Hitze sorgt für Futternot und Notschlachtungen

31.7.2018, 11:00 Uhr
Hitze sorgt für Futternot und Notschlachtungen

© Foto: Peter Roggenthin

"Schon vor einigen Wochen hatte ich die ersten Anfragen von Bauern, die händeringend Futter suchen", sagt Hermann Greif. Er ist der Präsident des Bauernverbands für Oberfranken. Die Folge der langanhaltenden Hitze und Trockenheit sind nicht nur äußerlich sichtbar. Die Maisblätter rollen sich ein, das Getreide steht gerade einen halben Meter hoch, die Wiesen sind kurz und weisen braune Stellen auf. Zugleich bedeutet dies wenig Getreide und somit Futtermangel für die Tiere. Wenn die Landwirte kein Futter für ihre Tiere bekommen, werden die Tiere geschlachtet.

Futterbörse eingerichtet

"Die Zahlen werden sich verringern, weil die Landwirte mit der wenigen Ernte nicht alle Tiere über den Winter bringen", sagt Greif. Das sei jetzt schon absehbar. "Es ist extrem ernst. Wir haben beim Bauernverband eine Futterbörse eingerichtet", bekräftigt Greif. Die Landwirte haben dann die Möglichkeit, Futter aus einer großen Entfernung zu kaufen und hierher transportieren zu lassen - wenn sie das nötige Kleingeld dazu haben. Und auch das dürfte bei einigen Landwirten fehlen, aufgrund der Ernteausfälle.

"Die Bundesregierung diskutiert derzeit über ein Hilfepaket", sagt Greif. Die Ernte für dieses Jahr scheint jedenfalls gelaufen zu sein. Vor Wochen wurde bereits das Getreide geerntet, und Mitte August fangen die Landwirte mit der Maisernte an. Mais wird hauptsächlich für die Tierfütterung verwendet.

Selbst wenn nun der langersehnte ausgiebige Regen fallen würde, kommt er für die Mähdreschfrüchte um einige Wochen zu spät. Getreide und Mais haben längst mit einem Notprogramm begonnen. Die Körner bleiben klein und zwingen die Landwirte zur Noternte. "Seit April haben wir Biergartenwetter mit Temperaturen von über 30 Grad. Bei 30 Grad aber stellt das Getreide das Einlagern ein. Es schafft es nicht mehr, Nährstoffe in die Körner zu lagern, sondern ist nur noch mit der Selbsterhaltung beschäftigt", erklärt Greif. Kleine Körner sind die Folge.

Hauptsächlich den Raps hat es hart erwischt. Diese Frucht, vom regenreichen Herbst verwöhnt, hat deshalb kaum Wurzeln gebildet. Es folgten die Kahlfröste im Frühjahr und dann die Hitze. Ohne Wurzeln konnte kaum Wasser gezogen werden. Raps wird hauptsächlich in der Ölgewinnung und für die Herstellung von Margarine verwendet.

Der Winterweizen hat ebenso gelitten; er dient zur die Herstellung von Brot und Backwaren. Der Anteil des Weizens an einem Brötchen ist in Geld genannt 1,5 Cent. Eine mögliche Teuerung wäre also nicht mit dem schlechten Erntejahr alleine erklärbar. Doch Mais, das andere Getreide und vor allem das Gras der Wiesen dienen in erster Linie zur Fütterung der Tiere.

Kühe müssen auf Stroh ausweichen

"Tierhaltende Betriebe konnten früher drei Schnitte von ihrer Wiese erzielen", sagt Greif. Heuer war die sich anbahnende Katastrophe schon beim zweiten Schnitt erkennbar. Manche Landwirte konnten von den guten Erträgen aus dem Vorjahr zehren und ihre Tiere damit füttern. Doch andere Landwirte suchen dringend Futter. Das erkennt man auch an den vielen gepressten Strohballen, die auf den Wiesen verteilt liegen. Ein Bild, das es so schon länger nicht mehr gab.

Das Stroh, das sonst in den Acker eingearbeitet wurde, wird nach Hause geholt. Aber es fehlt auch vielen Pferdebesitzern als Einstreu. Hermann Greif erinnert sich an das Jahr 1976, wo ähnlich viel Stroh nach Hause geholt wurde. Auch er hatte damals noch Viehbetrieb. "Vom Stroh wird keine Kuh fett", sagt Greif, und Milch gibt sie auch nicht. Um der Kuh das Stroh überhaupt schmackhaft zu machen und zum Fressen zu bewegen, wurde Melasse vermischt.

Erst wenn das Futter der Tiere sichergestellt ist, kann Überschuss in den Handel gegeben werden. Sicher würden bei einigen Getreidesorten die Preise steigen, "das wird aber die Verluste nicht ausgleichen; bei manchen Früchten sind es 50 Prozent", sagt Greif. Ein Drittel des Einkommens machen die hitze- und trockenbedingten Ernteausfälle auf jeden Fall aus.

Schlechte Bewässerung in Bayern

Nun mag es in einigen Regionen etwas besser aussehen, weil dort zur richtigen Zeit ein paar Liter Regen zur Linderung beigetragen haben. Grundsätzlich aber sind Hitze und Trockenheit heuer ein Problem, das auch anderen EU-Regionen zu schaffen macht.Weiterhin Masse mit Klasse konnten Betriebe liefern, die ihre Felder bewässern können. "In Bayern sind wir schlecht mit Bewässerung aufgestellt", weiß Greif. In der "heißen Phase" der Trockenheit wurde deshalb über Projektversuche diskutiert, um eine intelligente Bewässerung möglich zu machen.

Der zweite Weg betrifft die Züchtung. "Wir versuchen Pflanzen zu züchten, die mit weniger Wasser auskommen", verrät der Präsident des oberfränkischen Bauernverbands.Für dieses Jahr ist es freilich zu spät. Jetzt gilt nur: "Wir retten, was noch zu retten ist", sagt Greif ernst.

Wie die Fischer und die Gärtner mit der Hitze umgehen, lesen Sie hier.

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