Für Tante Erna ist Helfen selbstverständlich

17.11.2014, 22:00 Uhr
Für Tante Erna ist Helfen selbstverständlich

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Erna Bausenwein nimmt die Menschen, wie sie sind. Sie urteilt nicht, sie versucht nicht, sie zu verändern. Sie will ihnen Gutes tun. Den Ärmsten besorgen, was sie am meisten benötigen, den Einsamen ihre Aufmerksamkeit schenken und den Kranken ein Stück ihrer eigenen Kraft abgeben. Das tut die 92-Jährige seit ihrer frühen Jugend.

„Als ich zwölf Jahre alt war, habe ich in der Schule die Geschichte der Elisabeth von Thüringen gehört“, erinnert sie sich. Die Heilige half zu ihren Lebzeiten im frühen Mittelalter in den Armenvierteln ihrer Heimatstadt Eisenach mit und galt als Symbol selbstloser Nächstenliebe. Dieses Wirken nahm sich Erna Bausenwein zum Vorbild.

Geboren in der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs machte die Rehauerin eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Nach dem Krieg betreut sie in verschiedenen Lagern Flüchtlinge und Vertriebene aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reiches. Ende 1946 beginnt sie in einem Kinderheim in Mostviel. Noch heute bekommt sie Briefe von ihren damaligen Schützlingen. 1953 geht sie nach Amberg und übernimmt im dortigen Flüchtlingslager den Kindergarten und Hort. „Die Flüchtlingsarbeit, für mich ist das mein Lebenswerk“, sagt sie.

1967 kommt Erna Bausenwein nach Forchheim. Sie zieht nach Nord. 18 Jahre lang leitet sie hier den Kindergarten der Christuskirche. „Tante Erna“, wie sie von den Kleinen genannt wird, sucht nicht die schöne heile Welt. Sie will helfen. Und das muss sie hier auch. Viele der Kinder kommen aus Familien, in denen Geldsorgen den Alltag bestimmen. Manche Eltern trinken, manche kommen mit dem Gesetz in Konflikt.

Erna Bausenwein kümmert sich auch um die Familien, bringt ihnen etwas zu Essen oder Kleidung, wenn das Geld nicht reicht. Und wenn Mutter oder Vater nicht rechtzeitig von der Arbeit kommen, nimmt sie die Kinder mit zu sich, macht ihnen Abendbrot und bringt sie später nach Hause. „Die Leute sollen wissen, dass es jemanden gibt, der sich kümmert.“

Guter Geist im „Senfkornclub“

Erna Bausenwein kennt keinen Dienstschluss, kein Wochenende und keinen Ruhestand. Sie engagiert sich beim Bayerischen Roten Kreuz, hilft im Diakonieverein mit und auch in ihrer Kirchengemeinde, der Christuskirche. Im „Senfkornclub“, unter dessen Dach 20 Jahre lang Treffen für Menschen mit Behinderung organisiert werden, ist sie der gute Geist. Die Liste ließe sich lange fortsetzen und endet nicht, nur weil Tante Erna im Januar 92 Jahre alt geworden ist.

Mit klarem Verstand und großem Organisationstalent hilft sie bis heute allen, die sie darum bitten. Inzwischen stünden ihr dabei allerdings viele liebe Menschen zur Seite, sagt sie. Und für größere Anschaffungen organisiert sie Zuschüsse von gemeinnützigen Organisationen.

Die Not anderer und das Leben, das sie führen, hat sie noch nie geschreckt. „Ich sehe hin und ich gehe auch hin“, sagt sie. So besucht sie auch die, die auf dem normalen Markt keine Wohnung mehr bekommen und in der Unterkunft am Eggolsheimer Weg leben. „Einige sind bei mir in den Kindergarten gegangen.“ Sie akzeptiert, dass sie sind, wie sie sind, weil sie weiß, was sie durchgemacht haben. „Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.“ Dieser Spruch leitet Erna Bausenwein bis heute.

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