Helle Begeisterung bei Sommerkonzert des EGF

27.7.2017, 06:00 Uhr
Helle Begeisterung bei Sommerkonzert des EGF

© Foto: Udo Güldner

Inzwischen war die Bühne ein echter Schwitzkasten geworden. Ganz hinten, für das Publikum durch seine Kollegen verdeckt, saß Bastian Bayer am Schlagzeug. Gleich wandelte er auf den legendären Spuren Benny Goodmans. Dem "Sing Sing Sing" gab er "den" Swing, und testete dabei, was so ein Instrument alles aushielt. Schon als er noch die Sticks zum Glühen brachte, hatten die Zuhörer sich erhoben und tobten.

Ob sie dabei Brandblasen vom Klatschen bekommen haben, wie es später im Kindermusical hieß, scheint nicht ganz unwahrscheinlich. Schließlich erbeuteten sie mit dem Beifall noch weitere Zugaben. Mit klassischen Klängen hatte der Konzertabend angefangen. Nachdem das Orchester mit seinen knapp zwanzig Streichern und Holzbläsern die ehemalige Turnhalle in die "Halle des Bergkönigs" verwandelt hatte, verwandelten 14 Schüler des P-Seminars Kindermusical die Szene in ein "Schlaraffentheater". Die Bald-Abiturienten aus der Q11 hatten sich um Stückauswahl, Kulisse, Requisite und Kostüme gekümmert.

Der Unterstufenchor aus 50 Sängern entdeckte dabei das süße Nichtstun. Wobei schon vom ersten Schnarchen an klar war, dass die Welt aus Plastikäpfeln und echten Muffins nur ein Traum Chiara Töpfers gewesen sein konnte.

Faulpelze im Paradies

Annika Barth und Laura Förstel hatten die schwierige Aufgabe, als Faulpelze im Schlaraffenland mit schlaffer Hand wenig bis nichts zu tun. Noch weniger Text, aber mehr Kissen, hatten Jonah Schmidt und Tianci Yang als Schlafmützen, wobei selbst im Paradies ein strenges Regiment aus Essen und Schlafen und Schlafen und Essen herrschte. Dabei waren Nova Lowry und Maxim Soutschek als Vielfraße in ihrem Element. Statt knurrender Mägen waren denn auch knarzende Mikrophone zu hören, die von Ingbert Geiling auf offener Bühne ausgetauscht wurden — und zwar so, dass der Text seiner Hauptdarstellerin haargenau zum ungewollten Auftritt des Musiklehrers passte. Ein Glanzstück an Timing.

Dazwischen tanzten Valerie Waasner, Selin Yildirim, Katharina Brunner, Darja Illig, Nina Schambureck, Claudia Schreiber, Tim Wolfschmitt, Michael Ahrbecker und Johanna Förster gelungene kleine Choreographien mit zum Teil akrobatischem Anspruch. In der phantastischen Geschichte tauchten plötzlich aber auch phantastische Stimmen auf, die wie Paula Popov und Eva Krause, Karla Mohr und Jessica Strobel, sowie der wegen Stimmbruch rappende Lukas Hofmann in den nächsten Jahren hoffentlich noch mehr von sich hören lassen.

Ins Schwärmen

Als Julia Schwab am Klavier, wie einst das "Phantom der Oper" in den Katakomben unter der Pariser Oper, in die Tasten griff, da erschraken einige im Publikum. Der überwältigende Effekt, den Carola Wagenführers gemischter Chor mit seinen mehr als 60 Stimmen erzeugt hatte, brachte im Andrew Lloyd Webber-Medley nicht ganz Argentinien zum Weinen, sondern auch den früheren EGF-Direktor Karl Fuchs ins Schwärmen. Besonders die Instrumental-Ensembles hatten allerdings darunter zu leiden, dass rund ein Drittel der Musiker als Abiturienten ihre EGF-Laufbahn beendet hatten. Hermine Justs Bigband war denn nur noch "ein kleines Häuflein" mit einigen neuen Gesichtern.

Dennoch verbargen sich unter den etwa 20 Schülern echte Rohdiamanten, wie die Saxophonisten Timo Illig, Alexandra Winkelhaus, Lena Grüttner und Melanie Beyer. Dass ihrer Aufforderung "Shut up and dance" keiner folgte, lag nicht am Sound, sondern an den engen Stuhlreihen. Von Ruhe konnte angesichts des lautstarken Jubels, der Hand und Fuß hatte, allerdings ohnehin keine Rede mehr sein.

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