreisvorsitz ab.

Anlässlich seines 80. Geburtstages nannte der damalige stellvertretende Landrat, Georg Lang, in seinem Grußwort Franz Och einen „Pretzfelder mit europäischen Horizont oder Europäer mit fränkischen Wurzeln“. Einen grundlegenden Beitrag zur Völkerverständigung leistete Franz Och damit, dass er sich im Eigenstudium Esperanto, einen Zusammenschluss romanischer, germanischer und slawischer Sprachen, aneignete und dieses Wissen überall dort, wo sich die Möglichkeit bot, bekannt machte.

Drei Amtsperioden

Seit 1956 wirkte Och im Gemeinderat mit und wurde für drei Amtsperioden zum Bürgermeister von Pretzfeld gewählt. Dabei war ihm die Gemeindegebietsreform ein großes Anliegen. Nachdem die Gemeindeverwaltung für eineinhalb Jahre aufgelöst und der Verwaltungsgemeinschaft Ebermannstadt zugeordnet war, schaffte es Och, die Selbstständigkeit des Marktes Pretzfeld wieder zu erreichen. Aus Anlass der Wiedererlangung der „Pretzfelder Freiheit“ läuteten am 1. Januar 1980 die Glocken von St. Kilian.

Für sein kommunalpolitisches Engagement erhielt der Jubilar alle Ehrungen, die von der Gemeinde vergeben werden können. Eine besondere Ehrung war die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am 18. Oktober 1985.

Och, der durch sein öffentliches Wirken entscheidend die Entwicklung Pretzfelds beeinflusst hat, wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss am 3. Oktober 1995 das Ehrenbürgerrecht Pretzfelds verliehen. Unter den zahlreichen Urkunden, die die Wände seines Hauses zieren, fällt vor allem eine auf, mit der er für seine Verdienste für die beiden Partnergemeinden Bretzfeld (Baden-Württemberg) und Pretzfeld zum „Ehrenbretzfelder“ ernannt wird.

Im eigenen Wohnzimmer begann Och mit Bankgeschäften der Raiffeisenkasse, in der er jahrzehntelang als Vorstandsvorsitzender tätig war. 27 Jahre lang hatte er das Amt des Vorsitzenden des Obst- und Gemüsegroßmarktes Pretzfeld inne. In seiner Amtszeit als Bürgermeister wurde das Kirschenfest begründet, das in diesem Jahr zum 47. Mal im Kellerwald gefeiert wurde.

Mit der Neugründung des Fränkischen Mundarttheaters erreichte Franz Och, dass auch die fränkische Mundart in die Laientheater Einzug hielt. Autoren wie Walter Tausendpfund haben sich angeschlossen und die fränkischen Theatergruppen unterstützt.

Für den früheren Ortschroniker Och waren Papierblock und Schreibstift seine ständigen Begleiter. So hat er unter dem Kürzel „fpo“ als freier Pressemitarbeiter jahrzehntelang aus Pretzfeld und Umgebung für die Nordbayerischen Nachrichten berichtet. „Das waren noch Zeiten, in denen die Texte mit der Schreibmaschine geschrieben und die belichteten Filme persönlich zur Redaktion gebracht wurden“, erinnert sich der freie Journalist Och. In dieser Zeit schrieb er auch das Erzählbüchlein „Pflüger auf steinigem Acker“, in dem er alte Dorfgeschichten erhalten hat.

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