Hiltpoltsteiner Brennerin erobert Männer-Domäne

HILTPOLTSTEIN - Auf den „Stumpfelestein“, den mit 596 Metern zweithöchsten Kletterfelsen und Aussichtspunkt im Landkreis Forchheim, muss man nicht steigen, um an den gleichnamigen milden Single-Malt-Whisky zu kommen, den die Brennerin Heidi Brehmer-Knauer fünf Jahre lang in Eichenholz- und Sherryfässern gelagert hat.

Damit hat Brehmer-Knauer den „Gender“-Sprung geschafft und sich in die Phalanx ihrer männlichen Brennerkollegen katapultiert. Die erste und einzige Whisky-Brennerin in der ganzen Region. Am Tag der Deutschen Einheit hat sie das Geheimnis gelüftet und die Fässer mit ihrem vom Fränkischen Klein- und Obstbrennerverband mit einer Goldmedaille prämierten Whisky, der den Namen „Stumpfelestein 596“ trägt, geöffnet.

Fast drei Jahrzehnte destilliert Thomas Fleischmann in Eggolsheim seinen Whisky; vor zwei Jahren hat Georg Kugler vom Elch-Bräu in Thuisbrunn seinen selbst destillierten Whisky zur Lagerung abgefüllt, der noch ein bisschen Reife nötig hat. Und zum Tag der Offenen Brennereien am 18. Oktober verspricht Edelbrenner Johannes Haas aus Pretzfeld, seinen Whisky zur Verkostung bereit zu haben.

Das Brennen hat in der Familie Brehmer-Knauer eine langjährige Tradition. Aufgewachsen in Gräfenberg in der Brauerei-Dynastie Brehmer-Lindenbräu, gehörte bei Heidi, einer gelernten Hotelbetriebswirtin, das Destillieren von Früchten der eigenen Streuobstwiesen schon in der Kindheit dazu. Trotzdem hat sie noch einmal eine zweijährige Berufsausbildung absolviert, die sie mit dem Diplom zur „Staatlich geprüften Brennerin“ abschloss. Erst im Mai wurde sie von Bayerns Landwirtschaftsminister Brunner als „beste staatlich geprüfte Brennerin“ besonders ausgezeichnet. 2000 hatte sie mit ihrem Ehemann Michael das ehemalige Brauerei-Anwesen Schmidt in Hiltpoltstein übernommen.

Nach und nach wurden die noch vorhandenen alten Streuobstbestände erneuert und das alte Brenngerät, ein mit Holz befeuerter, kupferner Brennkessel wieder aktiviert. Im Jahr 2008 kam ein kleiner Hofladen dazu. Viele alte Obstsorten – die Herstellung aus wilden Früchten ist ein besonderes Steckenpferd – werden zu edlen Bränden oder besonderen Destillaten.

„Alle unsere Destillate sind Herzstücke der Natur, ohne Zusatz von Zucker", sagt Brehmer-Knauer. Durch ihre verwandtschaftliche Verbindung in die Brauerei nach Gräfenberg erhält sie auch das Grundprodukt für ihren Single-Malt-Whisky, gemälzte Gerste in besonders hoher Qualität. Auch die Besucher, die zur Whisky-Verkostung gekommen waren, bestätigten dem neuen Produkt einen hohen Reifegrad, ausgereiftes Aroma und einen milden Abgang.