Hilfe vom Pfarrer?

5.2.2011, 08:00 Uhr
Hilfe vom Pfarrer?

© Roland Huber

Es klingt einfach verlockend, was der Schulbeauftragte der evangelischen Dekanate Forchheim und Gräfenberg, Pfarrer Albrecht Bischoff, dem Landrat und dem Ebermannstädter Bürgermeister vorschlägt: Die Stelle eines Schulseelsorgers für den Schulstandort Ebermannstadt mit 50 Prozent zu bezuschussen. Der Pfarrer wäre zuständig für Gymnasium, Realschule und Volksschule in Ebermannstadt.

Die verbleibenden Personalkosten sollen sich die Sachaufwandsträger der Schulen, der Landkreis sowie der Schulverband Ebermannstadt teilen. Es handelt sich um eine Beamtenstelle der Besoldungsgruppe A13/A14. Bei Gesamtkosten von 3500 bis 4700 Euro monatlich, kämen zwischen 1160 und 1566 Euro monatlich an Kosten auf den Landkreis zu. Der Schulverband Ebermannstadt hätte zwischen 580 und 783 Euro monatlich zu berappen. Das gälte zunächst für die Dauer von drei Schuljahren. Mit der Frage hat sich am Montag, 7. Februar, um 16 Uhr der Kreisausschuss zu befassen.

Ohne Gegenleistung

Die Stelle soll von einem evangelischen Pfarrer besetzt werden, der die Seelsorge angesichts eines Schüleranteils von zwei Dritteln Katholiken überkonfessionell betreibt, je nach Bedarf auch interkulturell und ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Der Pfarrer soll Kenntnis des Schulalltags haben und Erfahrung in der Jugend- und Erwachsenenbildung mitbringen. Fähigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Schuljugendberatung, Schulsozialarbeit, Mittagsbetreuung und weiteren Stellen wird vorausgesetzt. Zudem soll er sechs Stunden Religionsunterricht erteilen und mit Lehrkräften gemeinsam unterrichten (Team-teaching). Offenheit und Einfühlungsvermögen für die Sorgen und Fragen von Schülerinnen und Schülern sowie von Lehrkräften seien notwendig, heißt es in der Stellenbeschreibung.

Schwierige Beratungsfälle

Ob die Stellenausschreibung den Schulleitern von Gymnasium und Realschule vorgelegen hat, als sie dem Landrat schrieben, dass sie dieses Angebot begrüßen? Direktor Erhard Herrmann und Rektor Michael Schmidt begründen ihre Haltung wie folgt: „Die Anzahl schwieriger Beratungsfälle nimmt an beiden Schulen immer mehr zu. Dabei sind die Ursachen häufig nicht in der Schule, sondern auch im persönlichen Umfeld der Schüler zu finden. Oft handelt es sich um individuelle Krisensituationen, die durch die Schulen kaum aufgefangen werden können.“

Als Beispiele nennen sie Gewalt in der Familie, Essstörungen, Selbstverletzungen, Trauerbewältigung. Von der Trauerbegleitung abgesehen, die traditionell auch eine Aufgabe der Seelsorge ist, werden hier Problemfelder der Sozialpädagogik und der Psychotherapie angesprochen. Die Schulen bräuchten einen Schulsozialarbeiter. Ein solcher ist für weiterführende Schulen in Bayern bislang nicht vorgesehen. Für Hauptschulen schon; deshalb hat die Volksschule Ebermannstadt schon eine 0,8-Stelle eine Schulsozialarbeiters.