Futter geht zur Neige

7.9.2018, 11:30 Uhr
Futter geht zur Neige

© Roland Huber

FORCHHEIM — "Hauptproblem war und ist die Trockenheit, sagt Werner Nützel, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Bamberg-Forchheim des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Die Sturzbach-artigen (Gewitter-)Regenfälle des Sommers nutzten den Pflanzen nur wenig, denn der durch die Hitzewelle völlig ausgetrocknete Boden war hart wie Stein, die tendenziell kurzen Regenfälle drangen gar nicht erst durch.

"Besser wären Regenfälle gewesen, die zehn oder zwölf Stunden dauern und gleichmäßig verteilt etwa 20 bis 30 Liter Wasser pro Quadratmeter beinhalten", erklärt Nützel. Mit viel Glück würden die Wiesen in ein paar Wochen noch einmal grün, was Nützel allerdings bezweifelt. Auch der Bio-Landwirt Robert Schmitt aus Neunkirchen glaubt nicht mehr daran, dass er im Frühherbst noch eine nennenswerte Nachernte verbuchen kann. Das Getreide sei gedroschen: "Im Vergleich zu den letzten Jahren haben wir gut 50 Prozent weniger Ertrag", weiß Schmitt. Was ihn vor massive Probleme stellt, weil er nicht weiß, wie er sein Milchvieh – Schmitt hat einschließlich der Nachzucht rund 80 Tiere auf dem Hof, darunter 45 Milchkühe – über den Winter bringen soll.

Ist doch beispielsweise das normalerweise zur Fütterung dienende Kleegras schon längere Zeit nicht mehr in ausreichender Menge gewachsen, weshalb Robert Schmitt nach eigener Auskunft bereits seit 10. August Silage verfüttert, die eigentlich für die Wintermonate gedacht war.

"Wir werden Futter zukaufen müssen", prognostiziert Schmitt. Keine ganz einfach Aufgabe, weil natürlich auch die Nachbarn im Kreis deutlich schlechtere Ernten als in Jahren mit weniger extremer Witterung eingefahren haben.

Erst in rund 100 Kilometer Entfernung, etwa in manchen Landstrichen der Oberpfalz, habe es in diesem Sommer ein wenig mehr geregnet. Zudem kennt Robert Schmitt einen Landwirts-Kollegen, der noch Silage-Altbestände hat, die er nicht selbst benötigt. Bis zum Ende des Winters werden allerdings auch diese Zukäufe voraussichtlich nicht ausreichen.

Zumal Robert Schmitt "nicht weiß, wie und zu welchem Preis ich Futter bekomme". Zwar hat er bei Bedarf einen Lohnunternehmer, der für ihn auch aus größerer Entfernung Futter holt, aber "durch die zusätzlichen Transportkosten steigt der Preis schnell ins Unbezahlbare", sagt Schmitt. Im Wissen um die wohl unvermeidlichen Engpässe hat der Bayerische Bauernverband eine Online-Futtermittelbörse eingerichtet, die man unter der Adresse https://www.bayerischerbauernverband.de/futterboerse findet und in der es eine Reihe von Angeboten gibt, mit denen Bauern ihre nach diesem Sommer naturgemäß dünnen Vorräte aufstocken können.

Letzte und irgendwann womöglich unausweichliche Maßnahme ist die Reduktion des Viehbestandes. Sollte Robert Schmitt dazu gezwungen sein, weil ihm der zur Neige gehende Silage-Bestand irgendwann keine andere Wahl mehr lässt, dann müssen aus seinem Fleckvieh-Bestand ältere Kühe gehen, später vielleicht auch Jungrinder. Ein Draufzahlgeschäft: "Noch so ein Sommer, und ich muss mir etwas ganz anderes einfallen lassen."

Anders sieht es nach diesem Sommer bei vielen Landwirten im Landkreis Forchheim aus, die Obstbäume kultivieren. Kirschen, Zwetschgen und Äpfel beispielsweise gibt es in diesem Jahr in Hülle und Fülle (wir berichteten mehrfach).

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