Gößweinstein: Bamberger Streichquartett und Pater Grün

30.3.2018, 09:00 Uhr
Gößweinstein: Bamberger Streichquartett und Pater Grün

© Foto: Thomas Weichert

Während das Streichquartett der Bamberger Symphoniker den musikalischen Part übernahm, versuchte Anselm Grün in Betrachtungen zu den sieben letzten Worten Jesu Christi das tägliche Leben der Gegenwart anzusprechen. Haydns Werk besteht aus jeweils einer Sonate zu jedem der sieben Worte.

Grüns Gedanken dazu umfassten die Worte Jesu und die entsprechende musikalische Umsetzung durch Joseph Haydn. Während in der Introduzione die Grundstimmung vermittelt wird, spricht Jesus in seinen ersten Worten mit seinem Vater, so Grün: "Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", so lautet das erste Wort.

In diese Bitte um Vergebung sind auch die heutigen Menschen mit eingeschlossen. Deshalb solle man immer und immer vergeben, auch sich selber. Sich selbst zu verzeihen sei oftmals schwerer als anderen, schilderte Grün Erfahrungen aus Seminaren. Haydn habe gerade dieses Vertrauen und die Hoffnung zum Verzeihen in der ersten Sonate zum Ausdruck gebracht.

Das zweite Wort lautet: "Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst mit mir im Paradiese sein." Dieses Wort zu dem mit Jesus zusammen gekreuzigten Verbrecher gibt allen Zuversicht, die Angst haben, sich selbst und ihrer Umwelt nicht zu genügen, die an sie gestellten Anforderungen nicht erfüllen zu können. Jesus nimmt jeden Menschen so, wie er ist. Aus der zweiten Sonate sei das Paradies herauszuhören, nicht nur als Verheißung nach dem Tod, sondern schon im Heute.

Im dritten Wort vertraut Jesus seinen Lieblingsjünger seiner Mutter an und umgekehrt. "Frau, siehe hier: dein Sohn; und du, siehe, deine Mutter". Die Szenen mit Frauen im Neuen Testament seien Szenen der Liebe, so Grün. Die Liebe verbinde. In seiner Musik bringe Haydn die Botschaft zum Ausdruck; Jesus stirbt für dich, er ist eins mit allen Menschen. Das Gefühl der Verlassenheit spricht Jesus wenn er fragt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Selbst in diesem tiefsten Gefühl der Verlassenheit sei Gott dennoch da. "An ihn können wir uns wenden, er verwandelt unsere Verlassenheit in Geborgenheit", ist Grün überzeugt.

Daher hat Haydn in seiner Musik auch die Geborgenheit in der Verlassenheit betont. "Wir dürfen unsere Gefühle zulassen in Gott", so der Redner.

Das fünfte Wort ist im Lateinischen nur ein Wort: "Sitio" – "Mich dürstet". Dies beziehe sich nach Grün auf das Alte Testament, als Moses durch Eintauchen seines Stabes aus dem Bitterwasser trinkbares Wasser machte. Es gibt Menschen, die haben Angst, verbittert zu werden oder sind es, so Anselm Grün, aber "das Kreuz trinkt unsere Bitterkeit, es verwandelt unsere Bitterkeit in Süßigkeit".

Dann das "Es ist vollbracht". Dieses Wort bedeute, dass das Ziel erreicht sei. Das Kreuz vollende alles. Es führe die Gegensätze zusammen. Dieses Wort sage aber auch: Die Liebe ist vollendet. Darin ruhe schon die Hoffnung auf die Auferstehung. "Wie Jesus uns umarmt, so sollen auch wir einander umarmen". In der Musik klingen verschiedene Stimmen zusammen. So sei die Musik ein Zeichen für den Frieden mit allen Menschen.

Sich im Glauben fallen lassen

Im siebten Wort betet Jesus den Psalm 31, den Abendpsalm der Juden. "Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist." Nicht nur im Tod dürften wir uns in Gottes Hände fallen lassen, sondern schon jetzt im Leben. Hierzu rezitierte Grün aus Rainer Maria Rilkes Gedicht "Herbst": "Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: Es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält".

Die zärtliche Musik zu diesem letzten Wort lasse dieses sich Fallen in die Emotion fühlen. Furios gestaltete sich das von Joseph Haydn dem Stück final aufgesetzte Erdbeben "Il terremoto". Der Komponist wollte damit nicht nur das nach dem Neuen Testament überlieferte Erdbeben darstellen, sondern zugleich auch die Herzen der Menschen erschüttern, sie wachrütteln, klärte Anselm Grün seine gebannt lauschende Zuhörerschaft auf. "Wir sollen die Auferstehung aus unseren Ängsten erfahren".

Stehender Applaus des Publikums war Beweis, wie die Bamberger mit ihrem Musizieren Ergriffenheit ausgelöst hatten. Raúl Teo Arias, Andreas Lucke, Branko Kabadaic und Karlheinz Busch waren die Ausführenden. Pater Flavian Michali wurde auf das schönste bestätigt, als er etwas ganz Besonderes angekündigt hatte.

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