Mythen

Geheimnisvoller Kultort: Der Druidenhain

22.4.2017, 07:00 Uhr
Rosa Schmidt Köhler am Druidenhain: Die 65-Jährige hat schon als Kind die Nähe zu sogenannten "Kraftorten" gesucht.

© Volkan Tural Rosa Schmidt Köhler am Druidenhain: Die 65-Jährige hat schon als Kind die Nähe zu sogenannten "Kraftorten" gesucht.

Der Eingang zur Unterwelt liegt in der Fränkischen Schweiz. Genauer gesagt im Fichten- und Buchenwald nahe Wohlmannsgesees. Vor langer Zeit gaben die Einheimischen den dort befindlichen Felsgebilden Namen, beispielsweise "Wächter", "Altar", "Grab", "Mondkalender" oder eben "Eingang zur Unterwelt".

Rosa Schmidt-Köhler

Rosa Schmidt-Köhler © Volkan Tural

Es geht allerdings nicht weit hinab: "Der Eingang in die Unterwelt ist eine Sackgasse", erklärt Rosa Schmidt-Köhler ihrer Besuchergruppe, die aus Bamberg und Erlangen angereist ist, um die Geheimnisse der metergroßen, moos- und baumbewachsene Steinbrocken zu erfahren. Auffällig an den Formationen: ihre von Nordwest nach Südost verlaufende Ausrichtung.

Rosa Schmidt-Köhler bietet neben keltischen Naturführungen auch Kräuterwanderungen, Wildpflanzenseminare und sogar Single-Wanderungen an. Die gut gelaunte Gruppe Menschen, die sie heute im Schlepptau hat, ist jedoch weniger an Flirttipps als an der Geschichte des Hains interessiert.

Ein bisschen Sport gibt es obendrein: Wer bei den Führungen der topfitten 65-Jährigen mitmacht, kann sich darauf gefasst machen, unter anderem auf allen Vieren durch Felsspalten zu krabbeln. Wer sich darauf einlässt, "kann den Grauschleier des Alltags abstreifen", sagt die Naturführerin mit Hang zum Esoterischen.

Währenddessen bleibt Zeit, um über den Hain zu grübeln. Entstand das tonnenschwere Felslabyrinth durch Menschenhand? Wie sonst hätte eine solche Kulisse entstehen können? Schließlich gibt es weit und breit keine vergleichbare Anordnung und manche Steine sind dermaßen gleichförmig ausgerichtet, dass es schon ein großer Zufall wäre, wenn das ein Zufall wäre.

Hexen oder Druiden?

Kein Wunder, dass die Mythen um diesen sagenumwobenen Ort nicht aufhören zu ranken. Wann es los ging mit den Sagen, kann keiner mehr genau sagen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Name "Druidenhain" für das Waldstück zumindest zum ersten Mal verwendet — er bezieht sich vermutlich auf die Vorstellung, dass Keltenpriester hier gewirkt haben sollen.

Dass Druiden den Hain tatsächlich als Kraftort nutzten, ist nicht nachgewiesen, hinterließen die Kelten doch keinerlei Aufzeichnungen über ihre Rituale und Gepflogenheiten. Zudem gibt es noch eine zweite Deutung: Das Wort "Drude" hatte vom Althochdeutschen bis ins ältere Neuhochdeutsche eine Hexe oder eine liederliche Frau beschrieben.

Führungen mit Rosa Schmidt-Köhler können per Telefon unter (0 91 94) 41 60 gebucht werden. Die aktuellen Termine finden Sie auf ihrer Webseite.

Videos und weitere Bilder gibt es im Digitalmagazin SamSon, das Teil des Digitalabos ist. Es gibt eine Web-Version sowie Apps mit kostenlosen Probe-Ausgaben. Printabonnenten können das Digitalabo ab 5,50 Euro im Monat buchen. Mehr Infos zu SamSon unter nordbayern.de/digitalabo oder beim Leserservice unter der Telefonnummer (09 11) 2 16-27 77.

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