Historische Adventskalender gibt's in Hollfeld zu sehen

3.12.2017, 15:24 Uhr
Historische Adventskalender gibt's in Hollfeld zu sehen

© Foto: Katharina Igl

„Die Liebe zu Weihnachten habe ich von meiner Mutter geerbt“, sagt Angelika Tzschoppe. Die 72-jährige ehemalige Grundschullehrerin sammelt Adventskalender und will nun andere Menschen daran teilhaben lassen. Ihre Sammlung umfasst 100 Exemplare. Einen Teil davon stellt sie nun in der Bücherei in Hollfeld aus. Das älteste Stück ist ein Adventskalender aus dem Jahr 1908, allerdings nur als Reprint, also ein neu gedrucktes Exemplar. Wenn ein Tag vorbei war, konnte auf einen Vers ein Bild geklebt werden.

Die wertvollsten Kalender in Tzschoppes Sammlung stammen aus dem Dritten Reich, den 1930er- und 50er-Jahren. Die Kalender aus der Nazizeit sind kleine Büchlein zum Umblättern. Manche Seiten sind unpolitisch gestaltet, aber andere sind sehr auf den Krieg bezogen. „Der christliche Aspekt wurde vollständig entfernt“, stellt Tzschoppe fest. Es gab zum Beispiel eine Seite zum Ausmalen. Die Motive waren nicht das Jesuskind oder die Heiligen Drei Könige, sondern Torpedo, U-Boot und ein explodierender Panzer. „Es gab aber nur zwei solcher Kalender“, sagt die 72-Jährige.

Ehrenplatz auf dem Klavier

Die Liebe zu den Adventskalendern entwickelte Angelika Tzschoppe nicht über Nacht. Ihr erster Kalender war der Familienadventskalender aus den 50er-Jahren. Der hatte die Form eines Häuschens. Er war mit kleinen Engelszeichnungen versehen und hinter jedem Türchen versteckte sich ein Vers. In die Mitte des Häuschens stellte die Familie ein Teelicht, sodass die offenen Türchen leuchteten. Der Kalender hatte den Ehrenplatz auf dem Klavier, wo jeden Tag im Beisein der ganzen Familie das nächste Türchen geöffnet wurde.

Dieses Modell hat einen besonderen Platz im Herzen von Angelika Tzschoppe. Zusätzlich zu dem Familienadventskalender bastelte Tzschoppes Mutter für jedes ihrer vier Kinder noch einen Kalender. Sie klebte Bilder auf dickes Papier und schrieb Verse dazu. Jeden Tag konnten die Kinder umblättern und ein neues Bild und einen neuen Vers lesen. Ihren ersten Schokoladenadventskalender hat Tzschoppe im Alter von zehn Jahren geschenkt bekommen.

Die heute 72-Jährige war damals enttäuscht, dass hinter der Schokolade kein Bild oder Vers war, sondern nur ein weißer Hintergrund. „Heute ist das zum Glück anders“, sagt Tzschoppe. Wenn sie einkaufen gehe, nehme sie sich fast jedes Jahr einen Schokoladenkalender mit. Familie und Freunde unterstützen ihre Sammelleidenschaft. „Eine Freundin hat mir Kalender mit Silberglitter aus den 50er-Jahren geschenkt“, sagt sie und lächelt. Stolz zeigt sie die silbern glitzernden Kalender. „Die haben mir schon immer am besten gefallen.“ In den 50er- und 60er-Jahren waren diese Kalender sehr populär. In den 50er Jahren kam auch der erste Adventskalender mit Türchen raus. „Die finde ich am schönsten.“ Frühere Modelle hatten keine Türchen, sondern waren zum Umblättern, wie ein kleines Büchlein, hatten Ziehfiguren, jeden Tag konnte man eine neue Figur ins Gesamtbild ziehen, oder eine Uhr zum Drehen. Das funktionierte vom Prinzip her wie eine Parkscheibe.

Mit 19 Jahren hat Angelika Tzschoppe ein freiwilliges soziales Jahr in München gemacht. Ihre Mutter schickte ihr einen selbst gebastelten kleinen Adventskalender. „Der ist jedes Jahr im Einsatz“, sagt Tzschoppe. Ab diesem Zeitpunkt begann sie die Adventskalender, die ihr in die Hände fielen, aufzuheben. Bewusst gesammelt habe Tzschoppe sie aber erst nach der Geburt ihrer Kinder Mitte der 70er-Jahre. „Das Internet ist eine große Hilfe“, sagt sie. Ansonsten findet sie ihre Schätze auf Flohmärkten, in Antiquariaten und Trödelläden.

„Gegen meine Adventskalendersammlung hat meine Familie noch das Wenigste einzuwenden – die können ja zusammengefaltet in einem Karton aufbewahrt werden“, berichtet Tzschoppe. Ihre anderen Sammelleidenschaften nehmen dagegen mehr Platz ein: Spielsachen, Bilderbücher und Bücher, Papierpuppen, Quartette sowie Lesezeichen.

Besucher können die Adventskalender-Ausstellung bis Mitte Januar zu den Öffnungszeiten der Hollfelder Bücherei besichtigten. Am Sonntag, 3. Dezember, öffnet die Schau zudem von 14 bis 16 Uhr sowie nach Vereinbarung.

 

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