Igensdorf: "Führerschein und Fahrzeugschein bitte"

22.7.2018, 08:00 Uhr
Igensdorf:

© Foto: Petra Malbrich

An den beiden Straßenbuchten vom Lindenhof (Gemeinde Igensdorf) stehen Polizeiautos. Automatisch werden die Verkehrsteilnehmer langsamer. Schon winken die beiden Polizisten mit ihrer Kelle. Diesmal gilt es den Motorradfahrern. Die Sicherheitskontrolle am Lindenhof ist der Auftakt des bayernweiten Verkehrssicherheitsprogramms "Bayern mobil, sicher ans Ziel".

"Das steht jedes Jahr unter einem bestimmten Sicherheitsaspekt, heuer ist es die Motorradsicherheit", erklärt Alexandra Federl, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Das Thema wurde nicht ohne Grund gewählt, denn die Zahl der tödlichen Motorradunfälle hatte sich von 2016 bis 2017 mit 20 Unfalltoten verdoppelt. Für 2018 können noch keine Zahlen genannt werden, doch laut momentanem Stand der Statistik ist die Zahl der Unfalltoten wieder gesunken. Eine positive Nachricht, die wohl nicht zuletzt auf solche Sicherheitskontrollen zurückzuführen ist.

So werden im gesamten Juli hindurch schwerpunktmäßig Motorradfahrer kontrolliert. "Führerschein und Fahrzeugschein bitte", sagt der Beamte zu einem der drei jungen Motorradfahrer. "Ich kann gelassen bleiben, weil bei meinem Motorrad alles in Ordnung ist", sagt der 18-jährige Pascal, während bei der Maschine seines Freundes gerade die Sicherheitskontrolle durchgeführt wird. Dort wird der Polizist fündig.

Die Abdeckung und die Rückstrahler fehlen. Das führt zu einer Gefährdung und der junge Mann, der mit seinem Freund und einer Freundin nach Nürnberg unterwegs ist, muss das in Ordnung bringen. Denn die Betriebserlaubnis erlischt mit dieser Kontrolle.

Und ein Blick auf die grüne Tüv- Plakette zeigt, dass auch diese Untersuchung fällig wird. Weiter fahren dürfen sie trotzdem. "Es sind Einzelfallentscheidungen", sagt Alexandra Federl. Natürlich gehe die Sicherheit vor, doch bei weniger gravierenden Mängeln dürfen die Betroffenen noch bis nach Hause fahren, wenn die Entfernung nicht allzu groß ist.

Auch beim Motorradfahrer, der von Nürnberg Richtung Gräfenberg fährt, erlischt die Betriebserlaubnis für sein Gefährt. Bei seinem Motorrad ist der Auspuff einfach zu laut. Der eingebaute Auspuff ist zwar erlaubt, brennt sich aber aus und wird dann immer lauter. "Ich wusste, dass der Auspuff lauter wird, aber nicht, dass es schon im zweiten Jahr sein könnte", erklärt der junge Mann, der von der Arbeit nach Hause nach Gräfenberg unterwegs war. "Normalerweise müsste er das Motorrad stehen lassen. Mit der Auflage langsam zu fahren und nicht hochzudrehen, darf er bis zu seinem Wohnort weiter fahren", sagt Christoph Reh, Polizeibeamter der Inspektion Uttenreuth.

Der Fahrer hat nun zwei Möglichkeiten: Entweder er lässt den Auspuff einstellen, den Wert beim Tüv prüfen oder er baut den Original-Auspuff wieder ein. Dann kann er normal weiter fahren. Das Bußgeld beträgt 90 Euro plus Gebühren und Auslagen und dann je nach Entscheidung des Fahrers die Tüv-Kosten. Hält er sich nicht an die Auflage, das Motorrad bis dahin in der Garage zu lassen und würde erneut kontrolliert werden, verdoppelt sich das Bußgeld.

Bei den meisten Motorrädern ist die Lautstärke zu bemängeln. "Das hier nachzuweisen, ist am einfachsten, denn dieser Auspuff ist ohne Elektronik", sagt Christoph Reh. Bei den Motorrädern mit verstecktem Schalter oder Fernbedienung wird es schwieriger.

Das ist häufig bei den Harley Davidsons so. Diese fahren leise, wenn die Klappe am Auspuff geschlossen ist. Die Klappe ist jedoch über den Motor gesteuert und kann nach der Kontrolle wieder geöffnet werden. Ein Auspuff mit Elektronik kostet 2000 Euro und mehr. Manche haben auch eine Mechanik im Auspuff, was bewirkt, dass die Klappe immer offen und der Sound der Maschine laut ist.

In manchen Maschinen ist der DB Killer (Dezibel Killer) ausgebaut worden. Dieser DB Killer bewirkt, dass die Maschine leiser wird. Bei dem Motorrad des jungen Mannes ist das nicht der Fall. Das Innenrohr würde sonst fehlen, erklärt Reh, während kurz nach der "Kellerhauskurve" ein Quad umdreht, als der Fahrer die Polizeikontrolle erspäht. Doch er kommt nicht davon, sogar ein Alkomat wird angefordert.

Fehlanzeige, der Fahrer war nicht betrunken, er fuhr "nur" mit abgefahrenen Reifen, was aber auch zu einer Bußgeldanzeige führt. Unterdessen winken die Polizisten weitere Motorradfahrer heraus. In den zweieinhalb Stunden wurden insgesamt 50 Motorräder kontrolliert. Neun davon wurden bemängelt, bei fünf von ihnen erlischt die Betriebserlaubnis. So betrachtet verlief die Sicherheitskontrolle aus Sicht der Polizeibeamten positiv.

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