Im Kellerwald Forchheim kommt (bald) keiner mehr durch

15.4.2018, 08:00 Uhr
Im Kellerwald Forchheim kommt (bald) keiner mehr durch

© Foto: Roland Huber

Der Hauptausschuss des Stadtrates beschäftigte sich mit einem Antrag des FBF, der aus unerfindlichen Gründen 15 Monate lang in der Verwaltung abgelagert wurde, ehe er, und das auch nur in einer ersten Tranche, der Öffentlichkeit serviert werden konnte. Es handelt sich um jenen Antrag, der ursprünglich auch den Vorschlag enthielt, kurz vor dem Eingang zu den oberen Kellern einen großen Parkplatz zu schaffen. Doch dieses Thema ist mittlerweile vom Tisch.

Das FBF wollte darüber hinaus aus dem Kellerwald einen "verkehrsberuhigten Bereich" oder eine "Zone 10 km/h" machen. Im Übrigen sollte nach Meinung des Forchheimer Bürgerforums die (unerlaubte) Durchfahrt mit Pfosten verhindert werden.

Heiliger Berg der Forchheimer

"Wir sprechen hier vom heiligen Berg der Forchheimer", sprach Udo Schönfelder von der christlichen Unionsfraktion, um mal klar zu stellen, um was es hier eigentlich geht. Vier Punkte stellte er sodann als Kellerwald-Credo in den Sitzungsraum: "Belebung, Sicherheit, Barrierefreiheit, Attraktivitätssteigerung." Da gehöre heutzutage, weil ja der eine oder andere mit elektrischer Unterstützung auf seinem Zweirad zum Seidla fährt, auch eine Ladestation zwischen Eiche und Buche.

Aber ist der Kellerwald nicht sowieso schon eine einzige Lade-Station? Wie auch immer, Oberbürgermeister Uwe Kirschstein bedankte sich: "Das ist als Idee sinnvoll."

Sinnlos ist aus Sicht des städtischen Verkehrsexperten Roland Brütting die Einrichtung einer Zone oder eines verkehrsberuhigten Bereiches. Es gebe ohnehin schon so viele Ausnahmemöglichkeiten für Gehbehinderte, für die Hauptschützen wegen ihrer Ausrüstung im Bereich des Schützenkellers, oder auch für Taxen. Wer eine Zonenregelung einführe und damit das heutige Fahrverbot (mit seinen Ausnahmen) aushebele, der lockt aus Brüttings Sicht nur unnötigen Parksuch- und Durchgangsverkehr in den Kellerwald, der zu Chaos und höherer Unfallgefahr führe.

"Freilaufende Kinder"

Das sahen alle Ausschussmitglieder genauso und lehnten diesen Teil des FBF-Antrages ab, auch FBF-ler Paul Nerb. Manfred Hümmer (FW) hatte ein eindringliches, sehr lebensnahes Bild gezeichnet, das bei der Abstimmung jedem Stadtrat die Hand führte: Er sah "freilaufende Kinder" neben freilaufenden Hunden; er sah Motorräder zwichen Hunden und Kindern; er sah Kellerwaldbesucher, "die vielleicht mal ein Seidla zu viel getrunken haben" (soll vorkommen), sich dann aufs Fahrrad schwingen und den Berg hinunter fahren (vorbei an Hunden, Kindern und Motorrädern) — und dann kommt ihnen vielleicht ein verirrtes Auto entgegen, auf dem viel zu engen, außerdem viel zu schlecht beleuchteten Kellerwald-Highway, der kein Ausweichen erlaubt, es sei denn in die Tiefe oder gegen ein Keller-Mäuerla. Und dass die Mauern beschädigt werden, will ja auch keiner. Manfred Hümmer brachte es auf die Formel: "Der Kellerwald ist kein Drive-In."

Stadt holt zum Gegenschlag aus

Der Schleichverkehr durch Forchheims heiligen Hain scheint überhaupt ein großes Problem zu sein, auch zu Kellersaisonrandzeiten. Deswegen holt die Stadt, wie vom FBF beantragt, nun zum Gegenschlag aus. Sie bedient sich dazu voll der Pfosten. Einmal unterhalb vom Glockenkeller, wo heute schon eine nie geschlossene Schranke als Denkmal für repressive Verkehrsmaßnahmen vor sich hin schlummert.

Die zweite Pfostensperre wird, so wurd’s beschlossen, bei den Unteren Kellern zwischen Brauwastl-Keller und Ex-Gottla aufgebaut. Die Durchfahrt vom Schützen- zum Greifkeller oder weiter in die Lichteneiche und umgekehrt ist damit abgeriegelt. Die Botschaft ist klar und lautet frei nach Gandalf in den Höhlen von Moria: "Hier kommt ihr nicht mehr durch!".

Da stimmte auch Thomas Werner (CSU) in den Chor der Auto-Verbanner ein: "Wir müssen den Verkehr aufs Notwendige reduzieren." Für Gehbehinderte wird laut Beschluss zudem weiterer Parkraum geschaffen: zwei Parkplätze vor dem Schindlerkeller, vier vor dem Schützenkeller. Letztere aber nicht während des Annafestes, weil zu dieser heiligen Zeit der Platz für die Band-Busse benötigt wird.

Thomas Werner war es denn auch, der den Finger in die beträchtliche Wunde der Stadtverwaltung legte: Wie steht es eigentlich um die seit mehreren Jahren versprochene neue Kellerwaldsatzung? Schon Kirschsteins Vorgänger war jahrelang damit hausieren gegangen, ohne dass etwas Greifbares dabei heraus kam.

Auch Lisa Hoffmann (SPD) bat darum, mit einer neuen Satzung "die Gestaltung der Keller etwas verbindlicher zu machen". Wie hätte man es denn gern? Das weiß noch niemand. Nur, dass grüne Folien, weiße Pavillons und dreckige Aborte nicht gewollt sind, da sind sich alle einig.

Nur "Sommerleitungen"

Apropos Toiletten: Der FBF hatte auch beantragt, dass "mindestens eine Toilette ganzjährig" geöffnet haben solle im Kellerwald. Das aber ist nicht möglich, verbeschied Sigrid Mauser als städtische Keller-Meisterin. Denn: Die Wasser- und Abwasserleitungen außerhalb der WC-Gebäude verlaufen zu nah unter der Oberfläche. Deswegen heißen sie "Sommerleitungen". Sie würden im Winter aufgefrieren. Die Gebäude sind außerdem nicht gedämmt. Nur "Frostwächter" verhindern, dass die Wasseruhren einfrieren.

Im Sommer sind die Toiletten zwar auch nicht immer geöffnet, so Mauser, aber Rollstuhlfahrer/innen haben mittels Euro-Schlüssel jederzeit die Möglichkeit, sie zu benutzen. Und das müssen sie auch, denn etliche Aborte in den real existierenden Kellerwirtschaften sind zwar zu benutzen, aber nicht zu empfehlen.

Auch hier zeichnete Manfred Hümmer ein lebensechtes Bild, das aber schamvoll verschwiegen werden soll. Ulrich Schürr (JB) klagte, es bestehe "teils ein äußerstes Missverhältnis zwischen Anzahl der Besucher und Toilettenkapazitäten". Der OB gelobte, das Bedürfnis ernst zu nehmen und diesbezüglich mit den Kellerwirten immer und immer wieder reden zu wollen. Aber jetzt ist bald wieder Kellerwaldsaison, dann Annafest und dann geht es schon wieder auf Weihnachten zu. 

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