Ice Bucket Challenge hat den Kreis Forchheim erreicht

27.8.2014, 08:00 Uhr
Ice Bucket Challenge hat den Kreis Forchheim erreicht

© Roland Huber

Nominierung klingt nach Oscar, rotem Teppich und ewigem Ruhm. Derzeit hat das Wort eine eiskalte Bedeutungskomponente. Die Ice Bucket Challenge greift um sich – eine außergewöhnliche Spendenaktion gegen die unheilbare Nervenkrankheit ALS.

Wer nominiert wird, hat die Wahl: spenden oder sich einen Kübel Eiswasser über den Kopf gießen. Nachdem einige Promis das „oder“ durch ein „sowohl als auch“ ersetzt, und die Beweisvideos dazu medienwirksam ins Netz gestellt haben, hat eine gewisse Gruppendynamik eingesetzt. Die meisten tun nun beides und behaupten tapfer, auch die kühle Dusche sei spaßig. Ursprünglich stammt die Idee aus Amerika, schwappte über den Teich und ist seit ein paar Wochen auch im Landkreis angekommen. Kritiker monieren, dass die Aktion die Krankheit ins Lächerliche ziehe. Sobald der erste Hype vorüber sei, werde die Spendenbereitschaft absacken.

Ice Bucket Challenge hat den Kreis Forchheim erreicht

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Für die rasche Ausbreitung der Challenge sorgt ein cleverer Trick: Wer die Herausforderung absolviert hat, darf drei weitere Personen nominieren. Auf diese Weise hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits eine „Einladung“ von gleich zwei Promis erhalten — von Handballer Stefan Kretzschmar und TV-Moderator Oliver Pocher. Ausgang noch ungewiss.

Uwe Kirschstein, SPD-Stadtrat aus Buckenhofen, hält nichts davon, andere zu drängen, bei der Challenge mitzumachen. Er selbst wurde via Facebook von Freunden aus Oldenburg und Forchheim nominiert. „Ich war in der Sauna als ich es gelesen habe und habe kurz gedacht, die Eisdusche hier zu nehmen.“ Als Warmduscher wollte er aber doch nicht gelten. Er hält die Aktion für eine sinnvolle Kombination: Gutes tun und Spaß dabei haben.

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Überlegt hat er, Oberbürgermeister Franz Stumpf oder den CSU-Fraktionsvorsitzenden Udo Schönfelder als nächste Kandidaten zu nennen. „Aber das wäre kein guter Stil, ich will niemanden überrumpeln.“ Stattdessen hat er herumgefragt, wer mitmachen will. Schönfelder wurde inzwischen von anderer Seite nominiert, ebenso FDP-Stadtrat Sebastian Körber.

Jetzt ist erst einmal Uwe Kirschstein an der Reihe. Die Geldspende war schnell entschieden. Er wandelt das Konzept etwas ab. 100 Euro gehen an die Lebenshilfe Forchheim, weitere 100 Euro gibt er der Bürgerstiftung in Oldenburg. Soweit so trocken.

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Der nasse Part erfolgt am Marktplatz. Um nicht unnötig Wasser zu verschwenden, will Kirschstein eine Fluss-Dusche nehmen. Handy und Geldbörse wandern in Sicherheit. Der Bronze-Karpfen am Wiesent-Ufer guckt unbeeindruckt, der Siemens-Ingenieur auch. Noch. Die Kamera läuft. Er schöpft Wasser aus dem gefühlt zwölf Grad kalten Fluss und kippt es sich, ohne zu zögern, über den Kopf. Fertig. War gar nicht so schlimm, oder? „Es geht“, sagt der Buckenhofener und putzt die Brille trocken. Im nahen SPD-Büro warten die Wechsel-Klamotten.

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Was Kirschstein betrifft, bleibt die Challenge in der SPD-Familie. Sowohl Sigrid und Susanne Wagner aus Forchheim, als auch Simon Berninger, Gemeinderat aus Langensendelbach, sind SPD-Mitglieder.

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Die Eiswasser-Spenden-Kombi hat aber auch schon im Sport Fuß gefasst — wahrscheinlich ausgehend von den Kickern des FC Burk. Deren Trainer Mario Herrmannsdörfer ist im sozialen Bereich tätig und animierte sein Team. „Ich finde die Aktion insgesamt gut, weil sie auch dafür sensibilisiert, wie gut es uns geht und wie Menschen mit Handicap täglich zu kämpfen haben.“

Laut Herrmannsdörfer ist der FC die erste bayerische Fußballmannschaft, die sich nass gemacht hat — und spendete. Es folgten die Burker und die Ebermannstädter Damen und bis dato die erste Mannschaft des TSV Ebermannstadt. Allein durch diese vier Teams sind 350 Euro aus den Mannschaftskassen zusammengekommen. „Sich nur nass zu machen, wäre Blödsinn“, sagt TSV-Co-Trainer Eike Striegel.

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