Heiligenstadt: Kinder lernen ihre "wilden Wurzeln" kennen

21.3.2018, 18:52 Uhr
Heiligenstadt: Kinder lernen ihre

© Florian Essel

In der letzten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses stellte Florian Essel seine Pläne für naturnahe und von der Wildnis geprägte Programme für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene vor. Florian Essel möchte auf dem Gebiet der Marktgemeinde auf einem freien Areal die entsprechende Infrastruktur aufbauen. Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich von den Vorstellungen Essels sehr angetan.

Florian Essel lebt für die Natur und in der Natur. Geprägt haben ihn seine Erfahrungen in der Kindheit, in Amlingstadt, einem Ortsteil von Strullendorf. „Nach der Schule und den Hausaufgaben ging es ins Freie. Wir spielten am Bach und im Wald. Ich möchte diese Erfahrungen nicht missen, ich lernte mich selbst als Naturmenschen kennen“, berichtet Essel.

Er blieb seiner Linie treu und wohnt mit seiner Lebensgefährtin Rica, die Lehramtsanwärterin für Realschulen ist, im Heiligenstädter Ortsteil Zoggendorf in einem alten Bauernhaus mit Ofenheizung. Das Holzhacken im Winter ist dann doch ganz schön hart“, erzählt er, aber tauschen möchte er nicht.

Der Erzieher Florian Essel.

Der Erzieher Florian Essel. © Stefan Braun

Seine Erfahrungen möchte er an andere Kinder weitergeben. Essel arbeitet in Teilzeit in einem Hort in Bamberg, wo er die Erfahrung machte, dass im Freizeitverhalten heutiger Kinder Digitales überhandnimmt. Da er weiß, wie wichtig das Leben in der Natur ist, bietet der gelernte Erzieher, Koch und Wildnispädagoge seit 2012 freiberuflich Kurse in Sachen Erlebnispädagogik für Jugendgruppen und Schulklassen an. In seinen Kursen lernen Kinder und Jugendliche Kanu fahren, Klettern, kurzum sie haben den direkten Kontakt zur Natur.

Die Nachfrage ist groß und so kam ihm der Gedanke, sich selbständig zu machen. 2017 gründete er das Projekt „Wilde Wurzeln“. Die Entwicklung von Naturbeziehungen, Umweltbewusstsein und nachhaltiges Leben prägen die pädagogische Zielsetzung. Eine Kochstelle und gemeinsame Speisezubereitung gehören ebenso zum Programm wie natürliche Handwerksarbeiten wie Korbflechten und Steinbearbeitung.

Beim Aufenthalt im Freien lernen die Teilnehmer Tarnen, Anschleichen, Orientierung, Lagerbau, kurzum, das Überleben draußen. Für ältere Jugendliche gehört auch das Anschüren eines Feuers ohne Hilfsmittel dazu. Stolz berichtet Florian Essel, dass sich Schulen und Jugendgruppen aus dem Landkreis Bamberg zahlreich melden.

Zweigstelle in Streitberg

Er machte die Erfahrung, dass Mundpropaganda, die Homepage (www.wildewurzeln.de) berufliche Netzwerke und Öffentlichkeitsarbeit zur Verbreitung seiner Projekte beigetragen haben.

Im Kreis Forchheim werden die „Wilden Wurzeln“ in Streitberg Quartier beziehen. Florian Essel meistert das Projekt nicht mehr allein. Ihm zur Seite steht ein Team von ehrenamtlichen, freiberuflichen Erziehern, wobei für die Kurse möglichst eine Betreuerin und ein Betreuer eingeteilt werden. Die Sicherheit der Teilnehmer steht im Vordergrund.

Im „Broterwerb“ üben alle Mitarbeiter pädagogische Berufe aus. Für diese Saison, die etwa von April bis Oktober dauert, plant Essel zwanzig Veranstaltungen. Künftig soll es einen Stammplatz für einige Veranstaltungen geben, was den Vorteil hätte, dass nicht alle Utensilien wie ein Tipi oder der mit Baumwolle überdachte Essplatz jedes Mal neu aufgestellt werden müssten. Florian Essel hat sich eine Wiese ausgeguckt und hofft, dass nach dem Bauausschuss auch das Landratsamt zustimmt. Mit Materialien ist er in Vorleistung gegangen, doch beim Leben in der Natur weiß er: „Wir brauchen nicht viel.“

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