Görbitz: Der Schinken hat eine eigene Biographie

20.1.2019, 09:00 Uhr
Görbitz: Der Schinken hat eine eigene Biographie

© Foto: Petra Malbrich

Zwischen dem Bierschinken und der Schinkenwurst liegt die Göttinger. Die nimmt Andrea Schaffer aus der Kühltheke für den gewünschten Aufschnitt. Das Angebot mit 40 verschiedenen Wurstsorten und Fleisch von Schwein und Rind unterscheidet sich nicht von dem anderer Metzgereien. Und doch ist es anders.

Die Familie Schaffer hat in Görbitz, in der Gemeinde Hiltpoltstein, einen Hofladen eröffnet. "Wir begrüßen das, freuen uns und unterstützen, dass sich junge Familien das zutrauen. Sie investieren viel Zeit, Energie und Geld", lobt Werner Nützel, Geschäftsführer des Bauernverbands Forchheim (BBV).

Es begann mit Roggenbrot

Damit locke man nicht nur Wanderer und sorge für Stabilität für den ländlichen Raum, sondern komme vor allem dem Wunsch der Verbraucher nach mehr regionalen Produkten nach. Im Hofladen ist Direktvermarktung mit selbst erzeugter Ware möglich und er ist eine Alternative zum Bauernmarkt.

Manche Landwirte verkaufen ausschließlich verschiedene Obstsorten, andere bieten selbst erzeugte Fleisch- und Wurstwaren in Automaten, gleich bei einer Milchtankstelle, wie die Familie Alt aus Seidmar an. Trotzdem sind Hofläden mit Wurst- und Fleischwaren eher weniger zu finden. Zugleich hoffen die Bauern mit dem Hofladen, ihren landwirtschaftlichen Betrieb zu sichern. Die Familie Schaffer hat sich jedenfalls entschieden, den Betrieb, der seit 1812 in Familienbesitz ist, zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Die Anfänge ihres Hofladens reichen ins Jahr 1986 zurück und begannen mit Brot. Durch Zufall hat Seniorchef Alfred Schaffer angefangen, knuspriges Brot, mit 90 Prozent Roggenanteil im Steinofen zu backen. Das Backen von Brot, Küchla und Zwiebelbrot ist eine Leidenschaft von ihm; dafür hat er im Jahr 2000 eine Befähigungsprüfung abgelegt. "Da ich Metzger bin, habe ich geräucherte Wurst und Wurstgläser mit dem Brot verkauft", erinnert sich Alfred Schaffer. Die Nachfrage stieg und die Schaffers begannen in den 90er Jahren mit dem Straßenverkauf an der B 2. "Auf einem Tisch mit Schirm habe ich Geräuchertes verkauft", erzählt Schaffer. Im Sommer war das nicht ganz unproblematisch, weshalb sich der Landwirt einen Verkaufsanhänger zulegte, damit die Wurstwaren vor Wind und Wetter geschützt und im Schatten lagen.

2004 kaufte die Familie das Verkaufsauto mit Kühlung und Waschbecken, ausgestattet nach Hygienevorschriften; verkauft wurde zunächst noch an der Straße, später auch auf den Bauernmärkten in Neunkirchen, am Paradeplatz in Forchheim und sonntags wechselweise in Creußen und in Pegnitz. "Die Leute wollten dann wissen, wie es auf dem Bauernhof aussieht und wie die Tiere gehalten werden", erzählt Alfred Schaffer. Immer mehr Verbraucher kamen auf den Schafferhof nach Görbitz und konnten sehen, dass die Schweine und Rinder auf einer dicken Schicht Stroh leben. Vor allem aber war deutlich, dass hier keine Massentierhaltung stattfindet und die Tiere nur eigenes Getreide futtern.

Auf dem Hof, in der kleinen Backstube, hatten Schaffers zuvor eine kleine Verkaufsfläche. Abgesehen davon, dass die Palette mit eigenen Produkten über die Jahre hinweg immer größer wurde und dementsprechend auch die Nachfrage von Verbrauchern, die sich vor Ort überzeugten, musste eine andere Lösung für den Verkauf gefunden werden.

Ohne Eltern geht es nicht

Sohn Stefan und dessen Ehefrau Andrea war der Hof bereits übergeben worden und sie hatten fest vor, den Betrieb weiter zu führen. Eine Entscheidung, die wichtig für den Hofladen war, aber die auch erkennen ließ, dass "ohne die Senioren nichts geht", so Andrea Schaffer. Die Bereitschaft von Alfred und Ehefrau Marianne, weiter anzupacken, war das zweite Standbein und bestärkte im Entschluss, den Hofladen Wirklichkeit werden zu lassen.

Vor einem Jahr wurde bei der Gemeinde Hiltpoltstein der Bauantrag eingereicht und jetzt ist der 40 Quadratmeter große helle Hofladen ohne Fördergelder gebaut und eingerichtet. In den Regalen neben der Eingangstür finden sich zum Beispiel Schnäpse und Liköre vom eigenen Obstanbau, dazu Müsli oder Honig von anderen regionalen Anbietern. In der Kühltheke ergänzen selbst gemachte Salate und Sülzen das Wurstangebot, die Käsevielfalt kommt vom Dorfhauser Milchbauern. Die Schaffers bieten Partyservice, Gutscheine und auch Geschenkkörbe an.

ZHier erfährt man Adressen von Hofläden und deren Angebote:https://einkaufen-auf-dem-bauernhof.com/bayern/einkaufen-geniessen/bauernhof.html und https://frische-ernte.com/

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