Im Jahr 1502 bekam Neunkirchen eine Stadtmauer

2.9.2015, 15:00 Uhr
Im Jahr 1502 bekam Neunkirchen eine Stadtmauer

© Foto: Harald Hofmann

Beschreibungen über die Neunkirchener Marktbefestigung finden sich in einem halben Dutzend ortsgeschichtlicher Abhandlungen. Neunkirchen war zur Zeit des Mauerbaus Mittelpunkt einer Hofmark (damals der Ausdruck für einen Verwaltungsbezirk) von mehr als dreißig Dörfern und Weilern. Da die Hofmark an der Grenze zu anderen Herrschaftsgebieten lag, wollte der Fürstbischof die zentrale Marktgemeinde militärisch sichern. Dabei fand er in der Reichsstadt Nürnberg einen „Bündnispartner“.

Ein Arbeiterheer schuftete

Nürnberg stellte laut einem Aufsatz von Altbürgermeister Alfred Derfuß (1994 in einer Festschrift zur Kirchen- und Klosterrenovierung veröffentlicht) 200 Erdarbeiter und Bauholz für die Ortsbefestigung zur Verfügung. Der Landesherr Veit Truchsess von Pommersfelden, der im Jahr 1503, dem Jahr der Mauer-Fertigstellung, starb, genehmigte dem Neunkirchener Rat, den Wehranlagenbau mit einer Getränkesteuer auf zehn Jahre hinaus zu finanzieren.

Laut Derfuß und weiteren Historikern bestand die Ortsbefestigung aus einer Stadtmauer mit Wassergraben, Wehrgang, vier Tortürmen, drei Basteien und zwei „Schwalltoren“. Bei letzteren handelte es sich um Mauerdurchlässe für den Brandbach, der um 1500 noch in Richtung Erleinhofer Tor durch den Ort verlief.

Was ist von dieser Befestigungsanlage heute noch erhalten? An die Schwalltore erinnert nur noch der Straßennamen „Am Schwibbogen“ (eine andere Bezeichnung für die Mauerdurchlässe).

Auf ihnen standen Gebäude, die samt Unterbau bei verheerenden Hochwassern, teilweise mit Todesopfern, in den Jahren 1532, 1581 und 1618 stark beschädigt oder gar hinweggespült wurden (nachzulesen in der Goldwitzer-Chronik von 1814).

Bastei und ein Tor sind bewohnt

Wenigstens bruchstückweise sind noch Abschnitte der Stadtmauer erhalten — vor allem in der Friedhofstraße oder auch am Hirtengraben, wo die Mauer 2016 für 200 000 Euro saniert werden soll. Von den größeren Bauwerken im früheren Befestigungsring stehen noch die Obere Bastei in der Glasergasse, die in der Neuzeit zum zweigeschossigen Wohnhaus umgebaut wurde, und Reste der Unteren Bastei in der Hirtengasse.

Ein halbes Jahrtausend und mehr haben drei der vier Eingangstore zum historischen Ortskern überstanden: Das Forchheimer Tor von 1503, das Erleinhofer Tor (1502) und das Erlanger Tor.

War die Neunkirchener Marktbefestigung in ihrer Frühepoche im 16./17. Jahrhundert von größerem Nutzen, wie sich das der Erbauer gewünscht hatte? Der oben erwähnte Heimatforscher Wilhelm Held wollte das nicht uneingeschränkt bejahen. Kleinere Räuberbanden habe der Mauerring sicher fern gehalten und zudem den Bürgerstolz gehoben.

Bei militärischen Angriffen wie im 2. Markgrafenkrieg (1552/53) oder gar im Dreißigjährigen Krieg (1618/48) habe die Ortsbefestigung aber keinen Schutz geboten, meint Held. Zudem engte die Mauer die Bauentwicklung erheblich ein. Vor 170 Jahren zwängten sich 117 verschachtelte Anwesen in das innere Geviert. Und bei Regenfluten und anschwellenden Zuflüssen, so der Chronist, habe der Befestigungswall Wassermassen angestaut und zu folgenschweren Überschwemmungen beigetragen.

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