„Ich hätt‘ so gern EBS“

14.3.2011, 16:30 Uhr
„Ich hätt‘ so gern EBS“

© Irene Lenk

„Ich hätte so gern mein altes Kennzeichen EBS-V559H behalten“, sagt Klaus Neuner. Der CSU-Stadtrat hat von seinem Vater einen Ford 17 M, Baujahr 1971, geerbt, der lange Jahre das alte Nummernschild hatte. Vor kurzem aber kam ein Brief des Landratsamtes Forchheim, in dem er aufgefordert wurde, wegen Halterwechsel ein neues Kfz-Kennzeichen anzubringen.

Überall aufgefallen

Jetzt hängt am alten Ford ein neues „FO-N1971H“ . Das findet Klaus Neuner mehr als schade, denn mit dem EBSer Schild sei man überall aufgefallen. Vor allem wenn er mit seinem super gepflegten Ford bei Oldtimer-Treffen war, habe es neidische Blicke gegeben. Wäre es möglich, würde er sofort das alte Kennzeichen wieder nehmen.

Mit seinem Wunsch steht Klaus Neuner nicht allein. Professor Dr. Ralf Bochert, der im Studiengang Tourismusmanagement an der Hochschule Heilbronn lehrt, kann das sogar wissenschaftlich nachweisen. Unter seiner Leitung sind letztes Jahr über 17000 Menschen in 81 deutschen Städten gefragt worden, ob sie ihr altes Kennzeichen, die bei Gebietsreformen in den 70er Jahren abgeschafft worden sind, wieder haben möchten. Die Ergebnisse sind verblüffend: Bundesweit sagen 73 Prozent Ja dazu, in Bayern sind es 68,5 Prozent. Völlig überraschend sei gewesen, dass 76,2 Prozent der 16- bis 30-Jährigen das alte Kfz-Zeichen wollen. „Da haben wir mit den Ohren geschlackert“, kommentiert der Professor nun im Ebermannstädter Rathaus dieses Ergebnis. Für Ralf Bochert ist nach den Umfragen klar, dass eine große Mehrheit der Menschen eine Kennzeichenliberalisierung wollen. „Das zeigt politischen Handlungsbedarf.“

Natürlich weiß der Professor, dass seine Idee nur „ein kleines, nettes Thema“ ist. Sie sei aber auch eine gute Marketingmöglichkeit für Urlaubsregionen, die nichts koste, erläutert der Tourismusexperte. Wenn 3000 Fahrzeuge mit EBSer Schild rumfahren, würden die durchschnittlich 50 Mal gesehen, das mache pro Tag „150000 kleine Wahrnehmungen für nichts“. Das habe doch einen gewissen Charme. Zudem habe man bei den Befragungen herausgefunden, dass vor allem Männer bereit wären, für ein altes Kfz-Schild freiwillig zehn Euro und mehr zu zahlen. „Das Kennzeichen ist den Leuten wichtig, es bedeutet ihnen etwas“, folgert Ralf Bochert.

Um der Kennzeichenliberalisierung den Weg zu bahnen, tourt der Professor zurzeit durch die Republik. Mit Erfolg: Im hohen Norden zum Beispiel in Rügen und Stralsund fiel die Initiative bereits auf fruchtbaren Boden. Auch der bayerische Verkehrsminister Martin Zeil habe seine Unterstützung bekundet, so Bochert. Die Landratsämter seien deswegen bereits angeschrieben worden.

Kunigunda Habermann, Pressesprecherin des Landratsamtes Forchheim, bestätigt das. Man werde die Gemeinden dazu hören, sagt sie. Sie selbst sehe das Anliegen skeptisch: „Die Gebietsreform liegt jetzt 39 Jahre zurück, die Leute haben sich doch inzwischen an das FO-Schild gewöhnt.“ Überhaupt: „Wo fängt man an, wo hört man auf?“, fragt sie, schließlich sei damals nicht nur der Landkreis Ebermannstadt aufgelöst worden, sondern auch zehn Gemeinden aus dem Kreis Pegnitz zum Landkreis Forchheim gekommen. Sollten die jetzt wieder das alte Schild PEG bekommen? In Ebermannstadt gibt es viele Anhänger des alten EBSer Schildes: „Ich würde liebend gern mit einem EBSer Kennzeichen rumfahren“, sagt Bürgermeister Franz Josef Kraus. Bei einer Spontan-Umfrage im CSU-Ortsverband hätten sich 49 von 50 Leuten für das alte Kennzeichen ausgesprochen. Jetzt soll das Thema im Umweltausschuss am Mittwoch, 23. März, diskutiert werden. Sind die Stadträte für das alte Schild, werde man sich mit dem Anliegen an das Landratsamt wenden.

Wollen Sie das alte Kfz-Kennzeichen EBS wieder haben? Darüber können Sie noch bis Sonntag im Internet unter www.nn-forchheim.de abstimmen.