Für Berufspendler im ländlichen Raum "großer Vorteil"

22.2.2017, 18:21 Uhr
Für Berufspendler im ländlichen Raum

© Archivfoto: Rödel

Die Initiative dazu, die Hauptverkehrszeiten der öffentlichen Busse auf die Zeit bis spätestens 21 Uhr auszudehnen, ging im letzten Jahr von der grünen Fraktion im Kreistag aus. Als die anderen Fraktionen Zustimmung signalisiert hatten, hockten sich die Nahverkehrsplaner am Landratsamt hin, planten und rechneten. Das Ergebnis stellten sie zuerst im Arbeitskreis Nahverkehrsplan vor und erhielten dort grünes Licht. Nun war der Bau- und Verkehrsausschuss des Kreistages an der Reihe und auch der stellte das Signal auf Grün.

Die Begründung dafür, den attraktiven Hauptverkehrstakt am Abend auszudehnen, ist so einfach wie einleuchtend: Pendler, die in Erlangen oder Nürnberg länger als bis 18 Uhr arbeiten müssen (im Einzelhandel bis 20 Uhr), haben derzeit bei der Rückfahrt mit Zug an den Bahnhöfen im Landkreis keinen vernünftigen Anschluss mehr. Wartezeiten bis zu einer Stunde locken niemanden zum Umstieg. Die Ausweitung des Taktverkehrs auf 20.30 Uhr (letzte Abfahrt), in der Stadt Forchheim sogar auf 21 Uhr, könnte aber viele dazu bewegen, Bus und Bahn zu nutzen. Das heißt: auch schon am Morgen den Privatwagen stehen zu lassen.

Lisa Badum (B90/Grüne): "Die Leute wollen ja mit dem Bus fahren." Aber das gehe nur, wenn sich der Fahrplan der Lebenswirklichkeit der Pendler anpasse: "Die Ströme gehen vor allem in Richtung Erlangen-Höchstadt." Das bedeutet bei einigen Buslinien, dass sich die Nachbar-Landkreise miteinander abstimmen müssen: Mehr Fahrten sind gleichbedeutend mit mehr Kosten — aber auch mit mehr Einnahmen. Badum: "Bis das Angebot wirklich angenommen wird, brauchen wir aber einen längeren Atem."

Zumal die verlängerte Betriebszeit aus logistischen Gründen ohnehin erst 2018 gestartet werden kann. Nahverkehrschef Klaus Hummel nannte das derzeit größte Problem der beteiligten Busunternehmer: Personal zu finden. Busfahrer sind im Moment rarer gesät als Lottokönige.

Unter anderem damit hängt auch der beschlossene Weg zu längeren Takt-Verkehrszeiten zusammen: Auf einigen Linien wird es über 18.30 Uhr hinaus zwar einen Fahrplan mit engerem Takt geben. Aber die Busse fahren nur dann, wenn sie bis spätestens am Vorabend angefordert wurden ("Rufbus"). Rufbusse sind ein bewährtes System, so Klaus Hummel: "Man ruft eine Nummer an und sagt, dass man den Bus braucht." Die Vorbestellung kann man auch wochenweise aufgeben. Die Fahrten werden dann teils mit Taxis abgewickelt, ohne Zusatzkosten für den Fahrgast.

Errechnete Schätz-Kosten

Hummels Stellvertreterin Kathrin Peschke stellte die Taktverdichtungen und deren finanzielle Auswirkungen für den Landkreis vor, so weit sie beziffert werden können. Unter dem Strich muss der Kreis wohl mit Mehrkosten von rund 230 000 Euro pro Jahr rechnen (die ÖPNV-Gesamtkosten liegen derzeit bei etwa 4,8 Millionen Euro). Die zusätzlichen Erlöse sind dabei noch nicht eingerechnet. Außerdem noch unklar sind die tatsächlichen Kosten und Erlöse der Rufbusse.

Edwin Dippacher (CSU) stimmte zwar letztlich wie alle anderen Ausschussmitglieder für den Beschlussvorschlag, ließ aber deutliche Skepsis erkennen, was den finanziellen Nutzen betrifft. Klaus Hummel räumte einerseits ein, dass die Abrechnung der Erlöse innerhalb des Verkehrsverbundes VGN "eine etwas komplexe" Angelegenheit sei. Auf der anderen Seite werde eine echte Fahrgastzählung (als Grundlage der Abrechnung zwischen den Kreisen und Städten) nach 2017 erst wieder 2022 stattfinden. Trotzdem gelte, was nach der letzten Ausweitung des ÖPNV 2010/11 massiv festgestellt wurde: "Mehr Angebot führt zu mehr Nutzern."

Landrat Hermann Ulm (CSU) grinste nach der Abstimmung bis über beide Ohren: "Für die Berufspendler im ländlichen Raum ist das ein großer Vorteil."

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